Investoren urteilen besser über Ungarns Wirtschaft

Laut aktueller Umfrage der Deutsch-Ungarischen Industrie- und Handelskammer (DUIHK) vornehmlich unter ausländischen Investoren schätzen die Unternehmen sowohl die Wirtschaftslage, als auch die Standortbedingungen positiver ein, als vor einem Jahr. Standortfaktoren, die mit dem Arbeitsmarkt zusammenhängen, wurde erneut ein überwiegend positives Zeugnis ausgestellt. Hier sind beispielsweise die Qualifikation und die Produktivität der Mitarbeiter zu nennen.

Auch im internationalen Vergleich haben sich die Positionen Ungarns etwas verbessert. Trotz der positiven Veränderungen gibt es nach wie vor einige Bereiche, in denen das derzeitige Umfeld noch nicht den Erwartungen der Investoren entspricht. Für die ungarische Wirtschaft rechnet die DUIHK in diesem Jahr mit einem Wachstum von 2,2 Prozent.

"Unsere Mitgliedsunternehmen sehen derzeit positive Trends in der ungarischen Wirtschaft, diese Tendenzen gilt es nach Ansicht der Mitglieder in der kommenden Zeit zu stabilisieren und zu festigen. Die im internationalen Vergleich früher eingebüßten Positionen können jedoch nur allmählich, Schritt für Schritt zurückgewonnen werden", sagte der Präsident der Kammer, Dale A. Martin aus Anlass der Vorstellung des Konjunkturberichts der DUIHK.

Wirtschaftsminister Mihály Varga erklärte anlässlich der Vorstellung des Konjunkturberichts, dass die ungarische Wirtschaft im vergangenen Jahr auf einen Wachstumspfad umgeschwenkt sei, was auch im Bericht der DUIHK belegt werde. Eine der wichtigsten Feststellungen der Umfrage ist nach Ansicht des Ministers, dass das Vertrauen der Investoren in die ungarische Wirtschaft zugenommen hat.

Mihály Varga betonte, dass zu den Ergebnissen der ungarischen Wirtschaft in bedeutendem Maße jene deutschen Firmen beigetragen hätten, die in den vergangenen Jahren ihre Produktion in Ungarn kontinuierlich ausgeweitet haben. "Gerade deshalb ist für uns das Feedback der hier tätigen Unternehmen, insbesondere der hier tätigen deutschen Unternehmen, so außerordentlich wichtig", sagte Varga.

Die Deutsch-Ungarische Industrie- und Handelskammer führt bereits seit 1992 regelmäßig Erhebungen unter Investoren durch. Seit 2006 wird die Stimmung unter den Investoren jährlich auch in 15 anderen Ländern der Region in einem gemeinsam abgestimmten Verfahren erfasst. "Ziel unserer diesjährigen, nunmehr zwanzigsten Konjunkturumfrage ist wie auch bisher die sachliche Analyse und die objektive Darstellung der Beurteilung der Standortbedingungen in Ungarn", erläuterte Dale A. Martin.

Die Untersuchungen der DUIHK erstrecken sich traditionell auf drei Bereiche:

 

  • Wie werden die konjunkturellen Aussichten der Wirtschaft beurteilt?
  • Wie ist das Geschäftsumfeld und die Stimmung unter den Investoren?
  • Wie gut sind die Standortbedingungen in Ungarn im Vergleich mit anderen Ländern der Region, wie wettbewerbsfähig ist das Land?

 

Konjunktur wird optimistischer bewertet

 

Die Wirtschaftslage und die Aussichten für das laufende Jahr haben Unternehmen mit deutscher und anderer ausländischer Beteiligung Anfang 2014 spürbar besser bewertet, als in der Erhebung im Vorjahr. Der Saldo der in diesem Zusammenhang gegebenen positiven und negativen Antworten hat in mehreren Bereichen wieder das recht gute Niveau der "Vorkrisenjahre" 2007‐ 2008 erreicht.

Die Belebung der Konjunktur im Allgemeinen und der eigenen Geschäftsaussichten im Besonderen spiegelt sich in diesem Jahr auch in einer höheren Investitionsbereitschaft und steigenden Beschäftigungsplänen wider. 27 Prozent der Befragten Unternehmen planen in diesem Jahr höhere Investitionen als im Vorjahr, und lediglich 22 Prozent wollen ihre Investitionsausgaben reduzieren. Damit ist der Saldo – erstmals seit zwei Jahren – wieder positiv.

