Omans Ausbau der Berufsausbildung hat weiterhin höchste politische Priorität

Mit der Politik der "Omanisierung" des Arbeitsmarktes versucht die omanische Regierung, Arbeitsplätze für die jährlich mehr als 30.000 Schulabgänger und Hochschulabsolventen zu schaffen. Schon jetzt sind über 50 Prozent der Bevölkerung im Oman jünger als 18 Jahre, eine demografische Entwicklung, die zu immer schärferen Qualifizierungsproblemen führt. Daher haben die Reservierung bestimmter Berufe für ausschließlich omanische Staatsangehörige und ein Ausbau der Berufsausbildung höchste politische Priorität. Deutschland ist auf dem Gebiet der beruflichen Bildung und der Ausbildung zum Facharbeiter ein wichtiger Partner.

Mit Grenzen zum Jemen, den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Königreich Saudi-Arabien liegt das Sultanat Oman geostrategisch günstig am Indischen Ozean und hat via Straße von Hormus einen Zugang zum Arabischen Golf. Absehbar prosperiert das vorderasiatische Land mit seinen rund 3,5 Millionen Einwohnern, davon etwa ein Drittel Ausländer, doch das heute begrenzt erscheinende wirtschaftliche Risiko könnte empfindlich steigen, wenn es nicht gelingen sollte, innerhalb einer einzigen Generation die gesamte Volkswirtschaft grundlegend umzustellen; denn die vom Ölmulti Shell und anderen Unternehmen ausgebeuteten Ölvorkommen sind Experten zufolge aus heutiger Sicht in etwa zwei Jahrzehnten erschöpft.

Nach einer geradezu stürmischen Wachstumsphase während der letzten Jahre von bis zu 12 Prozent (2008) segelt das Sultanat inzwischen wieder mit einem deutlich schwächeren Wirtschaftswachstum, wenngleich nach wie vor von einem guten Rückenwind begleitet. Für die Jahre 2010 und 2011 darf man mit realen Zuwächsen beim Bruttosozialprodukt (BIP) in Höhe von jeweils bis zu 4,5 Prozent rechnen.

Dank seiner Ölexporte hat Oman unter Sultan Qabus bin Said al Said, der sein Volk als absoluter Monarch regiert, jedoch überaus beliebt im Land ist, seit seiner Thronbesteigung im Jahr 1970 das östlichste Land der arabischen Welt mit einer Fläche von 309.500 Quadratkilometern rasant modernisiert. Dies wurde am 18. November 2010, dem 70. Geburtstag des Sultans, während der Jubiläumsfeierlichkeiten überall deutlich; die Omaner begehen den Geburtstag des unverheirateten Staatsoberhaupts, Regierungschefs und Außenministers ohne Kinder und nachfolgefähige Brüder traditionell als Nationalfeiertag.

"Vierzig glorreiche Jahre" kündeten am Flughafen der Hauptstadt Maskat im Norden des Landes Plakate von den Errungenschaften unter dem agilen Monarchen, dem die Omaner fast alles zu verdanken haben. Heute gibt es dort ein gut ausgebautes Netz an Straßen, Schulen und Krankenhäusern. Stolz ist man zum Beispiel auf den Sultan-Qabus-Highway oder auf die dahinter liegende imposante Sultan-Qabus-Moschee.

Bildung, religiöse Toleranz und die Gleichberechtigung von Mann und Frau werden großgeschrieben. Der Sultan ist sehr volksnah, reist jedes Jahr quer durch das Land, um unmittelbar mit den Menschen vor Ort zu sprechen. Eine politische Opposition gegen den Sultan ist praktisch nicht vorhanden; allerdings bemüht sich das Staatsoberhaupt, potenzielle Oppositionelle und andere wichtige Akteure so weit wie möglich in seine Visionen und Aktionen einzubeziehen.

Die Verbindung von Tradition und Moderne liegt dem Sultan besonders am Herzen, der schnell erkannt hatte, dass ehrgeizige Bauprojekte und touristische Attraktionen wie in den benachbarten Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) angesichts sehr begrenzter Ressourcen wenig Sinn machen.

Vielmehr setzte der Sultan von Anfang an auf eine nachhaltige Entwicklung, zu der auch der Umweltschutz gehört, besonders aber auf die "Omanisierung", nämlich eine rasant wachsende Qualifizierung der immer schneller zunehmenden omanischen Bevölkerung für die heimische Arbeitswelt, um die Omaner langfristig in die eigene Wirtschaft zu integrieren und weniger von Auslandseinflüssen abhängig zu sein. Denn in vielen Bereichen der omanischen Wirtschaft sind überproportional viele Nicht-Omaner tätig, etwa vom indischen Subkontinent stammende Arbeitskräfte im Informationstechnologie-Sektor oder im Finanzwesen.

