Duale Berufsausbildung: Erfolgreiche Blaupause in Ruanda
Die "Youth Skilling and Employment Initiative Rwanda" des Bildungswerks der Baden-Württembergischen Wirtschaft e.V. (BIWE) bildet junge Ruanderinnen und Ruander in Bereichen wie Verkauf, Kundenbetreuung, Schweißen und Klempnerarbeiten aus und vermittelt sie in Unternehmen.

Seit März 2024 trägt das Projekt dazu bei, die Jugendarbeitslosigkeit in Ruanda zu bekämpfen. Dabei nutzt es die wachsende Bedeutung und Akzeptanz der beruflichen Bildung in Ruanda und trägt dazu bei, die kritische Lücke zwischen Bildung und Beschäftigung zu schließen.
Das BIWE-Projekt wird durch die Sonderinitiative "Gute Beschäftigung für sozial gerechten Wandel" (Invest for Jobs) des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert und von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH umgesetzt.

Wen bildet BIWE aus und wie?
Ziel des Projekts ist die Ausbildung von jungen Ruanderinnen und Ruandern in Bereichen wie Verkauf, Kundenbetreuung, Schweißen und Sanitärtechnik. Der Projektauftrag beinhaltet ausdrücklich die Förderung von Frauen. Bisher hat BIWE 196 Personen ausgebildet. Der Frauenteil liegt bei über 30 Prozent.
Mit einem Ansatz, der das Lernen im Klassenzimmer mit praktischen Erfahrungen im Unternehmen verbindet, bietet das Programm eine umfassende Vorbereitung für den Eintritt in den Arbeitsmarkt. Der Lehrplan ist auf die Bedürfnisse der Unternehmen zugeschnitten und gewährleistet, dass die Absolventinnen und Absolventen sowohl über technisches Fachwissen als auch über die erforderlichen Soft Skills verfügen.
Die Nachhaltigkeit der Bildungsmaßnahme ist ein weiterer wichtiger Faktor des Projekts. Dafür prüft BIWE für die Zukunft neue Modelle, beispielsweise eine sich selbst tragende Personalvermittlungsgesellschaft, die den Unternehmen ausgebildete Arbeitskräfte zur Verfügung stellen könnte.

Junge Menschen erreichen – aber wie?
Die BIWE-Outreach-Strategie legt den Schwerpunkt auf Inklusion und richtet sich an Jugendliche, die keine Chance auf eine Ausbildung haben, weil sie aus benachteiligten Verhältnissen stammen.
Der Schlüssel zum Finden geeigneter junger Menschen liegt in der Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinden und Organisationen. Die Kooperation mit lokalen Regierungsbehörden oder Nichtregierungsorganisationen wie CARE und Caritas hilft beispielsweise gefährdete und gleichzeitig motivierte Jugendliche zu identifizieren, die ihre Lebensumstände verbessern wollten.
Für diese Jugendlichen spielt das Mentoring und Coaching eine besonders wichtige Rolle während der Ausbildung. Es stärkt ihr Selbstvertrauen und kann sie auf den Arbeitsmarkt vorbereiten.

Lokale und internationale Partnerschaften mit Unternehmen
Ein Eckpfeiler des Projekts ist die Zusammenarbeit mit Unternehmen, darunter wichtige ruandische und internationale Partner wie Simba Supermarket, Radisson Blu, Marriott Hotels, Hotel des Milles Collines, Sawa Citi Supermarket (Teil der österreichischen SPAR Österreichische Warenhandels-AG) und Volkswagen Ruanda.
Diese Partnerschaften stellen sicher, dass die Ausbildung den Anforderungen der realen Welt entspricht und einen nahtlosen Übergang von der Ausbildung in die Beschäftigung ermöglichen.
Die Einbeziehung lokaler Unternehmen ist wichtig, denn sie unterstreicht das gemeinsame Engagement für die Entwicklung qualifizierter Arbeitskräfte.

Unternehmen bei der Ausbildung unterstützen
Das BIWE hat eine wichtige Rolle inne bei der Unterstützung der Partnerunternehmen im gesamten Ausbildungsprozess. Die baden-württembergische Organisation hat Unternehmen beispielsweise darin geschult, wie sie neue und junge Arbeitskräfte an sich binden können. Hier spielen die Ausbilderinnen und Ausbildern in den Betrieben eine sehr wichtige Rolle und müssen entsprechend vorbereitet sein.
Zudem stehen die lokalen BIWE-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in engem Kontakt mit den Unternehmen und bieten ihnen täglich Hilfestellung bei der Verwaltung und Förderung neuer Talente.
Darüber hinaus schafft BIWE Strukturen für den Austausch der Unternehmen von Erfahrungen und bewährten Verfahren für das Personalmanagement.

