Vietnam investiert kräftig in akademische Ausbildung

Landesweit beklagen Arbeitgeber in Vietnam das Fehlen von Fachkräften und von Führungspersonal. Der eigene akademische Nachwuchs kann diese Lücken in dem südostasiatischen Land noch nicht schließen.

 

Immerhin steigt die Zahl der Studenten und der Universitäten. Die Qualität von Lehre, Studienabschlüssen und der akademischen Forschung ist allerdings noch verbesserungsfähig. Für Investitionen in die Hochschulinfrastruktur stellt der Staat erhebliche Mittel zur Verfügung.

 

Vietnam verfügt aktuell über insgesamt 414 Universitäten mit etwa 1,8 Millionen Studierenden an öffentlichen Universitäten und weiteren 334.000 Studenten an privaten Hochschulen. Das Hochschulwesen expandierte in den letzten zehn Jahren kräftig. Im Jahr 2001 waren erst 900.000 Studenten eingeschrieben.

 

Seitdem haben auch private Investoren neue Hochschulen eröffnet. Absolventen der Oberschule bevorzugen aber ein Studium an den öffentlichen Einrichtungen, die als bessere Adressen mit einem höherwertigen Lehrangebot gelten. Zudem fallen die Studiengebühren dort mit maximal umgerechnet rund 480 US$ niedriger aus.

 

Die privaten Einrichtungen nehmen bis zu 6.000 US$ pro Jahr und konzentrieren ihr Lehrangebot auf Fachrichtungen mit geringem Investitionsaufwand wie Management und Wirtschaft. Der Arbeitsmarkt nimmt nicht alle Absolventen auf. Die Unis haben zudem Schwierigkeiten, qualifiziertes Lehrpersonal einzustellen. Einige mussten schließen, als die Nachfrage nach angebotenen Fächern sank. Das Ministry of Education and Training (MOET) überprüft seitdem mit einer Qualitätsoffensive die Hochschulen strenger.

 

Die Gesamtzahl der Studierenden ist auch 2012 immer noch relativ niedrig. Nur knapp 20 Prozent der 18- bis 24-Jährigen besuchen eine Hochschule. Die Regierung möchte die Quote bis 2020 auf 35 Prozent anheben. Dafür müssen mehr Studienplätze geschaffen werden. Nach Ansicht des Bildungsministeriums werden knapp 600 Hochschulen benötigt. Die größten Hochschulen des Landes sind die beiden nationalen Universitäten in Hanoi und Ho-Chi-Minh-City.

 

Lehrpläne zu praxisfern und theorielastig

 

Nur etwas über ein Drittel der Studienabgänger findet einen Job in dem Bereich, für den es ausgebildet wurde. Entweder suchen sie eine Stelle außerhalb ihres Wissensbereiches oder sind nach der Ausbildung arbeitslos. Die höhere Bildung in Vietnam entspricht nicht den internationalen Ansprüchen an Berufsanfänger. Dies beginnt bei den Englischkenntnissen, die Schulen und Hochschulen unzureichend vermitteln. Die Regierung geht das Problem an und hat einen Generalplan für den Fremdsprachenerwerb entworfen.

 

Kenner der Hochschullandschaft klagen zudem, dass Bildungspolitiker die Lehrpläne praxisfern und theorielastig gestalten. Das Lehrpersonal könne wichtige Inhalte nicht hinreichend vermitteln. Die Dozenten seien selbst schlecht geschult und unterbezahlt.

 

Laut dem MOET sind nur 19 Prozent der Hochschullehrer promoviert. Dies reicht nicht aus, damit alle Studenten eine hochwertige Lehre durchlaufen können. Die Qualifizierung des Hochschullehrernachwuchses hat daher oberste Priorität. Eine "Higher Education Reform Agenda (HERA)" aus dem Jahr 2005 setzt hier an. Über Qualifizierungsprogramme möchte das MOET bis 2020 insgesamt 20.000 Promovierte hervorbringen, davon soll die Hälfte im Ausland ausgebildet sein.

 

2011 studierten 101.000 Vietnamesen im Ausland. An deutschen Hochschulen sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 4.189 Vietnamesen eingeschrieben. Zudem zählt der Deutsche Akademische Austausch Dienst (DAAD) 84 Kooperationen zwischen deutschen und vietnamesischen Universitäten.

 

Das MOET bezifferte die Kosten des HERA-Programms von 2006 bis 2020 auf 20 Milliarden US$. Davon veranschlagen die Experten rund 18 Milliarden US$ für Investitionen in die Hochschulinfrastruktur. Ein großer Kapitalbedarf entfällt auf den Umzug der Hochschulen aus den Innenstädten in Wissenschaftsparks. So sollen die Universitäten in Hanoi bis 2020 in den 1.600 ha großen Hightech Park Hoa Lac etwa 50 km südwestlich der Hauptstadt umziehen. In dem Stadtviertel werden gemäß den Planungen 200.000 Einwohner leben und 60.000 junge Erwachsene studieren.

 

Ähnliche Pläne verfolgt Ho-Chi-Minh-City. Die Verwaltung möchte die Hochschulen in drei Universitätszonen, zwei im Norden und eine im Südwesten der Metropole, verlagern. Insgesamt werden dort 1.750 ha für neue Hochschulgebäude bereitgestellt.

Asien-Pazifik Konferenz der Deutschen Wirtschaft

Die 13. Asien-Pazifik Konferenz der Deutschen Wirtschaft (APK) wird vom 1. bis 3. November 2012 in Gurgaon, Neu Delhi, stattfinden.

 

Die APK, die seit 1986 alle zwei Jahre in Asien veranstaltet wird, hat sich inzwischen als bedeutendstes Netzwerktreffen in der Region etabliert. Mehr als 700 Entscheidungsträger aus Unternehmen, Verbänden und Bundesministerien nahmen an der letzten APK in Singapur 2010 teil.

 

Organisiert wird die APK von den Auslandshandelskammern (AHKs) in der Region Asien-Pazifik, dem Asien-Pazifik-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (APA) - mit seinen Trägerverbänden Deutscher Industrie-und Handelskammertag e. V. (DIHK),

Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), German Asia-Pacific Business Association (OAV), Bundesverband des deutschen Groß- und Außenhandels (BGA) und Bankenverband - und dem Bundeswirtschaftsministerium (BMWi).

 

Die Organisation vor Ort liegt bei der AHK Indien (Indo-German Chamber of Commerce, IGCC).


Quelle: Germany Trade & Invest GTAI, 02.08.2012