Mit der Politik der "Omanisierung" des Arbeitsmarktes versucht die Regierung, Arbeitsplätze für die jährlich mehr als 30.000 Schulabgänger und Hochschulabsolventen zu schaffen. Schon jetzt sind über 50 Prozent der Bevölkerung im Oman jünger als 18 Jahre, eine demografische Entwicklung, die zu immer schärferen Qualifizierungsproblemen führt. Daher haben die Reservierung bestimmter Berufe für ausschließlich omanische Staatsangehörige und ein Ausbau der Berufsausbildung höchste politische Priorität.

Deutschland ist auf dem Gebiet der beruflichen Bildung und der Ausbildung zum Facharbeiter ein wichtiger Partner.

Ein kurzer Blick zurück - künftig andere Einkommensquellen als Öl gefragt

Die Kulturen des indischen Subkontinents und Ostafrikas haben schon seit Jahrtausenden den Oman beeinflusst. Der Handel mit Indien und den ostafrikanischen Ländern hat den Staat stärker geprägt als jedes andere arabische Land.

Bereits in der Antike war der Oman für seinen Weihrauch berühmt, später für den Handel mit Kupfer. Im 17. und 18. Jahrhundert erlebte das Land eine Blüte, konnte als Seemacht sogar mit den Briten im Indischen Ozean allemal mithalten. Mit dem Zeitalter des Imperialismus ging diese Blütephase zu Ende. Während sich Kuwait, Bahrain und Katar in der Folgezeit spürbar entwickelten, gehörte Oman zu den deutlich rückständigen Ländern der arabischen Welt. Als der heutige Sultan, unter anderem in der britischen Militärakademie Sandhurst ausgebildet, seinen Vater Said bin Taimur 1970 vom Thron stürzte, gab es im ganzen Sultanat gerade einmal drei Schulen, die nur Jungen zugänglich waren, ausgebaute Straßen nur in der Hauptstadt, während Strom oder fließendes Wasser Seltenheitswert besaßen.
Mit der Erdölförderung hatte man in den 1960er Jahren begonnen. Derzeit fördert der Oman ungefähr 850.000 Barrel Rohöl täglich, was etwa einem Prozent der weltweiten Ölförderung entspricht. Oman ist nicht Mitglied der OPEC und bietet deshalb sein Öl quotenfrei zu den jeweiligen Marktpreisen an. Mit einem hohen Investitionsvolumen und neuen Fördertechniken will die omanische Regierung bis 2014 eine Fördermenge von 1,2 Millionen Fass pro Tag erreichen.

Hinzu kommt ein steigender Anteil der Erdgasproduktion an den Staatseinnahmen und - in Form von Flüssiggas (LNG) - an den Exporterlösen, um so mehr Mittel für den Ausbau der Infrastruktur zur Verfügung zu haben. Neben dem Ausbau touristischer Schlüsselfaktoren - dazu gehört auch der Flughafen der Landeshauptstadt Maskat - ist das Land bemüht, sehr bald andere Einkommensquellen zu erschließen, etwa im Dienstleistungsgewerbe.

Der Ausbau eines sanften Tourismus ist ein wichtiges Ziel der omanischen Entwicklungsplanung, da er besonders geeignet ist, Arbeitsplätze für junge Omaner zu schaffen. Dieser Sektor soll im Jahr 2020 drei Prozent des BIP erwirtschaften. Deutsche Touristen stellen heute das zweitgrößte Kontingent aus Europa. Umfangreiche Werbekampagnen im Ausland unterstützen diese Bemühungen.

Umwelt- und Naturschutz stehen hoch im Kurs

Oman misst dem Umweltschutz größte Bedeutung bei. Seit 2007 gibt es in Maskat ein eigenständiges Umweltministerium. Schwerpunkte sind der Schutz der Wasservorkommen (unter anderem Projekte zur Wiederauffüllung der Aquifere, also der Gesteinskörper mit Hohlräumen, die zur Leitung von Grundwasser geeignet sind, meist auch Grundwasserleiter genannt), ebenso die Pflege und Erhaltung der traditionellen Felaj-Bewässerungskanäle, der Küstenschutz und der Naturschutz insbesondere in der südlichen Provinz Dhofar und im Jebel Akhdar Gebirge sowie der Schutz bedrohter Tierarten. Oman ist im Jahr 2004 unter anderem den Zusatzvereinbarungen von Montreal 1997 und von Peking 1999 zu dem Montrealer "Protokoll zum Schutz der Ozonschicht" beigetreten.

