Deutsches duales System als Vorbild für Italien

Einblicke in das deutsche System der beruflichen Bildung erhielt eine italienische Delegation. Die Gäste aus der Lombardei und Venetien sammelten in Eichstätt und Ingolstadt Anregungen für die konzeptionelle Arbeit in ihren eigenen Berufsbildungseinrichtungen.

Der Besuch war von Michael Köck, Studiengangsleiter für Berufsschullehrerausbildung an der Universität Eichstätt-Ingolstadt, organisiert worden.

Während in Deutschland die berufliche Ausbildung hauptsächlich im sogenannten Dualen System stattfindet, also im Betrieb und in der Berufsschule, vollzieht sich die Berufsbildung in Italien überwiegend in Berufsfachschulen. Aufgrund der im europäischen Vergleich niedrigen Jugendarbeitslosigkeit stößt das deutsche System im Ausland immer wieder auf große Beachtung. Die Gäste aus Italien wollten daher mehr über die zeitliche, organisatorische und inhaltliche Koordination des Wechsels zwischen Berufsschule und Betrieb erfahren.

Zunächst bekam die Delegation grundlegende Informationen über System und Didaktik der Berufsbildung, dann besuchten die italienischen Lehrer, darunter drei Direktoren von berufsbildenden Einrichtungen, die Berufsschule 1 in Ingolstadt. Dort gewannen sie einen Eindruck über die schulische Ausbildung im Ernährungs- und Gastronomiebereich. Beeindruckt waren die italienischen Pädagogen von den Fachräumen, darunter einen voll ausgestattetem Friseursalon und einen Bäckerei-Verkaufsraum.

Die Ausrichtung des Unterrichts an Prinzipien wie Handlungsorientierung, Erfahrungsorientierung und Arbeitsprozessorientierung werde in Italien durch ein eng an die wissenschaftliche Systematik einzelner Fächer angelehntes Unterrichtsverständnis behindert. Fachliche, mathematische oder andere Inhalte aufeinander zu beziehen und in berufliche Unterrichts- und vor allem Lernkonzepte umzusetzen, erfordert eine hohe Professionalität des Lehrpersonals.

Von dieser konnte sich die Gruppe am nächsten Tag an der Berufsschule Eichstätt überzeugen, als der Leiter der Fachabteilung Holztechnik Andreas Weis zusammen mit den Fachlehrern Josef Herrle und Alexander Weber demonstrierte, wie die angehenden Schreiner Schritt für Schritt ihre Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz aufbauen können. In ähnlicher Weise wie in Deutschland vermitteln auch die berufsbildenden Einrichtungen in Italien weiterführende Abschlüsse.

Daher lag es nahe, sich über eine der schulischen Anschlussmöglichkeiten an die duale Erstausbildung zu informieren. Mit der Meisterschule für Schreiner in München lernte die Delegation aus Italien die Organisation und Ausbildung in einer innovativen Fachschule kennen. Die Gruppe konnte am Unterricht einer Meisterklasse im Fach Gestaltung und Konstruktion teilnehmen und mitverfolgen, wie Kreativität im Entwurf, technologiegestützte Planung und maschinelle Umsetzung aufeinander bezogen werden.

So verfestigte sich nicht nur bei den Fachleuten aus Italien der Eindruck, dass hierzulande im berufsbildenden System junge Menschen professionell, didaktisch und methodisch zeitgemäß auf die Arbeitswelt vorbereitet werden und in puncto Leistungsfähigkeit keinen Vergleich mit akademischen Berufen scheuen müssen.


Quelle: donaukurier.de, 24.07.2013