"One-Window"-Ansatz: Vernetztes Handeln für nachhaltige Entwicklung

In der Berufsbildungszusammenarbeit würde die Vernetzung von Handlungsansätzen aus verschiedenen Feldern wie Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft die Basis für eine nachhaltige Entwicklung schaffen. Lesen Sie einen Beitrag über den "One-Window"-Ansatz am Beispiel Afrika, den Gastautoren für iMOVE verfasst haben.

Detailansicht von Händen, die einen Draht abklemmen
  • Autoren: Gerhard Weber, Dr. Winfried Heusinger, Irene Jonda, iMOVE

Berufsbildung in der Afrika-Strategie des BMBF

Die Förderung von Zukunftsperspektiven und nachhaltiger Entwicklungschancen ist eins von drei zentralen Zielen der Afrika-Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Mit der Afrika-Strategie möchte das BMBF neue Impulse für eine bessere gemeinsame Zukunft mit dem Nachbarkontinent setzen.

Die Verbesserung der Praxisnähe der Berufsbildung ist eins von fünf Handlungsfeldern. In Anlehnung an die "Agenda 2063" der Afrikanischen Union möchte das BMBF gemeinsam mit anderen Ressorts sowie mit deutschen und afrikanischen Wirtschaftsakteuren die Potenziale des Privatsektors zur Entwicklung und Erprobung kooperativer betrieblicher und überbetrieblicher Berufsbildung sondieren und nutzbar machen.

Dazu sollen in der Berufsbildung engagierte deutsche und afrikanische kleine und mittlere Unternehmen (KMU) durch gezielte Instrumente unterstützt werden, beispielsweise durch die Verbundausbildung, in der mehrere Unternehmen Ausbildungskomponenten bündeln.

Für interessierte afrikanischen Staaten sieht die Strategie zudem vor, die Bedarfe nach systemischer Beratung in der Berufsbildung (rechtlicher Rahmen, Finanzierung, Governance) auszuloten und unter dem Dach des Bildungsministeriums bedarfsorientierte Beratungsleistungen anzubieten.

Chancen für deutsche Bildungsanbieter - Beispiel Ghana

Für deutsche Anbieter von Aus- und Weiterbildungsleistungen bietet der Chancenkontinent Afrika zahlreiche Anknüpfungspunkte. Ein Beispiel dafür ist das westafrikanische Ghana.

Ghana war im November 2018 das Ziel einer Markterkundungsreise für Aus- und Weiterbildungsanbieter im Rahmen des Markterschließungsprogramms des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi). iMOVE war Fachpartner der Markterkundung und begleitete die Reise. Im Februar 2019 war die ghanaische Hauptstadt Accra der Austragungsort für den German-African Business Summit. Auch bei diesem Event der Wirtschaft warb iMOVE im Rahmen des Konferenzprogramms für Training – Made in Germany.

Für Bildungsanbieter aus Deutschland kann es sich auszahlen, mit den im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit (EZ), konkret im Rahmen des EZ-Scout Programms, entsandten Mitarbeitern an Industrie- und Handelskammern (IHKs) zusammenzuarbeiten. Ein Beispiel dafür liefert EZ-Scout Gerhard Weber von der IHK Bonn-Rhein-Sieg.

Institutionalisierung eines One Window-Ansatzes

Der EZ-Scout Gerhard Weber beschäftigt sich seit etwa zwei Jahren intensiv mit Ghana. Durch verschiedene Veranstaltungen in Nordrhein-Westfalen (NRW) und eine Delegationsreise nach Ghana im Februar 2019 hat Weber Partner aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und der Zivilgesellschaft aus Ghana und NRW zusammengebracht. Bei allen Konstellationen stand das Thema berufliche Bildung im Mittelpunkt, sowohl um die Fachkräfte deutscher Unternehmen vor Ort zu sichern, als auch um dem entwicklungspolitischen Ziel gerecht zu werden, Ausbildung und Beschäftigung in Ghana zu fördern.

