Tunesien: Berufliche Bildung für die junge Demokratie

arabischer Mann bearbeitet Unterboden eines Autos
In Tunesien stehen einer zunehmenden politischen Stabilisierung Herausforderungen wie eine hohe Arbeitslosenquote und ein persistenter Fachkräftemangel gegenüber. Vor diesem Hintergrund gewinnt eine verbesserte Berufsbildung an Bedeutung.

Der Artikel ist ein Auszug aus der iMOVE-Marktstudie Tunesien, die in Kürze erscheint.
Seit der sogenannten Jasmin-Revolution im Jahr 2010/2011 befindet sich die junge Demokratie Tunesien im Wandel. Einer zunehmenden politischen Stabilisierung stehen Herausforderungen wie eine hohe Arbeitslosenquote unter jungen Tunesierinnen und Tunesiern und ein persistenter Fachkräftemangel gegenüber. Untypisch für die Region verfügt Tunesien über einen gut etablierten Mittelstand.

Deutsche Unternehmen nutzen die Nähe des Landes zum europäischen Binnenmarkt und lassen beispielsweise in der Textil- und Kraftfahrzeug-Zulieferindustrie vor Ort produzieren.

Gut ausgebildete Fachkräfte bilden sowohl für lokale als auch für ausländische Unternehmen die Basis ihrer nachhaltigen Wirtschaftskraft.

Engagement privater Bildungsanbieter steigt

Staatliche und privatwirtschaftliche Akteure haben in diesem Kontext den Bedarf einer verbesserten Berufsbildung erkannt und engagieren sich auf verschiedenen Ebenen. So wurden 2008 beispielsweise neue Abschlüsse eingeführt, die den Zugang zur Berufsbildung ebnen sollen.

Obwohl bislang staatliche Berufsbildungsangebote vorherrschen, lässt sich parallel ein zunehmendes Engagement privatwirtschaftlicher Anbieter erkennen.

Eine mangelnde Passgenauigkeit zwischen dem Bedarf der Wirtschaft und der Quantität der Hochschulabsolventinnen und Hochschulabsolventen sowie ein hohes Prestigegefälle von der Hochschul- zur Berufsbildung behindern allerdings einen übergeordneten, gesellschaftlichen Paradigmenwechsel hin zu praxisorientierten Ausbildungswegen.

Nachhobedarf bei Soft Skills und Sprachen

Für deutsche Anbieter der beruflichen Aus- und Weiterbildung ergeben sich diverse Ansatzpunkte für einen Markteintritt in Tunesien.

So sind tunesische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Experteneinschätzungen zufolge zwar häufig in den Bereichen Informationstechnik und Ingenieurswissenschaften exzellent ausgebildet, bei Themen wie Soft Skills und Sprachen besteht allerdings teils Nachholbedarf.

Ergänzend wird die Berufsbildung in vielen Fällen als unzureichend praxisorientiert bewertet. Das deutsche Modell der dualen Berufsausbildung stellt hier ein vergleichsweise neues Format dar, welches auf diese Herausforderung reagieren kann und projektbezogen in Tunesien bereits umgesetzt wird.

In Tunesien stoßen neue Lernformen wie E-Learning und Mobile Learning auf Interesse und werden bereits - mitunter von der florierenden Gründerszene des Landes - aktiv gestaltet und eingesetzt.

Tunesien verlangt hochwertige Bildungsangebote

Deutsche Anbieter stoßen in Tunesien auf einen Kontext, in dem insbesondere auch Einrichtungen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit (EZ) das Thema Berufsbildung aktiv angehen.

Groß angelegte Kooperationsprojekte wie etwa der deutsch-tunesische "Beschäftigungspakt Tunesien" verweisen auf den hohen Stellenwert der Berufsbildung im Rahmen der bilateralen Zusammenarbeit beider Staaten.

Dabei besteht ein Vakuum für privatwirtschaftliche Akteure, die sich – in Kooperation mit oder auch außerhalb des EZ-Kontextes durch hochwertige Bildungsangebote und international anerkannte Abschlüsse auszeichnen.

Branchenspezifisch besteht Bedarf in den Bereichen (Pflege)Tourismus, ökologische beziehungsweise nachhaltige Landwirtschaft sowie erneuerbare Energien, Umwelt- und Entsorgungswirtschaft. Auch die Ausbildung von qualifiziertem Lehrpersonal wird in Tunesien bislang nur wenig strukturiert umgesetzt und bietet Raum für innovative Konzepte.

Im Allgemeinen genießen Produkte und Dienstleistungen aus Deutschland einen guten Ruf. Neue Bildungsangebote der beruflichen Aus- und Weiterbildung stoßen folglich, medial entsprechend aufbereitet und ansprechend präsentiert, auf günstige Grundvoraussetzungen.

Vorschau Tunesien

wehende tunesische Nationalflagge
In Kürze erscheint eine iMOVE-Marktstudie Tunesien für den Export beruflicher Aus- und Weiterbildung.

Parallel geht eine neue Marktseite Tunesien online.

Fachartikel Tunesien: Berufliche Bildung für die junge Demokratie

Dieser Fachartikel ist ein Auszug aus der iMOVE-Marktstudie Tunesien (Kapitel 1), die in Kürze erscheint.

  • Inhalt der Marktstudie: enviacon GmbH

Quelle: iMOVE, Auszug aus iMOVE-Marktstudie Tunesien 2017, 25.09.2017