Indien: Aufbruch in Westbengalen

Der indische Bundesstaat Westbengalen erlebt einen rasanten wirtschaftlichen Aufschwung. Einer der Gründe für diese Entwicklung ist, dass Westbengalen großen Wert auf die Entwicklung der Hochschulen und auf die berufliche Ausbildung legt.

Die vor kurzem für weitere fünf Jahre gewählte Regierung will mehr ausländische Investitionen ins Land holen. Auf einer Roadshow in Düsseldorf, München, Frankfurt und Stuttgart warb die Regierungschefin von Westbengalen, Mamata Banerjee, mit Nachdruck um Investitionen deutscher Unternehmen.

Sowohl indische als auch deutsche Unternehmer lobten das seit der Regierungsübernahme durch die liberale Partei All India Trinamool Congress vor fünf Jahren völlig veränderte Investitionsklima. Dieses zeichne sich durch schnelle Entscheidungen, straffe Führung, transparente Prozesse und hohe Effizienz aus, hieß es von den Wirtschaftsvertretern.

Aktuell sind nahezu 200 deutsche Unternehmen, darunter Siemens, Wacker Chemie, Rail One und Hunger Hydraulik, mit eigenen Standorten in Westbengalen vertreten. Investitionen in Westbengalen sind in allen Wirtschaftsbereichen erwünscht. Insbesondere sollen aber die Zementindustrie – hier hat BASF erst kürzlich wieder investiert – die Petrochemie, die Automobilzulieferindustrie sowie der Maschinenbau und die Lebensmittelindustrie ausgebaut werden. Auch auf den Ausbau erneuerbarer Energien auf Basis von Sonne, Wasser und Abfall wird großer Wert gelegt.

Westbengalen gehört mit seinen 95 Millionen Einwohnern zu den großen Gewinnern des wirtschaftlichen Aufschwungs in Indien. Der Bundesstaat hat sich mittlerweile zur viertgrößten Volkswirtschaft des Landes entwickelt und wächst stetig weiter.

Während die indische Wirtschaft im Zeitraum 2015/2016 insgesamt um 7,3 Prozent wuchs, verzeichnete die westbengalische Wirtschaft einen Anstieg von rund zwölf Prozent – die höchste Dynamik in ganz Indien. Das Steuersystem in dem Bundesstaat wurde vollständig auf ein elektronisches Verfahren umgestellt.

Großer Wert wird auf die Entwicklung der Hochschulen, aber auch der beruflichen Ausbildung gelegt. 2.000 Schulen in abgelegenen Teilregionen verfügen über sogenannte "eClassrooms", die Fernunterricht ermöglichen.

Mitveranstalter der Roadshow war der Bundesverband der mittelständischen Wirtschaft (BVMW). Am Rande des Wirtschaftsforums in München unterzeichneten BVMW-Präsident Mario Ohoven und Harshavardhan Neotia, Präsident der Federation of Indian Chambers of Commerce and Industry (FICCI), eine umfangreiche Kooperationsvereinbarung. FICCI ist mit mehr als 80.000 Mitgliedsunternehmen der größte und älteste indische Kammer- und Industrieverband.

Quelle: OWC-Verlag für Außenwirtschaft GmbH, owc.de, 13.09.2016