Ob in Energiefragen, Wirtschaft, Bildung oder Sicherheit - die Beziehungen zwischen Deutschland und Indien haben sich in den vergangenen Jahren vertieft. Das machen die zweiten Deutsch-Indischen Regierungskonsultationen im April 2013 in Berlin deutlich.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hob im Rahmen der gemeinsamen Beratungen die Intensität der Zusammenarbeit beider Länder hervor. Nach Gesprächen mit dem indischen Premierminister Manmohan Singh betonte sie den "beträchtlichen Wandel" im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit. Diese Veränderungen würden auch den Wandel Indiens "von einem Land mit einem niedrigen Entwicklungsgrad zu einem Schwellenland mit einer großen wirtschaftlichen Dynamik" widerspiegeln, so Merkel weiter.
Die Bundesregierung und die indische Regierung waren in Berlin zum zweiten Mal zu gemeinsamen Beratungen zusammengekommen. Themen waren die Zusammenarbeit in Forschung, Gesundheit oder Energiepolitik, ein Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und Indien sowie die Sicherheitspolitik. So äußerte sich die Kanzlerin zum Iran: "Wir setzen darauf, dass es keine nukleare Bewaffnung gibt." Sie sei enttäuscht, "dass es bis jetzt keinen Fortschritt bei diesen Verhandlungen gegeben hat".
Hightech, Handel und Hochschulen
Intensiviert werden solle die Zusammenarbeit im Bereich der Hochtechnologie, sagte die Bundeskanzlerin. Deshalb habe man sich geeinigt, eine Partnerschaftsgruppe mit Regierungsvertretern aus dem Auswärtigen Amt, dem Wirtschaftsministerium sowie Vertretern der Wirtschaft ins Leben zu rufen. "Das Ziel soll es sein, den Handel mit Hochtechnologiegütern auszuweiten", so die Kanzlerin.
Die Bundeskanzlerin und Indiens Ministerpräsident äußerten sich auch zum Abschluss eines Freihandelsabkommens zwischen der Europäischen Union und Indien. "Es gibt jetzt eine Situation, in der eine Lösung erreichbar erscheint", sagte Merkel. Indien habe "ein hohes Maß an Flexibilität" in den Gesprächen gezeigt. Als noch zu bewältigende Hindernisse benannte sie Fragen im Bereich des Versicherungsmarktes, der Automobilindustrie und der Dienstleistungen.
Die Bundeskanzlerin rief außerdem indische Studierende dazu auf, Deutschland als Studienort in Betracht zu ziehen. Sie seien hier "sehr willkommen". Gegenwärtig studieren etwa 6.000 Inderinnen und Inder an deutschen Hochschulen. Kanzlerin Merkel begrüßte ausdrücklich die Initiative, an 1.000 indischen Schulen als erste Fremdsprache Deutsch einzuführen. Insgesamt lernen derzeit 35.000 indische Kinder Deutsch als erste Fremdsprache.
Konsultationen als Ausdruck intensiver Zusammenarbeit
Auf deutscher Seite nahmen an den zweiten deutsch-indischen Konsultationen unter anderem die Bundesminister Schäuble, Friedrich, Bahr, Altmaier und Wanka teil. Zuvor hatte es bereits bilaterale Gespräche auf Ministerebene gegeben.
Sechs Absichtserklärungen wurden nach der Plenumssitzung unterzeichnet: unter anderem zu Partnerschaften zwischen den Hochschulen beider Länder, Projekten der zivilen Sicherheitsforschung sowie zur Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Stromversorgung.
Dynamische Wirtschaftsbeziehungen
Beide Länder unterhalten seit langem dynamische Wirtschaftsbeziehungen. Deutschland ist Indiens wichtigster Handelspartner in der Europäischen Union. Für deutsche Unternehmen ist Indien einer der zentralen Märkte der Zukunft und ein wichtiger Investitionsstandort.
Schwerpunkte deutscher Investitionen in Indien liegen in den Verkehrs-, Elektro- und Metallbranchen. Deutschland zählt zu den zehn wichtigsten ausländischen Direktinvestoren in Indien.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle würdigte Indien im Anschluss an das Gespräch mit seinem Amtskollegen Salman Khurshid als "aufstrebendes globales Kraftzentrum". Indien habe es in einer beeindruckenden Weise geschafft, "eine wirtschaftliche Erfolgsgeschichte zu schreiben, die die Welt verändert hat", so Westerwelle.
Kooperation in Wissenschaft und Forschung
Deutschland misst Indien als Partner für Wissenschaft und Forschung einen hohen Stellenwert bei. So wurde im Oktober 2012 in Neu-Delhi das Deutsche Wissenschafts- und Innovationshaus eingeweiht. Die Zusammenführung deutscher Wissenschaftsinstitutionen unter einem Dach soll indischen und deutschen Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftlern und Studierenden den Aufbau von Kontakten erleichtern.