China: Private Bildungseinrichtungen erzielen hohe Gewinne

Trotz der sich abkühlenden Wirtschaft verzeichnen private Bildungseinrichtungen in China derzeit außerordentlich hohe Wachstumsraten.

 

In manchen Schulklassen nehmen bis zu 90 Prozent der Schüler außerschulische Lernangebote wahr. Wer sich das nicht leisten kann, droht auf der Strecke zu bleiben.

 

Jeden Samstag- und Sonntagmorgen nimmt der Grundschüler Li Yinting Nachhilfestunden. Der 10-Jährige lernt Mathematik am Studienzentrum der chinesischen TAL Education Group und Englisch an der Riverdeep International Education Inc., einer der teuersten Schulen in Beijing. Von Montag bis Freitag besucht er die Beijing Haidian Experimental Primary School, eine der führenden Grundschulen der Hauptstadt.

 

"Er nimmt Englischstunden an der Riverdeep seit seinem ersten Schuljahr", sagte seine Mutter, welche Gynäkologin und Geburtshelferin ist.

 

Trotz der gesamtwirtschaftlichen Abschwächung konnten Chinas börsennotierte Unternehmen der Aus- und Weiterbildungsbranche im Geschäftsjahr 2011 eine deutliche Gewinnsteigerung verzeichnen.

 

Die Nettoerträge der acht Bildungsunternehmen, die an Börsenplätzen in den USA notiert sind, erreichten nach Ablauf des Geschäftsjahres 2011 einen Wert von 1,34 Milliarden US-Dollar (circa 1,07 Milliarden Euro). Im Vergleich zum Vorjahr (941 Millionen US-Dollar) stellt dies eine Steigerung von 42,5 Prozent dar. Im vergangenen Geschäftsjahr erzielten die acht Unternehmen einen kumulativen Gewinn von 165 Millionen US-Dollar (etwa 132 Millionen Euro).

 

"Fast 90 Prozent der Schüler in meiner Klasse nehmen ergänzende Unterrichtsangebote an Bildungseinrichtungen außerhalb der Schule wahr", sagte Wu Yueqin, ein Chemielehrer an der Beijing Yucai Middle School.

 

Außerschulische Lernangebote entwickeln sich zu einem Trend unter Schülern und ihren Eltern. Diejenigen, die keine ergänzenden Lernangebote besuchen, schämen sich und können mit dem Lerntempo in der Schule nicht Schritt halten, sagte Wu. "Wenn mehr als 80 Prozent der Schüler den Lernstoff bereits kennen, muss ich keine Zeit darauf verschwenden, ihn zu erklären."

 

Die New Oriental Education and Technology Group Inc., das finanziell erfolgreichste Unternehmen im Bereich der allgemeinen und beruflichen Bildung, erreichte im Geschäftsjahr vom 1. Juni 2010 bis zum 31. Mai 2011 einen Nettoertrag von 558 Millionen US-Dollar (circa 447 Millionen Euro). Verglichen mit dem vorherigen Geschäftsjahr ist dies eine Steigerung von 44,4 Prozent. Laut einem Bericht von ChinaVenture lag der Nettogewinn des Unternehmens bei 102 Millionen US-Dollar (etwa 81,7 Millionen Euro) und übertraf somit das zweiterfolgreichste Unternehmen um 63 Millionen US-Dollar (circa 50,4 Millionen Euro).´

 

In den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2012 eröffnete die New Oriental Education and Technology Group Inc. mehr als 120 neue Lehrzentren. Insgesamt lernen derzeit rund zwei Millionen Schüler bei New Oriental. New Orientals finanzieller Bericht zeigt, dass die auf den Unterricht in der Mittelstufe spezialisierte Marke Youneng und die Marke Paopao, die den Bereich der Bildung für Kinder abdeckt, noch immer die wichtigsten Einnahmequellen des Unternehmens sind.

 

Li Yinting kam vergangenen Samstagnachmittag glücklich nach Hause, da er endlich mal einen Nachmittag ohne Unterricht und ganz für sich alleine hatte. Er wollte sein Lieblingsspiel, Seer, für ein paar Stunden spielen, musste aber am nächsten Tag früh aufstehen, um rechtzeitig beim Englischunterricht zu sein.


Quelle: China Internet Information Center (CIIC), german.china.org.cn, 26.06.2012