iMOVE-Länderseminar: Weiterbildungsmarkt Russland

Eindrücke des Seminars

    Am 28.04.2005 fand im Bundesministerium für Bildung und Forschung in Berlin das iMOVE Länderseminar "Weiterbildungsmarkt Russland" statt.

    Das Seminar richtete sich an Anbieter von beruflicher Aus- und Weiterbildung und wurde in Kooperation mit dem BAZ e.V. Selbelang durchgeführt.

    Es nahmen insgesamt 30 Akteure und Experten aus dem Bereich der beruflichen Bildung teil, unter anderem auch drei Referenten aus Russland.

    Die Moderation von Sabine Gummersbach-Majoroh (Leiterin iMOVE) und Dr. Maria Buchbach (Geschäftsführerin BAZ e.V. Selbelang) führte durch den Tag, an dem zwischen den zahlreichen Beiträgen intensiv diskutiert wurde.

    Ergebnisse

    Als Resümee des Seminartages können folgende Punkte festgehalten werden:

     

    1. Netzwerke und Konsortien mit dem Ziel deutsch-russischer Bildungskooperation müssen weiter vorangetrieben werden. Ein Baustein dabei ist die iMOVE-Delegationsreise nach Russland Ende Juni/Anfang Juli dieses Jahres.
    2. Die Bildung in Russland muss sich stärker am Bedarf der Wirtschaft orientieren.
    3. Es müssen verstärkt Finanzierungsquellen im russischen Markt selbst aufgetan werden, beispielsweise in Form von Russischen Fonds für Klein- und Mittelständische Unternehmen.
    4. Insbesondere die Bereiche Maschinenbau, Bauwesen, Informationstechnologie und der sozialpflegerische Bereich weisen einen hohen Qualifizierungsbedarf auf.

    9:00 Uhr Empfang und Registrierung 

     

    9:30 Uhr Begrüßung und Moderation, iMOVE 

     

        Grußworte:

     

    • Susanne Burger, Leiterin des Referats EU-Programme im Bildungsbereich - Bundesministerium für Bildung und Forschung
    • Dr. Sergej Nikitin, Leiter der Repräsentanz der IHK Russland in Deutschland
        

    10:00 Uhr 

     

    • Die wirtschaftliche Lage Russlands und die Entwicklung der deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen
      Claus Brümmer, von 2000 bis 2004 Leiter der KfW - Koordinierungsstelle in der Deutschen Botschaft Moskau 

     

    11:00 Uhr Kaffeepause 

     

    11:15 Uhr 

     

    • Marktentwicklung, Qualifizierungsbedarf und Zielgruppen für deutsche Bildungsanbieter mit anschließender Diskussion
      Dr. Nadja Galaida, Abteilungsleiterin am Forschungsinstitut SOPS, Akademie der Wissenschaften der RF, Moskau
      Nina Lopatkina, Prorektorin der Managementakademie der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft des Gebietes Kirow 

     

    12:45 Uhr Mittagessen

     

    14:00 Uhr 

     

    • Interkulturelle Aspekte der deutsch-russischen Bildungszusammenarbeit
      Günter Patzelt, BAZ Selbelang e.V. 

     

    14.30 Uhr 

     

    • Finanzierung, Förderung und rechtliche Rahmenbedingungen
      Dr. Karin Rau, Beraterin BBJ Consult AG, Niederlassung Potsdam
      Günther Schmook, Dozent, BAZ Selbelang e.V. 

     

    15:30 Uhr Kaffeepause

     

    16.00 Uhr 

     

    • Erfahrungen aus der deutsch-russischen Bildungskooperation (Diskussion) Moderation: Dr. Maria Buchbach, Projektleiterin Osteuropa, BAZ Selbelang e.V.

     

        Diskussionsteilnehmer:

     

    • Dr. Gerd Schimansky-Geier, Generalmanager des deutschen Beitrages zum Managerfortbildungsprogramm, InWent gGmbH Köln
    • Professor Dr. Max Oesau, Private Wirtschafts- und Technikakademie GmbH Rostock
    • Rolf Meinig, Beauftragter des Landes Brandenburg in Moskau 

     

     

    17:30 Uhr Resümee und Ausblick, iMOVE
     
    Ende der Veranstaltung gegen 17:45 Uhr

    Susanne Burger

    • Referatsleiterin im Bildungsministerium erläuterte die strategische Partnerschaft zwischen Deutschland und Russland in Wissenschaft und Bildung. Sie berichtete von der ersten bilateralen Arbeitsgruppe zur beruflichen Bildung zwischen den beiden Bildungsressorts im Januar 2005 und dessen geplante Fortsetzung im Herbst dieses Jahres. 

