Deutsche Hörakustik-Expertise ist international gefragt

Im August 2018 liessen sich 12 Gäste aus sieben verschiedenen Nationen in Lübeck an der Akademie für Hörakustik (afh) gemeinsam fortbilden. Denn: Schwerhörigkeit ist ein internationales Problem und die duale Ausbildung der Hörakustiker in Deutschland ein Exportschlager.

Während sich in anderen Ländern vor allem Hals-Nasen-Ohren-Ärzte (HNO-Ärzte) oder Audiologen der Schwerhörigkeit annehmen, versorgen in Deutschland 15.000 speziell ausgebildete Hörakustiker Hörgeminderte mit digitalen, individuell angepassten Hörsystemen.

Das Ausbildungskonzept an der afh ist ein internationaler Exportschlager für die Aus- und Weiterbildung von Hörakustikern. Jedes Jahr besuchen Audiologen aus teilweise über 40 Nationen den Campus Hörakustik in Lübeck, um sich über die Ausbildungsmethoden und -inhalte zu informieren und sich dort nach aktuellstem deutschen Standard weiterzubilden. Die Akademie ist die größte Bildungseinrichtung der Hörakustik dieser Art weltweit. Besonders die praktische Weiterbildung, für die die Akademie ausgezeichnete Ressourcen vorhält, ist den Besuchern wichtig. Es ist gerade die Bündelung des Wissens an einem Ort, die es den Experten möglich macht, hier jederzeit auf die kurzen Innovationszyklen der Branche zu reagieren und immer auf aktuellstem Stand zu lehren. Bildungsabkommen bestehen mit China, der Türkei und Israel, mit Ägypten, Katar und Jordanien.

Die Teilnehmer der Sommerakademie kamen in diesem Jahr aus Marokko, Tunesien, Zypern, Griechenland, der Schweiz, Slowenien und Kroatien. Unterrichtet wurden sie von hauptamtlichen Lehrern und Dozenten der afh sowie von nebenamtlich tätigen Dozenten aus der Praxis. Die Inhalte der theoretischen und praktischen Kurse wurden in Englisch vermittelt.

Der inhaltliche Schwerpunkt der diesjährigen Sommerakademie lag auf der Hörsystemversorgung bei Kindern. In Deutschland lassen sich Hörakustiker an der Akademie für Hörakustik in einem speziellen Fortbildungslehrgang zum Pädakustiker ausbilden. Derzeit gibt es deutschlandweit rund 1.000 Pädakustiker, die über fundierte Kenntnisse und Fertigkeiten rund um das kindliche Ohr und das kindliche Hören verfügen. Die Teilnehmer erlernten den in Lübeck entwickelten Prozess einer Hörsystemanpassung bei Kleinstkindern sowie verschiedene baby- und kleinkindgerechte Messverfahren für die Audiometrie. Auch die Besonderheiten bei der Abformung und Gestaltung von Ohrpassstücken für Kinderohren und weitere praktische Arbeit mit Probanden standen auf dem Programm.

Hintergrund zum Hörakustiker-Handwerk

Neben der Erstversorgung des Kunden ist der Hörakustiker auch für die begleitende Feinanpassung mit wiederholten Überprüfungen und Nachstellungen der Hörsystemfunktionen zuständig. Daneben organisiert er – wenn der gesetzliche Anspruch besteht – die Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenversicherungen und steht für Wartung und Reparaturen der Hörsysteme bis zu einem gewissen Grad zur Verfügung.

Darüber hinaus berät er zu Gehörschutz und speziellem technischem Zubehör. Der Hörakustiker verfügt über theoretisches Wissen aus der Akustik, Audiologie, Psychologie und Hörsystemtechnik und über praktische Fertigkeiten zur Audiometrie, Hörsystemauswahl und -Anpassung, zu spezialisierten elektro-akustischen Messverfahren und vor allem berherrscht er die individualisierte Kundenberatung.


Quelle: Biha - Bundesinnung der Hörakustiker KdöR, biha.de, Pressemitteilung, 14.08.2018