Dem jüngsten Weltentwicklungsbericht der Vereinten Nationen mit Stand vom November 2010 zufolge hat der Oman in den letzten 40 Jahren unter den 169 untersuchten Staaten die größten Fortschritte gemacht.

Möglich wurde dies unter anderem auch durch eine zunehmend marktwirtschaftlich orientierte Politik, die ausländischen Investoren sehr entgegenkommt. So können Ausländer Mehrheitsbeteiligungen an omanischen Unternehmen erwerben, Niederlassungen gründen und Gewinne frei transferieren. Die steuerliche Ungleichbehandlung von Ausländern wurde rückwirkend zum 1. Januar 2003 aufgehoben. Ein umfangreiches Privatisierungsprogramm umfasst Kraftwerke, Telekommunikation, Wasser- und Stromversorgung. Gleichwohl ist dies ein erster Anfang zu einer Umstellung der wirtschaftlichen Grundlagen und damit zur Diversifizierung der Wirtschaft insgesamt.

Die nationale Währung, der Rial Omani (R.O.), ist frei konvertierbar und hat eine feste Dollarparität von 2,60 US-Dollar. Der Finanz- und Wirtschaftsverkehr ist inzwischen weitgehend frei von jeglichen Beschränkungen. Die Zahlen für den deutsch-omanischen Warenaustausch in den ersten drei Quartalen 2010 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind auch für den Oman erfreulich: die Einfuhren aus dem Sultanat lagen bei einem Warenwert von 13,2 Millionen Euro (plus 7,1 Prozent), während die Ausfuhren dorthin mit 404,2 Millionen Euro einen Zuwachs von 27,9 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Jahres 2009 verzeichneten.

Wichtige Wirtschaftsdaten im Überblick

Hauptwirtschaftsfaktor ist noch immer die Industrie (56 Prozent des BIP), relativ dicht gefolgt von dem Bereich Dienstleistungen (42 Prozent) und abgeschlagen von der Landwirtschaft (2 Prozent).

Das Bruttosozialprodukt betrug 2008 bei einem realen Zuwachs von 6,4 Prozent 54,1 Milliarden US-Dollar. Die Inflationsrate lag im Bezugsjahr bei 12,1 Prozent, im Jahr 2009 bei nur noch 5,3 Prozent. Die Importe erreichten einen Gesamtwert von 20,7 Milliarden US-Dollar, während die Exporte auf eine Größenordnung von insgesamt 37,7 Milliarden US-Dollar anstiegen.

Zu den wichtigsten Lieferländern gehörten im Jahr 2009 die Vereinigten Arabischen Emirate, Indien, die USA, die Volksrepublik China, Deutschland, Saudi-Arabien, Malaysia, Italien, das Vereinigte Königreich und Japan. Südkorea und Italien haben gegenüber 2008 etwas an Boden verloren. Die wichtigsten Importgüter waren Maschinen, Transportausrüstungen, Produkte der verarbeitenden Industrie, Nahrungsmittel und chemische Erzeugnisse.

Zu den wichtigsten Ausfuhrländern gehörten zuletzt Japan, Südkorea, die VR China, Thailand, Taiwan, Singapur und die USA. Neben Öl- und Gasexporten standen landwirtschaftliche und Fischereiprodukte, mineralische Rohstoffe, Metalle und Erzeugnisse der Elektroindustrie auf der Ausfuhrliste des Sultanats.

Dagegen ist die Dienstleistungsbilanz noch immer defizitär, da die Nachfrage nach Dienstleistungen schneller wuchs, als sie mit den vorhandenen Kapazitäten bedient werden konnte. Trotzdem schloss die Leistungsbilanz, also der Saldo aus Außenhandels- und Dienstleistungsbewegungen, in den vergangenen Jahren mit einem leichten Überschuss ab. In der Kapitalbilanz wirkten sich vor allem die beträchtlichen Geldtransfers der ausländischen Arbeitskräfte sowie der Transfer von Gewinnen und Dividenden durch ausländische Unternehmen reduzierend aus, wenngleich dieser Kapitalabfluss durch den Zustrom neuer Auslandsinvestitionen dank der weitgehenden Marktöffnung für Ausländer spürbar abgemildert wurde.
Die Zahlungsbilanz schloss in den vergangenen Jahren mit deutlich schwankenden Überschüssen ab: 2006 (2,2 Milliarden US-Dollar), 2007 (6,3 Milliarden US-Dollar) und 2008 (1,6 Milliarden US-Dollar).

Quelle: Internetseite arabforum.de, Artikel 25.01.2011