Deutschland investiert in Qualität und Quantität namibischer Lehrlinge

Namibias Absolventen der beruflichen Bildung sind bezüglich Quantität und Qualität mangelhaft. Um dies zu ändern, hat die Berufsausbildungsbehörde (NTA) das Projekt ProVET Namibia eingeführt. Dieses wird von Deutschland unterstützt, der Förderbetrag wurde jetzt mehr als verdoppelt.

Das Projekt ProVET Namibia (Pro Vocational Education Training) zielt darauf, Arbeitskräfte auszubilden, deren Qualifikation dem Bedarf der Wirtschaft beziehungsweise des Arbeitsmarktes entspricht.

ProVET ist bereits im Jahr 2011 implementiert worden. Damals hatte die Bundesrepublik Deutschland ihre Unterstützung mit einem Etat von 4,5 Millionen Euro zugesagt. Vor wenigen Tagen haben sich alle Beteiligten auf die zweite Phase geeinigt, dabei wurden die Fördersumme auf zehn Millionen Euro erhöht und der Projektzeitraum bis 2017 verlängert.

Die Ministerin für Höhere Bildung und Ausbildung, Itah Kandjii-Murangi, wies auf die "alarmierende Arbeitslosenstatistik" und die geringen Möglichkeiten für junge Menschen hin. Deshalb müsse man "die Anstrengungen verdoppeln" und ein Ausbildungssystem schaffen, "das Türen für junge Frauen und Männer öffnet", sagte sie. Dieses System müsse zudem in allen Regionen verfügbar sein, um auch die Landflucht zu bremsen. "Ohne relevante Ausbildung und Wissen bleibt die Vision 2030 eine Illusion", sagte die Ministerin, die die erfolgreiche Kooperation mit Deutschland lobte.

Für den amtierenden NTA-Geschäftsführer Jerry Beukes geht es darum, eine "stabile Allianz" mit Deutschland beziehungsweise der deutschen Entwicklungsagentur GIZ zu bilden, mit denen es eine "win-win-Partnerschaft" gebe. Das deutsche System (der Berufsausbildung) diene als Vorbild für Namibia, sagte Beukes bei der Unterzeichnung des Folgeabkommens.

Die NTA hat sich viel vorgenommen: Die Zahl der neuen Lehrlinge soll sich von derzeit 15.000 pro Jahr "mindestens verdoppeln", sagte Beukes. Man wolle aber "vor allem die Qualität erhöhen", führte er aus. Mit dem Geld wurden und werden Berufsbilder überarbeitet oder neu geschaffen. Neben der Erstellung und Änderung eines Curriculums schließt die Unterstützung auch Weiterbildungen der Ausbilder sowie neue Unterrichtsmaterialien ein. Anfang 2016 sollen beispielsweise 13 Ausbilder sechs Wochen lang in Deutschland im Automobilbereich ausgebildet werden, kündigte Beukes an.

GIZ-Landesdirektor Albert Engel bekräftigte, dass die berufliche Ausbildung in Deutschland ein Schlüsselelement für wirtschaftlichen Erfolg und soziale Stabilität sei. "Das deutsche Modell genießt weltweit Anerkennung, weil es so erfolgreich ist", sagte Engel. Dadurch würden Menschen in einer praxisorientierten Ausbildung mit den notwendigen Fähigkeiten für den Arbeitsmarkt ausgestattet. Qualifikationen auf unterer und mittlerer Ebene seien ein Erfolgsrezept, führte er aus. Das soll nun auch in Namibia Wirkung zeigen, wo Jugendliche und Erwachsene zur Zielgruppe gehörten. Allerdings: "Wir wollen das deutsche System nicht duplizieren, sondern lieber das vorhandene System stärken", so Engel.

Der GIZ-Mitarbeiter und ProVET-Programmleiter Leif Puschmann erklärte, dass es insgesamt 31 Qualifikationen gebe, weil ein Berufsbild mehrere Qualifikationsstufen beinhalte. So biete Namibias Qualifikationsrahmen einen Abschluss auf den Stufen 1 bis 5, wobei Stufe 3 etwa dem deutschen Gesellen und Stufe 5 einem deutschen Meister entspreche. "Auf jedem Level ist ein eigener Abschluss möglich", so Puschmann.

Die Kurzkurse dauerten drei Wochen bis drei Monate, die Langkurse zwei Jahre, so Puschmann. Das Finden von Unternehmen, in denen Lehrlinge ihre Praxisausbildung absolvieren, um eine Art duales System nach deutschem Vorbild zu gewährleisten, bezeichnete er als "riesengroße Herausforderung, die noch nicht gelöst ist".

Neue Berufsbilder:

 

  • Landwirtschaft (Tierzucht, Landmaschinenmechanik, Gemüse- und Ackerbau)
  • Feuerwehrmann/-frau und Fachkraft für Schutz und Sicherheit (Rettungsdienste)
  • Baugeräteführer/-in/ Berufskraftfahrer/in
  • Fachkraft Arbeitssicherheit / Gesundheitsschutz bei der Arbeit
  • Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker/in & Fahrzeuglackierer/in
  • Solartechniker/in
  • Methodisch-pädagogische Berufsschullehrerausbildung

 

Überarbeitete Berufsbilder:

 

  • Kraftfahrzeug (Kfz)-Mechatroniker/in (inklusive Baumaschinenmechatroniker)
  • Anlagenmechaniker/in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik

Quelle: Allgemeine Zeitung Namibia, az.com.na, 29.12.2015