In der Außenstelle der Schweißtechnischen Lehranstalt Koblenz in Hanoi arbeiten vietnamesische Schweißfachleute an ihrer Qualifizierung. Die Außenstelle wurde auf Initiative des Deutschen Verbandes für Schweißen und verwandte Verfahren e.V. (DVS) und der Handwerkskammer Koblenz im Handwerks-Center (HwC) aufgebaut.
Knapp 9000 Kilometer von Koblenz entfernt eröffneten deutsche und vietnamesische Projektpartner Ende März 2006 feierlich die Schweißtechnische Lehranstalt Hanoi als eine von 15 Niederlassungen. 14 liegen in Deutschland, eine davon im Metall- und Technologiezentrum der Handwerkskammer Koblenz.
Die Idee für die ganz außergewöhnliche asiatische Niederlassung wurde im Rahmen der mittelständischen Wirtschaftsförderung geboren, in der sich die Handwerkskammer Koblenz seit den frühen Neunziger Jahren in Vietnam im Rahmen eines Projektes engagiert, das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziell gefördert und über die Stiftung für wirtschaftliche Entwicklung und berufliche Qualifizierung "SEQUA gGmbH - Partner der deutschen Wirtschaft" abgewickelt wurde.
In einer Zeit, als die wirtschaftlichen Reformen in dem kommunistischen Land zu greifen begannen und Stimmen nach einer Förderung der zahlreichen neu entstehenden kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) lauter wurden, war die Koblenzer Kammer bereits im Land und fand mit dem Directorate for Standards and Quality (STAMEQ) einen Partner, mit dem man eine breite Zusammenarbeit für den Aufbau und die Stärkung des Mittelstandes und seiner Strukturen aufnahm. Auf deutscher Seite reiften die Überlegungen zwischen der HwK und dem DVS, Schweiß-Qualifizierung als Exportschlager in Vietnam zu etablieren.
"Es ist bis zum heutigen Tag ein Meilenstein“, unterstreicht Dr. h. c. mult. Karl-Jürgen Wilbert, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Koblenz, ganz besonders, wenn man sieht, was unsere vietnamesischen Partner aus dieser Möglichkeit gemacht haben. Unsere Arbeit soll anschieben, Hilfe zur Selbsthilfe sein. Langfristig schließt sich der Erfolg an diese Phase nur dann an, wenn unsere Partner vor Ort diese Herausforderung annehmen, zu ihrer eigenen Sache machen und ständig weiterentwickeln. Die jüngste Entwicklung in Hanoi steht dafür, dass diese Philosophie funktioniert. Das Zentrum unter Leitung von Direktorin Hoang Thanh Van genießt landesweit einen erstklassigen Ruf und steht für eine überdurchschnittliche Ausbildung im Schweißbereich. Gab es mit der Gründung im April 2006 bereits eine Leuchtturmwirkung, hat sich das Know-how des Zentrums, seine vermittelten Inhalte, permanent weiterentwickelt.
Welche wichtige Rolle im internationalen Verbund von Technologiezentren im Schweißbereich das HwC heute spielt und in welche Richtung sich die Einrichtung entwickelt, machte jüngst die Aufnahme als Mitglied im Internationalen Verband für Schweißtechnik (International Institute of Welding – IIW) deutlich. Für die Zukunft des Qualifizierungszentrums und die weitere Ausbildung von Fachleuten für die vietnamesische Wirtschaft ist dies ein wichtiger Abschnitt, denn 2009 läuft die Anerkennung durch den DVS aus.
Hintergrund dafür, so der damalige DVS-Hauptgeschäftsführer Dr. Gerd Kraume, war die zeitliche Begrenzung von drei Jahren bei der Einbindung der SL Hanoi in das DVS-Bildungs-, Prüfungs- und Zertifizierungssystem. "Unsere Unterstützungsmaßnahmen sollen die ausländischen Partner befähigen, als Mitglied im Internationalen Verband für Schweißtechnik dessen Ausbildungs-, Prüfungs- und Zertifizierungssystem eigenständig zu nutzen. Diese Entwicklung steht für die Nachhaltigkeit deutscher Entwicklungsarbeit, die in diesem Falle auch stark durch die Handwerkskammer Koblenz geprägt war“, beschreibt Hauptgeschäftsführer Wilbert den Nutzwert der Projektarbeit.
"Nach Beendigung des Projektes in Vietnam mussten unsere Partner auch finanziell auf eigenen Beinen stehen. Sieht man dann, wie das von uns aufgebaute Handwerks-Center floriert und sich entwickelt, ist das eine deutlicher Rückschluss auf die richtige Ausrichtung unserer Projektarbeit", so Wilbert, unterstreicht aber auch, dass diese Partnerschaften einen kulturellen, menschlichen Austausch beinhalten. "Hier agieren Menschen ganz verschiedener Kulturkreise und mit Blick auf Vietnam in einem Land, dass besonders geprägt von der jüngeren Geschichte ist."
Für Wilbert wie auch Hoang Thanh Van, HwC-Direktorin, ist es eine sehr spannende und bereichernde Erfahrung zu erleben, wie man sich gegenseitig beeinflusst und weiterentwickelt – über verschiedene Mentalitäten und Empfindungen hinweg. Der gemeinsame Erfolg schweißt nun – im wahrsten Sinne des Wortes – noch etwas mehr zusammen. Wilbert: "Ich beglückwünsche die Mitarbeiter des Zentrums zur IIW-Aufnahme und bin mir sicher, sie werden ihren Weg erfolgreich fortsetzen". Das IIW zählt neben den 48 bisherigen Mitgliedsländern nun auch Vietnam.
- Informationen zu den internationalen Projekten der Handwerkskammer Koblenz: Telefon 0261/ 398-141, Telefax 0261/ 398-937