Tipps für Bildungsanbieter
Die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften in Ruandas wachsenden Branchen, darunter Einzelhandel, Gastgewerbe und Baugewerbe, bietet erhebliche Geschäftschancen für Bildungsanbieter aus Deutschland.
Der Markt in Ruanda erfordert neben der Konzentration auf klare Kernkompetenzen zwingend auch eine Konzentration auf Qualität, Relevanz und Nachhaltigkeit. Für Bildungsanbieter, die in Ruanda oder ähnliche Märkte eintreten wollen, sind das Verständnis der lokalen Arbeitsmarktdynamik und der Aufbau starker Beziehungen zur Industrie entscheidend.
Die Kunst, Absolventinnen und Absolventen einen Arbeitsplatz zu verschaffen, gestaltet sich aus der Sicht des BIWE-Verbindungsmannes zur Industrie so:
Die erfolgreiche Vermittlung von Absolventinnen und Absolventen in Arbeitsstellen hängt in hohem Maße von einem strategischen und aktiven Ansatz ab. Die Auswahl der richtigen Unternehmen, mit denen zusammengearbeitet werden soll, ist von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass sie mit den Projektzielen und den Fähigkeiten der ausgebildeten Personen übereinstimmen.
Darüber hinaus ist eine klare Kommunikation mit den Auszubildenden wichtig, um die Erwartungen an ihre Rolle und ihr Verhalten am Arbeitsplatz festzulegen.
Ein enger Austausch mit den Partnerunternehmen und eine aktive Gestaltung von Kontaktmöglichkeiten über Online-Plattformen, Netzwerkveranstaltungen oder direkte Kontakte helfen dabei, neue Perspektiven zu entdecken.
Indem BIWE aktiv und beharrlich über mehrere Kanäle hinweg Kontakte pflegt, maximiert es die Chancen auf eine sinnvolle Beschäftigung für die Absolventinnen und Absolventen.

Herausforderungen und Chancen
Die Umsetzung von Berufsbildungsprogrammen in Ruanda ist nicht ohne Hindernisse.
Der begrenzte Zugang der Auszubildenden zur Bildung und der anfängliche Widerstand einiger Unternehmen stellen eine Herausforderung dar.
Ein zusätzliches Hindernis ergibt sich bei der Arbeitsvermittlung, da einige Absolventinnen und Absolventen Schwierigkeiten haben, sich auf dem Markt zu behaupten und selbstbewusst aufzutreten.
Durch die Förderung von Vertrauen und die überzeugende Darstellung des Wertes qualifizierter junger Menschen gelang es BIWE, viele Hindernisse zu überwinden.
Wir werden diese Initiative weiter verfeinern und ausbauen und laden andere Bildungsanbieter ein, sich uns anzuschließen. Denn durch Bildung und die Schaffung von Arbeitsplätzen können wir dazu beitragen, jungen Menschen eine Perspektive im Leben geben.
Ishimwe Martin, Projektmanager Initiative "Decent Work for a Just Transition", Invest for Jobs
Dieses Projekt zeigt, wie die internationale Zusammenarbeit wirkungsvolle Berufsbildungsmodelle schaffen kann. Die Verbindung von Theorie und Praxis, die Förderung von Partnerschaften und die Überzeugungsarbeit bei den Unternehmen brachten das BIWE-Projekt auf einen erfolgreichen, nachhaltigen Weg.
Hintergrund: Invest for Jobs
Unter der Marke "Invest for Jobs" hat das BMZ eine Reihe von Angeboten gebündelt, um deutsche, europäische und afrikanische Unternehmen bei ihrem beschäftigungswirksamen Engagement in Afrika zu unterstützen.
Die Sonderinitiative "Gute Beschäftigung für sozial gerechten Wandel" bietet umfassende Beratung, Kontakte und finanzielle Unterstützung zur Beseitigung von Investitionshemmnissen.
Das entwicklungspolitische Ziel ist es, gemeinsam mit Unternehmen gute Arbeitsplätze in den acht afrikanischen Partnerländern zu schaffen sowie die Arbeitsbedingungen und die soziale Absicherung vor Ort zu verbessern. Die Sonderinitiative wird unter anderem von der GIZ umgesetzt.