Hongkong wichtiger Design-Hub

Hongkong gilt als regionales Zentrum für Design-Dienstleistungen in Asien. Die Metropole ist Neuem und Außergewöhnlichem gegenüber aufgeschlossen, allerdings behindern Mängel in der Ausbildung und hohe Mieten die Entwicklung.

Daher unterstützt die Regierung die Branche. Viele Dienstleistungen werden exportiert, stark ist der Transfer von Design in die Industrie.

Die Sonderverwaltungsregion (SVR) Hongkong ist ein wichtiger Knotenpunkt für den China-Handel und Hub für Dienstleistungen in ganz Asien. Dabei sind kreative Dienste im Produktionsprozess eine wichtige Rolle, und die Hafenstadt kann in dieser Branche punkten. Die Regierung fördert diese durch zahlreiche Maßnahmen und beherbergt mit der "Business of Design Week" inzwischen eines der wichtigsten Design-Events in ganz Asien.

Hongkong hat sich zu einem wichtigen Standort der Kreativ-Industrie entwickelt, traditionell vor allem durch den Film. Rund 11,5 Milliarden US-Dollar erwirtschafteten die kulturellen und kreativen Industrien 2011 laut dem Statistikamt. Diesen letztverfügbaren Angaben zufolge entsprach dies einem Wachstum von 15,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr entsprechend 4,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Ungefähr 193.000 Kreative waren in den 36.000 Betrieben beschäftigt.

Einem Report des "Hong Kong Design Centre" (HKDC) zufolge waren die Firmen vor allem in den Bereichen Multimedia und Graphik-Design (35 Prozent), Innenarchitektur und Möbel- (32 Prozent) sowie im Industrie-Design (11 Prozent) tätig. Besonders signifikante Zunahmen konnten in den Sparten Software, Computerspiele und interaktive Medien verzeichnet werden, aber auch Mode- und Schmuck-Design sind wichtige Segmente.

Daneben haben Kunsthandel und -handwerk an Bedeutung gewonnen und stehen in Verbindung zum Sektor in der Stadt. In den vergangenen Jahren hat sich "Design-Management" als Disziplin herausgebildet, also die Aufsicht über den gesamten Prozess von der Konzeptualisierung bis zur Produktion. In der engeren Abgrenzung waren 2011 direkt im Bereich Design 13.150 Beschäftigte tätig, die rund 460 Millionen US-Dollar erwirtschafteten.

Aus Hongkong werden zahlreiche Design-Dienstleistungen für die südchinesische Produktionsindustrie, aber auch für andere Destinationen erbracht. Dabei spielt den Designern der Strukturwandel im Perlflussdelta in die Hände: Die steigenden Lohnkosten sowie die Aufwertung der chinesischen Währung Renminbi setzen Branchen mit niedrigen Margen unter Druck. Diese trachten nun danach, eine höhere Wertschöpfung zu erreichen und eigene Marken aufzubauen.

 

Gutes Produkt-Design unabdingbar

 

Unverzichtbar ist dabei gutes Produkt-Design, wobei die hauseigene Kompetenz dafür meist nicht ausreicht. Um entwickelte Märkte zu erobern, müssen derartige Dienstleistungen daher eingekauft werden - häufig in der SVR. Für Hongkonger Firmen spricht dabei die internationale Perspektive sowie kulturelle und räumliche Nähe. Sie sind in einer besonderen Position, westliches und asiatisches Denken und Design-Empfinden zu verbinden. Häufig werden aber auch westliche Designer angestellt.

Allerdings gibt es Hinderungsfaktoren. Insbesondere die hohen Mieten machen den Firmen zu schaffen. Büro- und Ladenmieten zählen zu den höchsten weltweit. Auch müsse die Nutzung geistiger Eigentumsrechte und Lizenzen für Design-Firmen weiter entwickelt werden, kritisiert die Zeitschrift "Hong Kong Industrialist".

Ferner wird auch dem Geschäfts- und Bildungsumfeld kein gutes Zeugnis bescheinigt. So ist zum einen die Ausbildung durch hohen Druck und wenig Freiraum gekennzeichnet (gekrönt allerdings von Top-Plätzen im Pisa-Ranking). Eltern legen Wert auf "solide" Studiengänge, die in sichere Arbeitsplätze bei größeren Unternehmen münden.