Diese starke Vernetzung zeigt inzwischen positive Auswirkungen, denn im Fall der beruflichen Bildung ergänzen sich die einzelnen Bereiche besonders gut. Daher bemüht sich Gerhard Weber in seiner Funktion als EZ-Scout um eine institutionelle Verankerung dieses „One Window“-Ansatzes bei der Landesregierung NRW.

Für einen Bildungsanbieter oder eine mittelständische Firma ist es von entscheidender Bedeutung, den ausländischen Markt, in dem das Engagement beabsichtigt ist, möglichst umfassend zu kennen und zu verstehen, denn der Schritt in ausländische Märkte birgt grundsätzlich Risiken.

Um den Markt und seine Charakteristika besser einschätzen zu können, sind tragfähige Netzwerke unerlässlich. Diese können gewinnbringend genutzt werden, wenn Kooperationen und Partnerschaften vor Ort bereits etabliert sind und Kontakte und Erfahrungen erfolgreich ausgetauscht werden können.

Was ist ein One-Window-Ansatz?

Im Falle der bestehenden Partnerschaft zwischen dem Bundesland NRW und Ghana oder auch einer vergleichbaren Partnerschaft zwischen Rheinland-Pfalz und Ruanda, sollte es nach Meinung von EZ-Scout Weber eine implementierende Stelle des jeweiligen deutschen Bundeslandes geben, die sich darauf konzentriert, die Synergien der Ansätze aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und der Zivilgesellschaft zu generieren.

So können zum Beispiel Unternehmen aus NRW daran interessiert sein, eine Kooperation mit einem ghanaischen Berufsbildungszentrum einzugehen. Gleichzeitig möchte das Land NRW die Berufsbildung in Ghana fördern. Bisher gab es keine Abstimmung zwischen diesen parallelen Initiativen. Das würde sich ändern, wenn es eine implementierende Stelle für Projekte in Ghana bei der Landesregierung NRW geben würde. Aufgrund der Bündelung von Kräften wäre es auch wahrscheinlicher, dass Bildungsanbieter in umfangreicheren Projekten zum Zuge kommen.

Der Ansatz, eine möglichst umfassend agierende Stelle mit der Fokussierung auf ein Land oder wenige Länder zu implementieren, erscheint deswegen so interessant, weil die jeweiligen Regierungen von NRW beziehungsweise von Rheinland-Pfalz für deutsche Bildungsanbieter und Unternehmen eine gewisse Sicherheit schaffen würden, da es auf zwischenstaatlicher Ebene einen regelmäßigen Austausch gibt. Zwischen Ghana und NRW gibt es zum Beispiel einen Verwaltungsaustausch.

Mit einem solchen One-Window-Ansatz können also zielgerichtet bestimmte Projekte gefördert werden, um eine nachhaltige Gestaltung der betreffenden Geschäftsbeziehungen zwischen den Ländern zu unterstützen.

Ein Beitrag zur Kooperation beider Länder sind die Projekte der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in, mit sowie zwischen Ghana und NRW. Sie werden seit 2012 von der Landesregierung NRW im Zuge ihrer Eine-Welt-Aktivitäten gefördert. Das Bundesland kann dabei seine Stärken in Wert setzen. NRW zählt zu den zwanzig größten Volkswirtschaften der Welt und ist einer der wichtigsten Standorte für Wissenschaft, Industrie und Innovation in ganz Europa. Die Zusammenarbeit mit einem so leistungsstarken Bundesland birgt daher viel Potenzial. Die GIZ schlägt seit vielen Jahren Brücken zu den Auftraggebern aus der nordrhein-westfälischen Metropolregion in die ganze Welt. So profitieren die Partner im Ausland vom Know-how des Landes NRW beispielsweise in den Bereichen Energie, Strukturwandel und Umweltschutz.

iMOVE beim German African Business Summit

iMOVE-News, 12.03.2019

Afrika-Strategie des BMBF

Ghana - NRW

Kooperation für nachhaltige Entwicklung


Quelle: Gastautoren und iMOVE