 

Leichte Verbesserungen in der Beurteilung des Geschäftsumfelds

 

Insgesamt hat sich unter den Investoren die Bewertung der wirtschaftlichen Standortbedingungen in Ungarn ein wenig verbessert; im Vergleich zum Vorjahr hat die Zufriedenheit mit dem Geschäftsumfeld zu‐, beziehungsweise die Unzufriedenheit in einigen Bereichen abgenommen.

Standortfaktoren, die mit dem Arbeitsmarkt zusammenhängen, wurde erneut ein überwiegend positives Zeugnis ausgestellt, hier sind beispielsweise die Qualifikation und die Produktivität der Mitarbeiter zu nennen. In Bezug auf die Entwicklung der Arbeitskosten verbesserten sich die Einschätzungen überdurchschnittlich stark. Das Arbeitskräftepotenzial bleibt nach wie vor das wichtigste "Asset" des Landes, aber auch das operative Geschäftsumfeld entspricht den Erwartungen der Investoren.

In einigen wichtigen Fragen der Wirtschaftspolitik, wie zum Beispiel hinsichtlich der Berechenbarkeit, des Steuersystems oder der öffentlichen Verwaltung, stellen die Unternehmen ebenfalls leichte Verbesserungen fest. In diesem Zusammenhang wies der Kammerpräsident jedoch darauf hin, dass "besser" nicht unbedingt auch "gut" bedeute, denn in mehreren Bereichen verspürten die Unternehmen nach wie vor Defizite. In Einzelfällen, wie zum Beispiel der Transparenz von Vergabeverfahren, ist die Zahl kritischer Stimmen sogar angestiegen.

 

Starke Verbundenheit mit Ungarn

 

Dank der verbesserten konjunkturellen Bedingungen wie auch des Geschäftsumfelds bekennt sich die überwiegende Mehrheit der deutschen und anderen ausländischen Investoren nach wie vor zu Ungarn. Der Anteil jener Unternehmen, die wieder Ungarn als Investitionsstandort wählen würden, ist von 73 auf 75 Prozent gestiegen.

 

Ungarn verbessert sich im internationalen Vergleich

 

Im regionalen Vergleich, gegenüber anderen Ländern Mittel‐ und Osteuropas konnte Ungarn 2014 in mehreren Bereichen seine Positionen verbessern. Dies gilt sowohl für die konjunkturelle Lage als auch für das Investitionsumfeld.

Die Umfrageergebnisse für Ungarn liegen in den meisten Fällen im Mittelfeld der an der Erhebung beteiligten 16 Länder, in einigen Bereichen sind sie sogar besser als im Durchschnitt der Region. So ist zum Beispiel die Zufriedenheit mit dem Arbeitsrecht oder dem Berufsausbildung in Ungarn deutlich überdurchschnittlich, auch die Infrastruktur oder die Bedingungen für Forschung und Entwicklung werden in Ungarn günstiger eingeschätzt als in den meisten anderen Ländern.

In der Gesamtbewertung durch mehr als 1.400 Führungskräfte von Unternehmen in Mittel‐ und Osteuropa konnte Ungarn in diesem Jahr einen Platz gutmachen und schob sich damit auf der Rangliste von 20 alternativen Investitionsstandorten auf Platz 9 vor. 2012 rangierte Ungarn noch auf Platz 13, in der ersten internationalen Umfrage 2006 hingegen noch auf Platz 5.

 

Investitionsklima‐Index deutlich verbessert

 

Der aus den Ergebnissen der Umfrage ermittelte Investitionsklima-Index der Deutsch-Ungarischen Industrie- und Handelskammer (BHI ‐ nach der ungarischen Bezeichnung "Befektetői Hangulat Index") hat sich 2014 erneut verbessert. Auf einer Skala von plus 100 bis minus 100 ist sein Wert ist erheblich, um 17 Punkte auf plus 12 gestiegen und hat damit das höchste Niveau seit 2011 erreicht. Nach den Berechnungen der DUIHK kann daraus ein Wirtschaftswachstum von 2,2 Prozent für das Jahr 2014 prognostiziert werden.

 

Die Kammer investiert auch selbst

 

Im Rahmen der Pressekonferenz kündigte die DUIHK an, selbst 175 Millionen Forint in die Erweiterung des Kammergebäudes zu investieren. Mit den Bauarbeiten werden ausschließlich ungarische Kleine und Mittlere Unternehmen betraut.

Konjunkturbericht Ungarn

Der Bericht 2014 sowie ältere Berichte stehen auf der Internetseite der Deutsch-Ungarischen Industrie- und Handelskammer zum kostenlosen Herunterladen zur Verfügung.


Quelle: Deutsch-Ungarische Industrie- und Handelskammer (DUIHK), Presseinformation 16.04.2014