Engere Zusammenarbeit in der Berufsbildung mit Portugal

Deutschland und Portugal wollen in der dualen Berufsausbildung noch enger zusammenarbeiten. Das hat Bundesministerin Johanna Wanka bei einem Besuch in Lissabon mit ihrem Amtskollegen Nuno Crato vereinbart.

Bei ihrem Besuch in Lissabon hat Bundesministerin Johanna Wanka zusammen mit dem portugiesischen Bildungsminister Nuno Crato eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet. "Portugal hat einen erfolgreichen Reformkurs eingeschlagen, den wir nach Kräften unterstützen", sagte Wanka.

Die 2012 begonnene deutsch-portugiesische Berufsbildungszusammenarbeit wird ausgeweitet.

 

Neue Module für Lehrcurricula

 

Beide Minister wollen sich darauf verständigen, gemeinsame Projekte fortzuführen. Dazu gehört zum Beispiel, die Ausbildung portugiesischer Ausbilder zu verbessern. Die neuen Module für die Lehrcurricula sind schon einsatzbereit.

Zudem soll der Austausch zwischen den verschiedenen Berufsbildungsinstitutionen, wie dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und der portugiesischen Nationalen Agentur für die Qualifikation und berufliche Bildung (ANQUEP), erweitert werden.

Auslandsaufenthalte von Auszubildenden im jeweils anderen Land soll es künftig noch mehr geben. Nicht zuletzt sollen in Portugal Unternehmen und Wirtschaftsverbände stärker in das Ausbildungssystem eingebunden werden.

 

39 Millionen junge Menschen ohne Arbeit

 

Die Finanzkrise hat zu einer Beschäftigungskrise geführt, die vor allem junge Menschen trifft – auch in Portugal. Die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) hat Ende Mai in Berlin eine Studie veröffentlicht.

Die Studie zeigt, dass gegenwärtig 39 Millionen junge Menschen zwischen 16 und 29 Jahren in den OECD-Staaten ohne Arbeit sind: Fünf Millionen mehr als vor der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008. In Portugal ist die Jugendarbeitslosigkeit seit 2014 um 4,2 Prozentpunkte zurückgegangen. Sie liegt mit 31,2 Prozent aber immer noch deutlich über dem europäischen Durchschnitt (20,7 Prozent).

Darum haben Deutschland und Portugal 2012 - unter Beteiligung der europäischen Kommission - gemeinsam mit Griechenland, Italien, Lettland, der Slowakei und Spanien eine vertiefte Zusammenarbeit in der Berufsbildung vereinbart.

Ziel war es, sich über Reformen in der beruflichen Bildung auszutauschen und gemeinsame Pilotprojekte für duale Ausbildungsgänge zu starten. Dabei ist klar, dass diese vertiefte Berufsbildungszusammenarbeit keine Sofortmaßnahme gegen Jugendarbeitslosigkeit ist, und dass das duale Ausbildungssystem Deutschlands nicht einfach übertragbar ist auf andere Länder.

 

Von Portugal lernen

 

Auch Deutschland hat in den vergangenen Jahren viel von Portugal gelernt.

Beispielsweise hat sich in Portugal ein differenziertes System entwickelt, wie informell erworbene Kompetenzen anerkannt werden können. Nun soll dieses Fachwissen, dass junge Menschen sich selbst durch Arbeit oder Praktika angeeeignet haben, nicht nur in Portugal sichtbar gemacht werden.

 

Wanka besucht Berufsschulen

 

Bundesministerin Wanka führt während ihres zweitägigen Aufenthalts in Portugal Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern des Arbeitsministeriums sowie Vertretern aus Forschung und Wissenschaft. Sie besucht zwei Berufsschulen und eröffnet die internationale Konferenz "Berufsausbildung -Wettbewerbsfähigkeit - wirtschaftliche Prosperität" der Deutsch-Portugiesischen Industrie- und Handelskammer.


Quelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung - BMBF, bmbf.de, Aktuelles 23.06.2015