Marokko: Bildungsreform soll Berufsausbildung und Wirtschaft enger verzahnen

Der Marokkanische Bildungsminister präsentiert die Bildungsreform vor dem König und geladenen Gästen.

Der marokkanische Minister für Nationale Bildung, Said Amzazi, stellte bei einer umfänglichen Präsentation die geplanten Maßnahmen im Rahmen der angekündigten Bildungsreform vor. Im Rahmen der Vorstellung des Fortschrittsberichts und im Beisein von König Mohammed VI. sowie zahlreichen geladenen Gästen stellte der Minister am gestrigen Montag (17. September 2018), die Eckpunkte im königlichen Palast von Rabat vor.

Minister sieht die Reformen im Einklang mit den Ankündigungen des Monarchen

Zu Beginn der Präsentation wandte sich Minister Said Amzazi, an den Souverän und betonte, dass diese Reform im Einklang mit den Reden des Königs zum "Thronjubiläum" vom 29. Juli 2018 und anlässlich des 65. Jahrestages der "Revolution des Königs und des Volkes" (20. August 2018) steht.

In diesen Reden forderte der Souverän die Regierung und alle relevanten Akteure auf, alle bisher eingeleiteten Maßnahmen, Programme und politischen Instrumente in den Bereichen Beschäftigung, Bildung und Wirtschaftsförderung zu überarbeiten. Ziel ist, ein besseres Ineinandergreifen von Ausbildung und Beschäftigung zu gewährleisten, um die Arbeitslosenquote, insbesondere bei jungen Menschen, zu senken.

"Dieses neue Programm, das den Empfehlungen der "Vision stratégique de la réforme 2015-2030 – pour une école de l’équité, de la qualité et de la promotion" (Strategische Vision für die Reform 2015-2030 – Auf dem Weg zu einer Ausbildung für Gerechtigkeit, Qualität und Förderung) entspreche, spiegelt nach Auffassung des Ministers die strategische Bedeutung des Bildungs- und Ausbildungssektors für die Zukunft der nächsten Generation wider.

Konkrete Maßnahmen angekündigt

"Wir müssen den Sozialprogrammen zur Bekämpfung aller sozioökonomischen Hindernisse für die Schulbildung und zur Verringerung der finanziellen Belastung der Familien einen starken Impuls geben", so der Minister weiter. Dazu will er folgende konkreten Maßnahmen einleiten beziehungsweise verstärken

Ausweitung des "Tayssir"–Programms

Unter dem "Tayssir"–Programm wird die an die finanziellen Möglichkeiten der Eltern gekoppelte Unterstützung verstanden (Transferzahlungen).

Das "Tayssir"–Programm soll konsolidiert und ausgebaut werden, insbesondere mit dem Fokus auf die Vorschulbildung.

Insgesamt sollen die Kapazitäten in den Bereichen Unterbringung, Verpflegung und Schultransport (Schulbusse) ausgebaut und die Sozialleistungen für Hochschulstudenten verbessert werden. Vor allem bedürftige Familien und Schüler sollen profitieren, mit dem Ziel die Schulabbruchquote zu senken. Derzeit liegt diese Quote bei 12 Prozent im Landesdurchschnitt. Bis zum Schuljahr 2024/2025 soll diese Quote auf drei Prozent fallen.

Engere Verzahnung zwischen Berufsausbildung und Wirtschaft

Was das Thema Bildung, Ausbildung und Beschäftigung betrifft, so wies der Minister darauf hin, dass das Programm mehrere Maßnahmen vorsieht, um eine bessere Abstimmung zwischen Ausbildung und Beschäftigung zu gewährleisten.

Dazu soll das Angebot an Berufsausbildungen diversifiziert werden. Die Studieninhalte an den öffentlichen Hochschulen sollen überarbeitet werden. Die Ausbildung soll gestrafft und an die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes angepasst werden.

Ergänzend soll es neue Berufsbildungszentren geben, die sich an den Bedürfnissen der Wirtschaftsakteure unter Berücksichtigung der regionalen Entwicklungspläne orientieren.

