Brasilien mangelt es an qualifizierten Arbeitskräften

Nach dem starken Wachstum 2010 entwickelt sich Brasiliens Wirtschaft im 1. Halbjahr 2011 etwas moderater. Strukturelle Bremsfaktoren sind Infrastrukturdefizite, der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, das bürokratische Umfeld sowie hohe Zinsen und Steuern.

Um den Konsum zu dämpfen und den Inflationstendenzen entgegenzuwirken, verknappte die Regierung die Kreditvergabe der Banken. Das Wachstum wird 2011 etwa 4 Prozent betragen, damit ist angesichts des derzeitigen Investitionsniveaus nach Meinung der meisten Experten das momentane Potenzial ausgeschöpft. Der Wechselkurs begünstigt nach wie vor Importprodukte. Fast alle Branchen legen zu.

Die brasilianische Wirtschaft erholte sich schnell von den Auswirkungen der Krise. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs 2010 um 7,5 Prozent, begünstigt durch den niedrigen Vergleichswert aus 2009. Die neue Präsidentin Dilma Rousseff, die seit 01.01.2011 im Amt ist, führt die Stabilitätspolitik ihres Vorgängers fort. Ende 2010 waren zwei Trends zu erkennen: zurückhaltende Investitionen und stark zunehmender Konsum. Dadurch ist Druck auf die Preise entstanden, der zusätzlich durch einen erhitzten Arbeitsmarkt und indexierte Mieten und Löhne verstärkt wurde.

Mit dem Ziel, die Konsumentenkredite zu verknappen und damit der Inflation entgegenzuwirken, erhöhte die Regierung Ende 2010 die Mindesteinlagen und Eigenkapitalbeteiligungsvorschriften der Banken. Trotzdem ergab sich im 1. Quartal 2011 noch immer ein gutes Wachstum von 1,3 Prozent im Vergleich zum 4. Quartal 2010, was dafür spricht, dass die Maßnahmen die Dynamik der Wirtschaft nicht abgewürgt haben.

 

Wirtschaftliche Entwicklung Brasilien

 

 

Ab April begann dann die erwartete Abkühlung, mit abfallenden Werten bei Industrieproduktion, im Handel und in den Umfragen zur Unternehmerzuversicht. Für den weiteren Verlauf von 2011 rechnen die meisten Experten mit einem verminderten Wachstum von rund 4 Prozent. Bei diesem Wert liegt nach Expertenmeinung auch das derzeitige Potenzial Brasiliens, bei dem die Inflation noch in Schach gehalten werden kann.

Strukturelle Bremsfaktoren sind Infrastrukturdefizite, der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, das bürokratische Umfeld sowie hohe Zinsen und Steuern.

 

Sportliche Großereignisse und der massive Ausbau der Erdölförderung geben Impulse

 

 

Trotz einiger Abstriche sind Brasiliens Aussichten für die nächsten Jahre gut, besonders in Anbetracht des Nachholbedarfs beim Konsum, der wirtschaftlichen Stabilität sowie der Wachstumsimpulse durch die sportlichen Großereignisse Fußballweltmeisterschaft 2014 und Olympische Sommerspiele 2016. Der massive Ausbau der Erdölförderung an den Offshore-Quellen und der Aufbau einer nachgelagerten verarbeiteten Industrie eröffnen ebenfalls neue Perspektiven.

Nach einem kleinen Plus von 0,4 Prozent im 4. Quartal 2010 entwickelten sich die Investitionen in den ersten drei Monaten 2011 stärker und legten gegenüber dem Vorquartal um 1,2 Prozent zu. Das angekündigte Auslaufen der Sonderkreditlinien für Kapitalgüterkäufe (PSI Finame) Ende April führte dazu, dass die Unternehmen viele Investitionen vorzogen. Das Programm wurde nun doch bis Ende 2011 verlängert, allerdings unter strengeren Zugangsvoraussetzungen.

Eine gute Investitionsstimmung herrscht in den Konsumgüterbranchen und im Energiesektor. Der Anteil der Bruttoanlageinvestitionen am BIP war Ende 2010 mit 18,4 Prozent weiterhin zu niedrig, um ein Wirtschaftswachstum von mehr als 4 oder 5 Prozent zu ermöglichen.

Dynamik verspricht der staatliche Infrastrukturausbau durch die Programme Minha Casa, Minha Vida (Sozialer Wohnungsbau, Stadtentwicklung), Programa de Aceleramento do Crescimento (PAC; Energie, Transport, Logistik), die Vorbereitung der Sportgroßveranstaltungen 2014 und 2016 und die Exploration der Offshore-Erdölquellen.

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Weiter berichtet die gtai zu den Stichworten:

 

  • Konsum soll 2011 noch weiter zulegen
  • Automobilhersteller wollen die Produktion ausweiten
  • Deutsche Maschinenbauer steigern ihren Absatz 2010 um 20 Prozent
  • Bergbauunternehmen wollen bis 2015 rund 65 Millarden US-Dollar investieren

 

Hinweis:

Dieser Artikel ist stark gekürzt. Weitere Informationen unter anderem zum Außenhandel und zu Branchen wie Sicherheitstechnik, Elektrotechnik/Elektronik, Informations- und Kommunikationstechnik oder Chemie stehen mit der Vollversion der Wirtschaftstrends Jahresmitte 2011 - Brasilien auf der Internetseite der gtai zum kostenlosen Download bereit.


Quelle: gtai online-news, 12.08.2011