China: Private Bildung – wie geht's weiter?

Durch die stark gestiegene Nachfrage nach Bildung sind private Schulen in China im letzten Jahrzehnt wie Pilze aus dem Boden geschossen. Doch wie soll der private Bildungssektor zukünftig weiter ausgebaut werden? Dies ist ein heiß diskutiertes Thema unter den politischen Beratern auf der fünften Jahrestagung des 11. Landeskomitees der Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes.

 

Sie fordern seitens der Politik eine breitere Unterstützung und eine angemessene Verteilung der Bildungsressourcen. Nach der Verabschiedung des Gesetzes zur Förderung privater Bildung im Jahr 2003, begannen sich Privatschulen schnell zu entwickeln. Dieses Gesetz gewährte den privat finanzierten und öffentlichen Bildungssystemen den gleichen rechtlichen Status.

 

Gu Yeli, Vizepräsident der Guangdong Universität für Auslandsstudien und Landesberater hält die Entwicklung der privaten Bildung in China für entscheidend für das Bildungssystem des Landes.

 

"Private Bildung fördert die nationale Bildung, weil wir nicht genug pädagogische Ressourcen haben. Die von der Regierung gestützten Schulen können den erhöhten Bedarf an Bildung kurzfristig nicht decken. Um dies ausgleichen zu können, spielt die private Bildung eine sehr wichtige Rolle."

 

Es wird mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von mindestens 20 Prozent in Bezug auf die gesamten Bildungs- und Ausbildungs-Aufwendungen des Landes zwischen dem Jahr 2008 und 2013 gerechnet. Nach Angaben des Ministeriums für Bildung, gab es Ende 2010 mehr als 120.000 private Einrichtungen mit 34 Millionen Schülern. Der Anteil der privaten Schulen entspricht landesweit 22 Prozent.

 

Viele sind in Sachen Privatschulen falsch informiert. Sie glauben, dass solche Schulen ausschließlich gewinnorientierte Institutionen sind. Gu erklärt, dass dieses Missverständnis zu einer geringeren Unterstützung der privaten Schulen in der politischen Entscheidungsfindung geführt hat.

 

Die aktuelle Bildungspolitik tut wenig, um Top-Lehrer für private Schulen zu gewinnen. Pädagogen in unabhängigen Institutionen haben zurzeit keinen Anspruch auf die Leistungen, die Lehrer in staatlichen Organisationen zustehen, wie beispielsweise Versicherungen.

 

Zhang Jieting, ein weiterer politischer Berater und Investor im privaten Bildungsbereich, stimmt zu, dass ein starkes Ungleichgewicht zwischen den staatlichen Subventionen für öffentliche und private Schulen bestehe, was einen fairen Wettbewerb unmöglich mache.

 

"Was wir am meisten brauchen ist ein faires Umfeld für den Wettbewerb, denn zurzeit stehen wir nicht an der gleichen Startlinie. Die Investitionen für die öffentlichen Mittelschulen sind viel beispielsweise größer, als für die Privaten. Wir brauchen einen fairen Wettbewerb."

 

Zhang befürwortet gegenüber der Regierung, eine Änderung der Politik, sodass private Schulen eine breitere Unterstützung erhalten.

 

Um den Privatschulen unter die Arme zu greifen, schlägt Gu Yeli vor, sie von den öffentlichen Institutionen zu befreien und ihnen im Bereich der Finanzierung eine flexiblere Politik zu ermöglichen. Er ist davon überzeugt, dass private Schulen trotz der aktuellen Probleme eine wichtige Position in Chinas Bildungssystem einnehmen werden.

 

"Mit der gesellschaftlichen Entwicklung und mehr Verständnis, ist die Entwicklung der privaten Bildung unabwendbar. Wenn unsere Regierung dem Sektor mehr Unterstützung bietet, können die privaten Schulen mit ihren öffentlichen Pendants Schritt halten. Dann könnten diese sogar zu einer Hauptströmung im chinesischen Bildungssystem werden."

 

Das Bildungsministerium erwägt ein Gesetz zur Unterstützung privater Bildung. Qin He, Vorsitzende des Jilin Huaqiao Fremdspracheninstituts, sagt, sie blicke der Zukunft von Privatschulen positiv entgegen, nach der Lektüre des Entwurfs, der zur öffentlichen Stellungnahme freigeben wurde.

 

"Der Entwurf sieht für die private Bildung zwei wichtige Rollen vor. Sie soll die Bildung insgesamt fördern und als treibende Kraft für Bildungsreformen dienen. Sie dient einer breiteren Plattform für unsere Entwicklung."

 

In seinem Regierungsbericht auf der Eröffnungssitzung der diesjährigen Tagung des Nationalen Volkskongresses sagte Ministerpräsident Wen Jiabao, die staatlichen Ausgaben für Bildung würden sich dieses Jahr auf vier Prozent des Bruttoinlandproduktes belaufen. Dies bedeutet, dass die Bildungsausgaben ein neues Hoch erreichen werden.


Quelle: Internetseite CRI - Radio China International, 22.03.2012