Der Minister kündigte an, zahlreiche nationale Qualifikationsanforderungen, Prozessoptimierungen und neue Beratungsangebote für junge Menschen einzuführen. Bereits frühzeitig sollen Schülerinnen und Schüler durch Schul-, Berufs- und Hochschulberatungssysteme begleitet werden.

Unterstützung für Lehrer und Ausbilder durch die Mohammed VI. Stiftung

Im weiteren Verlauf der Präsentation erläuterte der Präsident der Mohammed VI. Stiftung zur Förderung von Sozialwerken in der allgemeinen und beruflichen Bildung, Youssef El Bakkali, einen Überblick über die sozialen Projekte und Programme, die die Stiftung zum Wohle ihrer Mitglieder (400.000 Menschen) durchführt und deren Gesamtkosten mehr als sieben Milliarden marokkanische Dirham betragen.

Youssef El Bakkali wies darauf hin, dass die Stiftung im Rahmen der laufenden Bemühungen um die Reform des Bildungssystems ein zehnjähriges Aktionsprogramm (2018-2028) verabschiedet hat, das darauf abzielt, die Anforderungen der Bildungsfachkräfte sowohl von Männern als auch von Frauen zu erfüllen.

Stiftung Mohammed VI. will sich am Aufbau der Bildungsinfrastruktur beteiligen

Im Rahmen des oben genannten Programms sollen erhebliche Mittel mobilisiert werden. So soll sowohl für die Kinder als auch für die Lehrkräfte in die Gesundheitsversorgung, in den sozialen Wohnungsbau und in die vorschulische Ausstattung investiert werden. So kündigt die Stiftung an 82 Pilotkindergärten zu bauen und die finanziellen Mittel für Stipendien für talentierte Schüler auszubauen.

Drei Projekte gestartet

König Mohammed VI. beaufsichtigte im Anschluss an die Präsentationen den offiziellen und symbolischen Start von drei Projekten.

Das erste Projekt ist die Verlängerung und Weiterentwicklung des "Tayssir"–Programms. Hier unterzeichneten Finanz- und Wirtschaftsminister Mohamed Benchaaboun und Bildungsminister Said Amzazi die Urkunden.

Das zweite Projekt beinhaltet die Errichtung von zwei Berufsbildungszentren für Gesundheitsberufe in Rabat und Casablanca. Hier unterzeichneten erneut Finanz- und Wirtschaftsminister Mohamed Benchaaboun, Bildungsminister Said Amzazi, Gesundheitsminister Anas Doukkali sowie die Generaldirektorin des Büros für Berufsbildung und Arbeitsförderung (OFPPT) Loubna Tricha.

Das dritte Projekt betrifft die Einrichtung integrierter "Sportausbildungen"- Sport-Schulprogramme sowie Berufsbildungs- und Hochschulprogramme für Sportler. Die Urkunde wurde von Said Amzazi und Rachid Talbi Alami, dem Minister für Jugend und Sport, unterzeichnet.

König würdigt Studenten und Professoren

Der König würdigte im Anschluss die Leistungen von Schülern und Professoren. Sie haben sich durch besonderen Engagement und Ergebnisse hervorgetan. Die Schüler, Studenten und Professoren (Lehrer) stammten aus dem ganzen Land.

An der Zeremonie, an der auch Moulay El Hassan und Lalla Khadija teilnahmen, nahmen ebenfalls der Regierungschef, die Präsidenten der beiden Parlamentskammern, die königlichen Berater, Regierungsmitglieder, Präsidenten der Verfassungsorgane, Präsidenten von Universitäten sowie mehrere hochrangige Beamte teil. Am Ende der Zeremonie gab der Souverän einen Empfang zu Ehren der anwesenden Persönlichkeiten.

Für die junge Prinzessin Lalla Khadija war es der erste offizielle Auftritt an der Seite ihres Vaters König Mohammed VI.


Quelle: Mahgreb-Post, maghreb-post.de, 18.09.2018