Deutsch-Tunesische Berufsbildungskooperationen

Lesen Sie einen Artikel zu den Perspektiven für und mit "Training – Made in Germany" in der deutsch-tunesischen Berufsbildungskooperation. Der Artikel von iMOVE ist im deutsch-tunesischen Wirtschaftsmagazin "impact" erschienen.

Tunesien und Deutschland verbinden langjährige freundschaftliche und wirtschaftliche Beziehungen. Tunesien ist ein wichtiger Produktionsstandort für rund 260 deutsche Unternehmen und Firmen mit deutscher Beteiligung, von denen 66 Prozent laut einer Umfrage der Deutsch-Tunesischen Industrie- und Handelskammer (AHK Tunesien) selbst oder in Kooperation mit staatlichen Berufsbildungszentren ausbilden. Dass diese sich direkt der Ausbildung tunesischer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter widmen, liegt an verschiedenen Faktoren.

Zum einen ist die Arbeitslosigkeit, die sich zwar von ihrem sehr hohen Stand von über 18 Prozent in 2011 auf 15 Prozent in 2018 verringert hat, ein großes Problem. Dagegen steht ein anhaltender Fachkräftemangel, der durch fehlenden Praxisbezug bei Qualifizierungsmaßnahmen und einer mangelhaften Grund- und Sekundarausbildung einige seiner Ursachen findet.

Dringender Bedarf besteht auch darin, die Ausbildung von Fachkräften nach den Bedürfnissen der Industrie zu gestalten und eine Steigerung des Ansehens der beruflichen Bildung in der Gesellschaft zu erreichen. Dass junge talentierte Menschen lieber studieren und erwägen, das Land zu verlassen, stellt für Wirtschaft, Gesellschaft und Politik eine große Herausforderung dar, der sich deutsche und tunesische Firmen gleichermaßen widmen müssen. Viele deutsch-tunesische Kooperationen zielen bereits auf die Linderung dieser Problematik ab. Auch deutsche Wirtschaftshilfen zur Minimierung der Abwanderungstendenzen wirken unterstützend, da sie auch in die Verbesserung der Berufsbildung investiert werden.

In der tunesischen Gesellschaft müssen die Karriereoptionen, die eine berufliche Bildung bieten kann, jedoch noch deutlicher gemacht werden. Dies ist zum Beispiel durch die Vermarktung von Erfolgsbeispielen erfolgreicher Absolventinnen und Absolventen, die durch eine Berufsausbildung langfristige Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt erzielen konnten, möglich. Sie könnten zum Beispiel als Botschafterinnen und Botschafter für die Berufsbildung im Land eingesetzt werden und Werbung für Karrieremöglichkeiten machen, die nicht auf einer akademischen Ausbildung beruhen. Auch bei Industrievertreterinnen und -vertretern muss dafür geworben werben, nachhaltige, am Arbeitsmarkt orientierte Aus- und Weiterbildung zu fördern, und dadurch Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Aufstieg durch Bildung zu ermöglichen. Dadurch kann es den Unternehmen gelingen, Fachkräfte langfristig an das Unternehmen zu binden, vor allem aber auch talentierten Nachwuchs über qualifizierte Ausbildungsprogramme zu gewinnen.

Eine Möglichkeit der Kooperation besteht auch darin, beim Import deutscher Anlagen die Trainingsmaßnahmen mit zu erwerben, um Facharbeiterinnen und Facharbeiter direkt in der Anwendung der neuen Technik zu schulen. International erfahrene Aus- und Weiterbildungsanbieter aus Deutschland können bei diesen Vorhaben beratend tätig sein und bei der Umsetzung von Maßnahmen unterstützen.

iMOVE, die Exportinitiative für berufliche Bildung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), hat zum Bildungsmarkt Tunesien 2017 eine Marktstudie herausgegeben, die die Geschäftschancen im tunesischen Berufsbildungsmarkt analysiert. Dabei wurden als Branchen mit besonderem Bedarf an beruflichen Aus- und Weiterbildungsdienstleistungen der Tourismus, die (ökologische) Landwirtschaft, erneuerbare Energien, Umwelt- und Entsorgungswirtschaft, E-Learning und Mobile Learning und der Pflegebereich herausgestellt. Als besonders nachgefragte Themen konnten Training of Trainers, Bildungsangebote mit internationalen Abschlüssen, Aus- und Weiterbildungsangebote für Frauen sowie Bildungsangebote in bisher unterrepräsentierten Regionen benannt werden.

Für Unternehmen und Bildungseinrichtungen in Tunesien sind Lösungsansätze zum Bildungsmarketing und die Umsetzung von Lernortkooperationen (das heißt zwischen Unternehmen und Bildungseinrichtungen) von großer Bedeutung.

Bei der Anbahnung deutsch-tunesischer Kooperationen im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung unterstützt iMOVE mit vielfältigen Serviceangeboten. Zum einen bietet iMOVE auf seiner Internetseite (imove-germany.de) eine Anbieter-Datenbank an, in der deutsche Aus- und Weiterbildungsanbieter ihre Expertise vorstellen. Zusätzlich können internationale Kunden ihre Gesuche in der iMOVE-Kooperationsbörse veröffentlichen, um Angebote von deutschen Aus- und Weiterbildungsanbietern zu erhalten. Dazu gehören neben den vielfältigen Ausbildungsangeboten auch Beratungsdienstleistungen und die Ausstattung von Bildungseinrichtungen. iMOVE berät internationale Einrichtungen dabei, wie sie ihre Gesuche gestalten können, um möglichst viele qualifizierte Angebote zu erhalten. Darüber hinaus organisiert iMOVE in Deutschland Unternehmensbesuche für potenzielle Kunden aus dem Ausland, die sich über die Aus- und Weiterbildungsangebote ein Bild machen und einen Einblick in "Training – Made in Germany" erhalten möchten. iMOVE verfügt über ein weit verzweigtes Netzwerk, das internationale Partner und Kunden nutzen können.

Insgesamt gibt es vielfältige tunesisch-deutsche Kooperationsmöglichkeiten im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Eine Marktanalyse lohnt sich und die guten Beziehungen zwischen beiden Ländern lassen einen leichten Markteinstieg zu.

  • Autorin: Kristine Faenger

impact

Der Artikel ist in der Ausgabe 1/2019 von impact unter dem Schwerpunkt "Humankapital" erschienen. impact ist das Deutsch-Tunesische Wirtschaftsmagazin der Deutsch-Tunesischen Industrie- und Handelskammer (AHK Tunesien).

Die Publikation können Sie auf der Internetseite der AHK Tunesien online lesen.

Bildungsmarkt Tunesien

wehende tunesische Nationalflagge

Quelle: impact - Deutsch-Tunesisches Wirtschaftsmagazin, Ausgabe 1/2019, Deutsch-Tunesische Industrie- und Handelskammer (AHK Tunesien)