Tschechiens Markt für Augenoptik ist hart umkämpft

Unabhängige Optikergeschäfte konkurrieren in Tschechien mit Ketten und mit Onlinehändlern. Optometristen-Nachwuchs gibt es genug. Allerdings beklagen Experten die mangelnden handwerklichen Fähigkeiten.

Mit wachsender Nachfrage nimmt der Wettbewerbsdruck für Optiker in Tschechien zu. Unabhängige Optikergeschäfte überwiegen, haben aber zunehmend Konkurrenz von Ketten, dem Onlinehandel und branchenfremden Einzelhändlern.

Da zumindest in den Großstädten hochwertige Brillengläser und Fassungen gefragt sind, wird eine kompetente Beratung immer wichtiger. Optikergeschäften fehlen trotz der quantitativ guten Ausbildungslandschaft qualifizierte Augenoptiker und Optometristen.

Als Absatzmarkt für Produkte der Augenoptik ist die Tschechische Republik mit ihren 10,5 Millionen Einwohnern sehr attraktiv. Optiker berichten von gut laufenden Geschäften, weil die Kunden inzwischen bereit sind, auch hochwertigere Brillengläser und Fassungen zu kaufen.

Auf unabhängige Optikergeschäfte entfällt ein Großteil der Verkäufe von Sehhilfen. Die Vereinigung der Optiker und Optometristen (SCOO) schätzt, dass es rund 1.500 Optikerfilialen in Böhmen und in Mähren gibt. Auf rund 7.000 Einwohner kommt damit ein Brillengeschäft. Die Zahl ist in den vergangenen Jahren weitgehend stabil geblieben, berichten Marktkenner.

In den Großstädten und in der Millionenmetropole Prag haben die Optikerketten einen größeren Marktanteil. Sie hatten in den vergangenen Jahren kräftig expandiert und die Zahl ihrer Filialen vergrößert. Inzwischen hat sich das Wachstumstempo allerdings verlangsamt.

Die meisten Filialen haben Fokus Optik, Vase optika, GrandOptical und Eiffel optic. Der Jahresumsatz der führenden Gesellschaft Fokus Optik ist 2014 um 3 Prozent auf 364 Millionen Tschechische Kronen (Kc; 13,2 Millionen Euro; 1 Euro = 27,55 Kc Jahresdurchschnitt 2014) gestiegen. Die nach Anzahl der Filialen zweitgrößte Optikerkette Vase optika veröffentlichte zuletzt keine Jahresberichte. Die Nummer Drei GrandOptical kam 2014 auf 464 Millionen Kc und erzielte so mit weniger Geschäften ein Viertel mehr Umsatz als Fokus Optik.

Nach Recherchen von Germany Trade & Invest gibt es zurzeit über 30 Händler mit fünf und mehr Filialen im Land. Auf sie entfällt aber nur ein Drittel aller Optikergeschäfte. Die Mehrheit ist also immer noch unabhängig.

Neben den spezialisierten Optikerketten etablieren auch branchenfremde Einzelhändler wie Tesco eigene Geschäfte für Brillen und Kontaktlinsen im Umfeld von Super- oder Hypermärkten. Daneben bieten Drogeriehändler wie dm oder Rossmann billige Lesebrillen an und drücken damit das Preisniveau nach unten.

Einer der größten Onlinehändler von Markenbrillen ist Eurooptik.cz, der in Prag auch über einen Showroom verfügt. Andere Internetgeschäfte wie OptikDoDomu bieten ihren Kunden Hausbesuche mit entsprechender Beratung und Produktauswahl an. Zielgruppe sind vor allem ältere Brillenträger.

 

Rabattschlacht hat auch die Optikerketten erreicht

 

Die großen Optikerketten überbieten sich mit Rabattaktionen und kommen damit der in Tschechien weit verbreiteten Schnäppchenjagd auch im Augenoptiksegment entgegen. Zugleich bieten die Filialen häufig keine fachlich kompetente Beratung bei der Auswahl von Brillenprodukten. Das verhindert bislang höhere Einzelverkaufspreise für Sehhilfen.

Optikermeister Beno Blachut aus Prag, der bis 2014 Präsident des Branchenverbands SCOO war, berichtet, dass die Kataloge der Hersteller von Brillengläsern für den tschechischen Markt in den letzten Monaten umfangreicher geworden sind. "Es werden mehr spezielle Gläser angeboten und entsprechende Schulungen angeboten", so Blachut. Diese Produkte seien erklärungsbedürftiger und erforderten daher mehr Zeit für die Beratung. Er rechne deshalb damit, dass die kleinen Geschäfte mit spezialisierten Optometristen dem Preisdruck der großen Ketten in Zukunft durchaus standhalten können.

 

Gute Infrastruktur für Ausbildung von Optometristen

 

Über Nachwuchsprobleme können die tschechischen Optikergeschäfte nicht klagen, denn das Interesse am Berufswunsch Optometrist ist weiterhin hoch. Sie werden an den drei Universitäten CVUT Prag, Brno und Olomouc ausgebildet. Jährlich verlassen rund 100 Absolventen diese Studiengänge, die aber nach Meinung von Experten während ihrer Hochschulausbildung zu wenig Handwerksfähigkeiten erlernen.

Neben den Universitäten bilden zwei staatliche Berufsschulen mit integrierter Berufsakademie in Prag und Brno Augenoptiker aus. Die Einrichtung in Prag hat Kapazitäten für 480 Auszubildende, in Brno für 330. Außerdem gibt es in Plzen und Pardubice zwei private Berufsakademien für diese Fachrichtung. Jährlich beenden rund 110 Augenoptiker eine Ausbildung an den vier Schulen.

Ein Manko der Berufsschulen ist der Lehrermangel. Außerdem gibt es für die Auszubildenden zu wenig Praktikumsplätze in den Augenkliniken, wo sie konkrete Erfahrungen mit Patienten sammeln könnten. Hersteller von augenoptischen Geräten und Produkten könnten diese Lücke nutzen und den Hoch- und Berufsschulen bei der Vermittlung von mehr Praxisanteil während der Ausbildung helfen.

In den Optikergeschäften wiederum fehlen trotz der quantitativ guten Ausbildungslandschaft qualifizierte Augenoptiker und Optometristen. Denn um dort arbeiten zu können, ist eine Fachausbildung nicht unbedingt nötig, erklärt Marktkenner Beno Blachut. Der Branchenverband SCOO setzt sich seit längerem dafür ein, dass in jedem Laden mindestens ein Optiker anwesend sein muss. Derzeit gibt es 3.500 solcher Spezialisten im Land.


Quelle: Germany Trade & Invest GTAI, 02.10.2015