Quo Vadis litauische Berufsbildung?

Ausbildungsszene im Handwerk
"Synergien suchen: Kooperation zwischen Ausbildungsstätten und Betrieben in Deutschland und Litauen" war das Thema einer Informationsreise vom 20. bis 22. November 2017 nach Litauen, an der iMOVE teilnahm und litauische Multiplikatoren über Kooperationsmöglichkeiten mit deutschen Bildungspartnern informierte.
Die Reise für deutsche Bildungsanbieter organisierte die Deutsch-Baltische Handelskammer (AHK Baltische Staaten) mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes.

Die zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Delegation informierten sich in Litauen über den Ausbildungsmarkt des Landes und erhielten wertvolle Informationen und Tipps für eine deutsch-litauische Zusammenarbeit in der Berufsbildung und für die Erschließung des litauischen Bildungsmarktes.

Ein Höhepunkte der Reise war die Berufsbildungskonferenz "Zukunftsperspektiven der beruflichen Bildung in Litauen: Herausforderungen und Best Practice", die die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) und die AHK Baltische Staaten veranstalteten. Bei der Konferenz führten die mitgereisten Bildungsanbieter Kooperationsgespräche mit litauischen Bildungseinrichtungen, Kammern und Unternehmen.

Zum Abschluss der Reise traf die Delegation die Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland in Vilnius, Angelika Viets, und die Bildungsministerin Litauens, Jurgita Petrauskienė.

Ministerin Petrauskienė nutzte das Treffen und informierte die Gäste aus Deutschland stolz über die neueste Entwicklung in der litauischen Berufsbildung: Am Tag der Konferenz verabschiedete das litauische Parlament SEIMAS einen Gesetzesentwurf zur Anpassung des Berufsbildungsgesetzes. Mit den Änderungen soll eine dualisierte Ausbildung in Litauen erleichtert werden.

Status Quo der litauischen Berufsbildung

"Zukunftsperspektiven der beruflichen Bildung in Litauen: Herausforderungen und Best Practice" waren die Themen der Konferenz im Rahmen der Europäischen Berufsbildungswoche. Es gab Erfolgsbeispiele aus Litauen, Lettland und Deutschland.

Das deutsche duale System der beruflichen Bildung diente sowohl bei der Konferenz als auch in der gesamten öffentlichen Debatte um die Umgestaltung der Berufsbildung in Litauen als Referenz.

Die Darstellung des Status Quo der litauischen Berufsbildung verdeutlichte, dass eine Reform der beruflichen Bildung dringend notwendig ist. Bisher ist die Berufsausbildung in Litauen eher unattraktiv, nicht mal jeder Dritte entscheidet sich für eine Lehre, im Durchschnitt der Europäischen Union ist es jeder Zweite. Gleichzeitig beklagt jeder zweite Betrieb in Litauen einen eklatanten Fachkräftemangel.

Die bisherigen Entwürfe zur Novelle des litauischen Gesetzes zur beruflichen Bildung sehen vor, dass die Berufsbildung im Dialog mit der Wirtschaft besser auf die tatsächlichen Bedürfnisse am Arbeitsmarkt angepasst werden soll. Zudem sieht die Vorlage, ähnlich wie in Deutschland, einen Vertrag zwischen Lehrling, Berufsschule und Ausbildungsstätte vor. Es soll auch erstmals ein verbindliches Lehrlingsgehalt eingeführt werden.

Bei den Diskussionen während der Konferenz ging es in erster Linie darum, wie die Attraktivität und das Prestige der Berufsbildung und der Bedeutung von öffentlich-privaten Partnerschaften gefördert werden können.

Als dringendste Herausforderungen für Litauen definierten die Konferenzteilnehmer folgende Aspekte:

  • Die Stärkung der Berufsorientierung in den Schulen.
  • Die Verbesserung der Qualifikation des Lehrpersonals.
  • Die höhere Vergütung für Lehrerinnen und Lehrer.
  • Die verstärkte Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Schulen, so dass sich die Lehrkräfte mit Produktionsprozessen in Unternehmen vertraut machen können.

Einig ist man sich in Litauen, dass die Zusammenarbeit zwischen Berufsbildungseinrichtungen und Unternehmen verbessert werden muss. Bei der Konferenz waren daher auch Unternehmen, Berufsbildungseinrichtungen, Sozialpartner, interessierte Verbände und Vertreter staatlicher Institutionen vertreten.

Zusammenfassend meinte ein litauischer Konferenzteilnehmer: "Das Fahrrad wurde bereits in Deutschland erfunden. Das Know-How ist da, wir müssen das Modell nur an unsere Verhältnisse anpassen."

Szene einer Ausbildung, junge Männer arbeiten an Unterboden eines Autos
drei Frauen sprechen über Bildungskooperation
Mann arbeitet an Maschine, Delegation guckt zu

Deutsch-Baltische Handelskammer

Durch konkrete Berufsbildungsprojekte möchte die Deutsch-Baltische Handelskammer (AHK Baltische Staaten) die Einführung von Elementen der deutschen dualen Ausbildung in Lettland fördern.

Quellen: iMOVE; Deutsch-Baltische Handelskammer, ahk-balt.org, Pressemitteilung, 24.11.2017