Deutsche Unternehmen in China zwischen Krise und Aufschwung

Deutsche Unternehmen profitieren von wachsendem Binnenmarkt, Einbruch bei Gewinnen größer als bei Umsätzen, hohe Fixkosten und niedrige Zahlungsmoral sind größte Schwierigkeiten, Aufschwung für 2010 erwartet, Konjunkturprogramm wird zu wirtschaftlicher Erholung beitragen. Das sind die Ergebnisse des "China Business Confidence Survey", einer Umfrage der Auslandshandelskammern (AHKs) in Greater China.


Deutsche Unternehmen in China spüren die Auswirkungen der Krise, aber zeigen Vertrauen in den Markt

Auch wenn die Weltwirtschaftskrise nicht spurlos an China vorbei gegangen ist, schätzen deutsche Unternehmen in China ihre Lage grundsätzlich positiv ein und gehen davon aus, dass sich die chinesische Wirtschaft im ersten Halbjahr 2010 wieder erholen wird.

Verglichen mit den Umfrageresultaten von 2008, schauen deutsche Unternehmen heute wieder zuversichtlicher in die Zukunft. Das sind zwei der Ergebnisse der "Greater China Business Confidence Survey", die von den Auslandshandelskammern (AHK) in Greater China und ihrem Partner Fiducia Management Consultants in Shanghai im August vorgestellt wurden.

Die Umfrage wurde unter allen Mitgliedsunternehmen der Deutschen Handelskammern in Greater China durchgeführt. Der Fokus lag dabei auf kleinen und mittelständischen Unternehmen.

Moderate Auswirkungen der Wirtschaftskrise

Während die Mehrheit der Umfrageteilnehmer angab, dass sich die Weltwirtschaftskrise moderat auf ihr Geschäft ausgewirkt habe, sind rund ein Viertel stark betroffen. Von den betroffenen Unternehmen sagten 82 Prozent, dass sie weniger Neuaufträge erhielten, bei 31 Prozent wurden bestehende Aufträge storniert. Gleichzeitig aber gaben rund die Hälfte der Teilnehmer gleiche oder gesteigerte Umsätze für die vergangenen 12 Monate im Vergleich zum Vorjahr an.

"Wir sehen derzeit einen Richtungswechsel bei den Einnahmequellen", erklärt Stefan Kracht, Director des China Consulting Departments bei Fiducia Management Consultants. "Viele deutsche Unternehmen in China konnten die Verluste im Exportgeschäft durch höhere Absätze innerhalb Chinas wett machen", so Kracht.

Während die Umsatzrückgänge nicht unbedingt signifikant sind, haben sich jedoch die Gewinne nach Aussage von 61 Prozent der Befragten verringert. Grund hierfür sind die Kombination aus Umsatzeinbußen und die nur begrenzte Fähigkeit, die größten Fixkosten – vor allem im Personal- und Marketingbereich – zu reduzieren. Daher war die Erhaltung von Liquidität die größte Herausforderung für deutsche Unternehmen im ersten Quartal des Jahres 2009. Obwohl die Befragten den Eindruck hatten, dass sich die Zahlungsmoral ihrer Kunden deutlich verschlechtert hat, konnten nur 26 Prozent ihre Zahlungsbedingungen verschärfen.

Den Blick nach vorne

Annähernd drei viertel der Unternehmen erwartet, dass sich die chinesische Wirtschaft spätestens in der ersten Hälfte des Jahres 2010 erholen wird. Das sind deutlich optimistischere Ergebnisse als noch 2008. Trotz dieses Optimismus haben sich 60 Prozent der Befragten aktuell entschieden, weitere Investitionsvorhaben auf unbestimmte Zeit zu verschieben.

Während die Hälfte wachsende Umsätze innerhalb der nächsten zwölf Monate als Hauptziel angaben, wollen die restlichen 50 Prozent Kosten in den Bereichen Personal und Marketing einsparen.

Um Wachstum zu generieren, wollen sich Erstgenannte auf die Erschließung neuer Kundengruppen sowie auf die stärkere Anpassung ihrer Produkte und Services an den chinesischen Markt konzentrieren.

"Krisen sollten immer auch als Chance wahrgenommen werden", sagt Bernd Reitmeier, General Manager der German Industry and Commerce Greater China. "Erfolgreiche Unternehmen nutzen schwierige Zeiten, um in ihre Mitarbeiter zu investieren und gute Teams im Unternehmen zu halten. Außerdem arbeiten diese Unternehmen jetzt an neuen Produkten und Dienstleistungen, um in der ersten Reihe zu stehen, wenn die Konjunktur wieder anzieht."

Das Konjunkturprogramm trägt zur Wende bei

Das 460 Milliarden Euro schwere Konjunkturpaket der chinesischen Regierung hat bereits zu einer Steigerung des Bruttoinlandsproduktes geführt. Mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen in China gehen davon aus, dass sie vom Paket profitieren können, insbesondere durch indirekte, externe Effekte, die sich postitiv auf unterschiedliche Industrien auswirken könnten, darunter auch die Automobilbranche.

Die Umfrage

Die aktuelle Umfrage der AHK Greater China und Fiducia Management Consultants ist die dritte ihrer Art und wurde zwischen Juni und Juli 2009 durchgeführt. Basierend auf auf den Veränderungen seit der ersten Umfrage 2008 wurden dieses mal Fragen zu Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise integriert. Die Umfrageergebnisse basieren auf fast 200 Antworten (Antwortquote von 10 Prozent), die durch qualitative Interviews ergänzt wurden.

 

  • AHKs Greater China
    In Greater China unterstützen die Deutsche Auslandshandelskammern (AHKs) mit rund 250 Mitarbeitern in Beijing, Shanghai, Guangzhou, Hong Kong, Taipei und von einem Büro in Deutschland aus deutsche Unternehmen seit 1987 bei Markteintritt, Geschäftspartnersuche, Aus- und Weiterbildung und der Durchführung von Veranstaltungen. Weitere Informationen unter www.china.ahk.de.
  • Fiducia Management Consultants
    Fiducia Management Consultants ist eine in Hong Kong, Beijing, Shanghai und Shenzhen ansässige Unternehmensberatung, die große Industrieunternehmen und international tätige Mittelständler dabei berät, ihre geschäftlichen Aktivitäten im Raum China und Hongkong zu realisieren, zu intensivieren oder zu optimieren.
  • Weitere Informationen sowie eine Kopie der Studie erhalten Sie bei der Deutschen Handelskammer in China - Shanghai.

Quelle: Pressemitteilung der AHK Shanghai, August 2009