     

    Dr. Sergej Nikitin

    • Leiter der Repräsentanz der IHK Russland in Deutschland wies in seinem Grußwort auf die Wichtigkeit der Anpassung der Bildung an das wirtschaftliche Wachstum hin. Gleichzeitig zeigte er die derzeitigen Schwierigkeiten auf, mit denen die Bildungssituation behaftet ist. Er identifizierte diesbezüglich als Hauptprobleme die Unterfinanzierung, Qualitätsmängel, fehlendes Lehrpersonal und veraltete technische Bedingungen. Zudem sei insbesondere die mittlere Ebene der Berufsausbildung mit der staatlichen Struktur völlig zusammengebrochen. Er bot sich als Anlaufstelle und Sprachrohr zu den über 160 regionalen Industrie- und Handelskammern Russlands an. 

     

    Claus Brümmer

    • bis 2004 Leiter der KfW-Koordinierungsstelle in der Deutschen Botschaft Moskau umriss die wirtschaftliche Lage Russlands und die Entwicklung der deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen. Dabei wurde deutlich, dass die Ziele russischer Wirtschaftspolitik zur weiteren Wirtschaftsentwicklung mit hohem Wachstum nur bei Investition in qualifizierte Aus- und Weiterbildung erreichbar ist. 

     

    Dr. Nadja Galaida

    • Forschungsinstitut SOPS der Akademie der Wissenschaften, Moskau, charakterisierte die Arbeitsmarktsituation Russlands als Hintergrund und Ausgangspunkt gegenwärtiger Bildungspolitik. Arbeitslosigkeit und auch Bildungsniveau, die jeweils zwischen Metropolen und Regionen erheblich variieren, machen die Anforderungen an die Aus- und Weiterbildung sehr komplex. Übergreifendes Problem ist dazu, dass die Ausbildungsstrukturen am Bedarf des Arbeitsmarktes und der Wirtschaft vorbei arbeiten. Zunächst besteht aus Galaidas Sicht ein hoher Qualifizierungsbedarf unter den Pädagogen. Fachkräfte fehlten vor allem in den Bereichen Management, Finanzwesen, Marketing, Logistik und IT. 

     

    Nina Lopatkina

    • Prorektorin der Managementakademie Kirow umriss am Beispiel der Umstrukturierung ihrer Einrichtung Erfolge und ungelöste Fragen der Neugestaltung des Bildungsmarktes. Wichtig sei in den nächsten Jahren die Anpassung der Ausbildung an westeuropäische Standards. Außerdem müsse man unter Beteiligung der Wirtschaft zuverlässige Prognosen über die Nachfrage an Fachkräften entwickeln. Insbesondere im Bereich der Erstausbildung sieht die Referentin Ansätze für die Zusammenarbeit auch mit deutschen Bildungsanbietern. 

     

    Günther Patzelt

    • BAZ e.V. Selbelang berichtete über die interkulturellen Dimensionen der deutsch-russischen Zusammenarbeit, deren Grundvoraussetzung Sensibilität und Aufgeschlossenheit für kulturelle Unterschiede sei. Typische Unterschiede lägen in der langfristigen oder kurzfristigen Perspektive, der Trennung oder Vermischung von Dienstlichem und Privatem sowie einer wissensbezogenen oder personenbezogenen Autoritätseinordnung bei Deutschen und Russen. 

     

    Dr. Karin Rau

    • BBJ Consult Potsdam schilderte Zugangsmöglichkeiten zu Förderprogrammen der Europäischen Union wie dem Präsidentenprogramm, das TACIS-Programm bis 2006 sowie weiteren speziellen Programmen für Bildung und für Jugend. 

     

    Günther Schmook

    • Dozent für deutsch-russischen Rechtsvergleich schilderte die wichtigsten Eckpunkte zur finanziellen Absicherung bei einem Markteinstieg deutscher Bildungsunternehmen in den russischen Markt unter Einbezug aktueller rechtlicher Rahmenbedingungen. 

     

    Isolde Heinz

    • InWent gGmbH stellte das Präsidentenprogramm zur Aus- und Weiterbildung russischer Manager vor, deren Koordination bei ihrer Organisation liegt. Die Qualifizierung von jährlich 5000 russischen Managern wird zunächst bis 2007 fortgesetzt. 

     

    Dr. Karl Nehls

    • Wirtschaftsakademie Warnemünde plädierte am Beispiel der Privatisierung des Hafens Murmansk für erfolgreiche Kooperationsformen, die die Eigenaktivität der russischen Bildungsteilnehmer herausfordern und fördern. 

     

    Dr. Kerstin Seise

    • Consulting Service Leipzig beschrieb ihre Erfahrungen in der deutsch-russischen Zusammenarbeit und bilanzierte, dass diese kooperativ und konkret vor Ort erfolgen solle. Gemeinsam mit einem russischen Partner den Markt zu erschließen sei am erfolgversprechendsten. 

     

    Rolf Meinig

    • als Beauftragter der Landesregierung Brandenburg im Russischen Unternehmerverband berichtete von seinen Erfahrungen und bilanzierte das kooperative Prozesse Zeit beanspruchten, um beispielsweise Sprachbarrieren und Gefühle von Fremdheit abzubauen. Deutsche beklagten auf russischer Seite vor allem Kommunikationsmängel, fehlendes Büromanagement und Informationsverluste durch unklare Verantwortlichkeiten und Verspätung.