Südafrika: Fachkräftemangel auch im Wassersektor

Wie in vielen anderen Sektoren in Südafrika ist der Mangel an Fachkräften auch im Wassersektor ein größerer Hemmschuh als fehlendes Geld. Viele gut ausgebildete Fachkräfte sind entweder schon im Ruhestand oder arbeiten im Ausland, wo sie mehr verdienen.

Wassersektor bietet viele Geschäftsmöglichkeiten

Defizite bei der Aufbereitung

Mindestens 3 Millarden Euro will die südafrikanische Regierung bis 2018 in die Wasserinfrastruktur investieren. Experten gehen allerdings davon aus, dass deutlich mehr Geld nötig sein wird, um die Wasserver- und Abwasserentsorgung langfristig sicherzustellen; von etwa 10 Millarden Euro an Investitionsbedarf ist die Rede. Bei den derzeit geplanten Projekten geht es in erster Linie um neue Staudämme.

Die Nachfrage nach Wasser steigt schon allein dadurch, dass immer mehr von schwarzen Südafrikanern bewohnte Siedlungen an das Netz angeschlossen werden. Wirtschaftswachstum, neue Kraftwerke und Minen sowie Projekte in der Landwirtschaft erhöhen den Druck auf die Wasservorräte. Angesichts der wachsenden Nachfrage sind neue wassersparende Technologien notwendig.

Die Infrastruktur muss erweitert werden, Abwasseraufbereitung und effizientere Speicherung dürften ebenfalls an Bedeutung gewinnen. Außerdem müssen die Institutionen auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene gestärkt werden. Im ganzen Land muss ein Umdenken einsetzen, damit Wasser als knappe und kostbare Ressource begriffen wird.

Auch deutschen Unternehmen eröffnen sich im südafrikanischen Wassersektor vielfältige Geschäftsmöglichkeiten.

Insbesondere in folgenden Bereichen dürfte es zu einer hohen Nachfrage kommen: Aufbereitung und Nutzung von Grundwasser; Aufbereitung von Abwasser (Industriewasser, Wasser für die Landwirtschaft, dritte Leitung in Haushalten und indirekte Trinkwasserverwendung); Techniken in der Abwasseraufbereitung; Entsalzung; Erhalt der Wasservorräte/Wasserschutz und Nachfrage-Management (wassersparende Technologien und Steuerung des Drucks auf die Ressourcen); Wasservorrats-Management (Kontrolle, Planung und Steuerung einschließlich Kapazitätsentwicklung und Stärkung der Institutionen im örtlichen, regionalen, nationalen und grenzüberschreitenden Rahmen; Energieerzeugung aus Wasser (hydroelektrische Kraftwerke, geothermische Energie).

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Ein heikles Thema ist die Privatisierung der Wasserversorgung. Wasser wird in noch höherem Maße als Energie von vielen Bürgern als Gemeingut gesehen, das in öffentlichem Eigentum verbleiben sollte. Das Department of Water Affairs (DWA) beruft sich auch auf schlechte Erfahrungen mit der Privatisierung von Wasser in Asien und Südamerika.

Dagegen befürworten einige Mitarbeiter des Ministeriums sehr wohl Privatisierung oder zumindest Public Private Partnerships (PPP) in Teilbereichen. Das dürfte vor allem für diejenigen Kommunen attraktiv sein, die aufgrund mangelnden Know-hows nicht mehr in der Lage sind, die Wasserversorgung zu gewährleisten.

Wie in vielen anderen Sektoren in Südafrika ist der Mangel an Fachkräften auch im Wassersektor ein größerer Hemmschuh als fehlendes Geld. Weder im DWA noch in den Städten und Gemeinden werden wichtige Posten kontinuierlich besetzt. So hatte das DWA im Laufe der letzten drei Jahre vier Generaldirektoren. Viele gut ausgebildete Fachkräfte - meist Weiße - sind entweder schon im Ruhestand oder arbeiten im Ausland, wo sie mehr verdienen.

Beigetragen zur Abwanderung weißer Fachkräfte hat unter anderem auch die Kombination von Affirmative Action und Black Economic Empowerment, das heißt die gezielte Förderung von Angehörigen der bisher durch die Apartheidpolitik benachteiligten Bevölkerungsgruppen (Schwarze, Farbige, Asiaten, Frauen) im Berufs- und Arbeitsleben und in der Wirtschaft, unter anderem durch eine Quotenregelung.

Gut ausgebildeten Weißen fehlten zuletzt die Karrierechancen im öffentlichen Dienst. Außerdem wurde es in den letzten Jahren versäumt, genügend Fachkräfte auszubilden.

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Quelle: Auszug Artikel "Wassersektor bietet viele Geschäftsmöglichkeiten", Germany Trade and Invest, gtai Online-News vom 18.11.2010