Elektronikfertigung ist wichtigster estnischer Industriezweig

Die stark exportorientierte Elektronikindustrie ist in Estland dank ausländischer Investoren der wichtigste Zweig des verarbeitenden Gewerbes. Mittelfristig könnten die kräftig anziehenden Löhne und der Fachkräftemangel zum Nachteil im weltweiten Standortwettbewerb werden.

Die Elektronikindustrie trug 2013 etwa 12,5 Prozent zum Gesamtexport des nordbaltischen Landes bei. Die Hersteller haben ihre Produktion zuletzt weiter gesteigert.

Nicht nur die Elektronikfertigung, auch die IKT-Entwicklung hat in Estland bereits jahrzehntelange Tradition. Sowohl in der Ausbildung wie in der Infrastruktur und Nutzung von IT- und Kommunikationstechnik ist der Entwicklungsstand in Estland hoch. Dies belegen Erfindungen wie Skype und viele Start-Up-Unternehmen ebenso wie die weit vorangeschrittene elektronische öffentliche Verwaltung. Auch das Davoser Weltwirtschaftsforum sieht Estland als IT-Standort in einem weltweiten Ranking unter 144 untersuchten Staaten auf Rang 22 und in der EU auf Platz 9.

 

Ausländische Investoren machen die Elektronikproduktion zur wichtigsten estnischen Industriebranche

 

Die Elektronikindustrie hat 2011 laut neuesten Zahlen 16,6 Prozent und damit mehr als jede andere Branche zum Gesamtumsatz des verarbeitenden Gewerbes in Estland beigetragen. Dies liegt stark an der Fertigung namhafter europäischer Elektronikhersteller.Unter den zehn umsatzstärksten Firmen in der Elektronikindustrie befanden sich 2012 neun Töchter ausländischer Investoren. Das bei weitem größte Branchenunternehmen ist die Fabrik des schwedischen Ericsson-Konzerns in Tallinn, die unter anderem Server herstellt. Darüber hinaus kamen von den zehn umsatzstärksten estnischen Elektronikproduzenten drei aus Finnland und jeweils einer aus der Schweiz, den Niederlanden, Großbritannien, den USA und Frankreich.

 

Elektronikindustrie ist 2013 überdurchschnittlich gewachsen

 

Sowohl die Produktion wie auch der Export haben sich 2013 in der Elektronikindustrie besser entwickelt als in der estnischen Wirtschaft insgesamt. Im Jahr 2013 ist der Ausstoß von Elektronik, EDV-Technik und Optik um 5,9 Prozent und damit deutlich stärker gestiegen als die Erzeugung des estnischen verarbeitende Gewerbes insgesamt (+2,4 Prozent).

Auch der Export elektronischer Erzeugnisse legte 2013 laut ersten Berechnungen um 2,9 Prozent zu, während die estnische Warenausfuhr insgesamt um 2,0 Prozent geringer ausgefallen ist. Lediglich beim Import stand einem leichten Gesamtplus von 0,9 Prozent ein Rückgang bei Elektronikprodukten von 2,1 Prozent gegenüber. Dadurch hat sich 2013 aber auch ein Exportüberschuss bei Elektronikprodukten von 71,7 Mio. Euro ergeben.

 

Lohnanstieg und Fachkräftemangel gefährden mittelfristig Wettbewerbsfähigkeit

 

Trotz der jüngsten Erfolge könnten die zuletzt gestiegenen Kosten für estnische Hersteller zum Nachteil im weltweiten Wettbewerb werden. Insbesondere im Vergleich zu den großen asiatischen Fabriken haben estnische Anbieter geringe Kapazitäten und einem Ausbau steht die geringe Landesgröße gegenüber. Zudem hat sich der Fachkräftemangel mit der kräftigen Konjunkturerholung seit 2010 wieder verschärft.

Vor allem wegen der Knappheit an geeigneten freien Arbeitskräften sind die Löhne zuletzt stark gestiegen. Im dritten Quartal 2013 war der durchschnittliche monatliche Bruttoverdienst in der Elektronik-, Computer- und Optikindustrie mit 954 Euro um 11,0 Prozent höher als im selben Zeitraum 2012. Gegenüber dem Krisenjahr 2009 beträgt der Anstieg sogar 35,7 Prozent. Allerdings ist die Vergütung in vielen Unternehmen stark an den Ausstoß gekoppelt. Diese Flexibilität hat mit den anhaltenden Produktionssteigerungen seit 2009 auch die Löhne kräftig steigen lassen.


Quelle: GTAI Germany Trade and Invest, 07.03.2014