Zum anderen ist die Geschäftskultur durch "Top-Down-Entscheidungswege" gekennzeichnet. Kritik der Angestellten an Entscheidungen der Vorgesetzen ist nicht erwünscht, und eigene Initiative und Kreativität im Unternehmensumfeld sind unüblich. Insgesamt sei dieses mehr auf kurzfristige, messbare Gewinne ausgerichtet und weniger auf nachhaltiges Wirtschaften, sagen Beobachter. Auch gibt Hongkong zu wenig Geld für Forschung und Entwicklung aus.

Letztverfügbaren Daten zufolge beliefen sich die Unternehmens-Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) 2011 auf 794 Millionen US-Dollar, für "Innovation" wurden dem Trade Development Council zufolge 1,9 Milliarden US-Dollar ausgegeben.

Mit dem 2009 eingerichteten "Create Hong Kong Office" (CreateHK) versucht die Regierung, die Branche zu unterstützen. Zwei Finanzierungsprogramme werden von CreateHK verwaltet: Die "CreateSmart Initiative" (CSI) und der "Film Development Fund" (FDF). So hilft die CSI zum Beispiel kleinen und mittleren Unternehmen dabei, durch ein "Design-Business Collaboration Scheme" Design-Dienste zu nutzen.

Dabei werden seit Mai 2013 Kooperationen von Firmen im Bereich Design gefördert. Daneben unterstützt das "Design Incubation Programme" des HKDC Start-Ups in diesem Segment, vor allem Medien-, Mode- und Schmuck-Design. In der Regierungserklärung 2013 wurden für die CSI frische Mittel in Höhe von 38,5 Millionen US-Dollar zugesagt.

Wichtige Industrievereinigungen sind "Chartered Society of Designers" (CSD), "Hong Kong Designers Association" (HKDA), "Hong Kong Interior Design Association" (IDA), "Hong Kong Fashion Designers Association" (HKFDA) sowie die "Industrial Designers Society of Hong Kong" (IDSHK). Das HKDC ist ein Zusammenschluss der vier Organisationen (CSD, HKDA, IDA und HKFDA) und strebt die Förderung der Wertschöpfung in Hongkong an sowie die Stärkung des Images der SVR als Innovations- und Design-Hub.

Anfang 2014 wird das Design-Zentrum "Police Married Quarters" (PMQ) als neuer Standort sowohl für die Erbringung von Dienstleistungen als auch für die Produktpräsentation fertiggestellt. Die ehemaligen PMQ liegen im aufsteigenden Stadteil Sheung Wan.

 

BOD größte Design-Veranstaltung in Asien

 

Das HKDC ist auch Veranstalter der "Business of Design Week" (BOD). Diese zuletzt Anfang Dezember 2013 abgehaltene Event-Reihe hat sich zur größten Design-Veranstaltung in Asien entwickelt; 2011 war Deutschland Partnerland.

Zusammen mit der Messe "Inno Design Tech" bietet die BOD laut den deutschen Ausstellern die Möglichkeit, den lokalen Markt zu studieren, Partner zu finden oder einfach nur Trends und Inspirationen in Asien kennenzulernen. Bereits im Markt aktive Unternehmen nehmen allerdings nicht mehr regelmäßig teil, die Veranstaltung ist also vor allem für Neulinge interessant.

Die technologische Infrastruktur in Hongkong ist hervorragend, insbesondere, was die Informationstechnologie-Ausstattung angeht. So rangiert die SVR im "Global Competitiveness Report" des "International Institute for Management Development" (IMD) bei der technologischen Infrastruktur weltweit auf Rang eins. Insbesondere zwei Einrichtungen haben sich der Unterstützung für innovative Branchen verschrieben: Der "Hongkong Science Park" und der "Cyberport".

Die Regierung versucht, F&E-Aktivitäten zu fördern und hat fünf F&E-Zentren eingerichtet, die ein positives Umfeld für einzelne Branchenfirmen bieten, häufig über einen Anschluss an eine Universität verfügen sowie die Kommerzialisierung von Entwicklungen und den Technologietransfer unterstützen.

Im Einzelnen sind dies das "Hongkong Research Institute for Textiles and Apparel" (HKRITA), das "Hongkong R&D Centre for Logistics and Supply Chain Management Enabling Technologies" (LSCM) sowie das "Nano and Advanced Materials Institute" (NAMI). Das "Automotive Parts and Accessory Systems (APAS) R&D Centre" wurde 2012 in den "Hong Kong Productivity Council" (HKPC) integriert.


Quelle: Germany Trade and Invest GTAI, 17.12.2013