Chinas Wanderarbeiter: Recht auf Bildung

Wanderarbeiter sollten vernünftige Löhne erhalten und die gleiche Behandlung erfahren wie andere Arbeitnehmer - bei der sozialen Sicherheit, der Gesundheitsvorsoge, der Wohnsituation und im Bildungswesen, fordert Professor Lu Huiling von der Peking-Universität.


Professor: Chinas Wanderarbeiter stehen vor einem Dilemma

Die Anhäufung von Selbstmorden in der Fabrik von Foxconn in Shenzhen steht für das Dilemma, in dem sich die jüngere Generation von Wanderarbeitern gefangen sieht. Professor Lu Huiling von der Peking-Universität erläutert, wie man diesen Menschen helfen könnte.

"Die Wanderarbeiter, die in den 1980er und 1990er Jahren geboren wurden, sind in einer schnell wachsenden Wirtschaft aufgewachsen. Sie haben eine bessere Ausbildung als die ältere Generation, und anders als ihre Eltern haben sie weder Land noch landwirtschaftliche Fertigkeiten. Tief von der städtischen Kultur beeinflusst, träumen sie davon, einst in einer Großstadt zu leben", sagte Professor Lu Huiling von der Peking-Universität gegenüber China.org.cn. Die meisten von ihnen würden direkt nach Schulabschluss in die Städte auswandern und dort eine körperlich anstrengende Arbeit für einen geringen Lohn ausüben– gerade genug, um zu überlegen. Doch was noch schlimmer ist: Sie können kein Mitglied der städtischen Gesellschaft werden, weil die Städte sie ablehnen.

"Zunächst haben sie Probleme mit dem Wohnen", erläutert Professor Guo Yuhua von der Tsinghua-Universität. Städte stellen Wanderarbeitern keine Wohnmöglichkeiten zur Verfügung. Ebenfalls erlauben die Städte keine Slums oder heruntergekommene Wohnviertel, wo Wanderarbeiter billig unterkommen können. "Auch bekommen sie nicht die gleiche Behandlung, wenn es um ihre soziale Sicherheit oder die medizinische Versorgung geht", so Guo weiter. Sobald die jungen Wanderarbeiter in der Stadt ankommen, realisieren sie, dass ihr Traum von einem neuen Leben unrealistisch war. Doch in ihre bäuerlichen Heimatdörfer wollen sie nicht zurückkehren – und könnten es mangels Geld auch oft gar nicht. Dieses Dilemma ist es, was ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit auslöst und in manchen Fällen zu Selbstmord oder Gewalttaten führt.

Im Jahre 2009 gab es in China schätzungsweise 230 Millionen Wanderarbeiter. Die meisten von ihnen sind weniger als 30 Jahre alt und ihr durchschnittliches Monatsgehalt liegt bei 1417 Yuan (207,5 US-Dollar). Da die Wanderarbeiter in den Städten, in denen sie arbeiten, keine permanente Niederlassungsbewilligung haben, können sie nicht von den gleichen Vorteilen profitieren wie die städtische Bevölkerung. Dadurch fehlt es ihnen an sozialer Sicherheit, medizinischer Vorsorge und billigen Wohnorten. Ihre Kinder haben nicht die gleichen Bildungschancen und werden oft gezwungen, die Schule frühzeitig zu verlassen. Nun sei es an der Zeit, dass China das Problem seiner Wanderarbeiter löse, sagte Professor Lu. Die Stadtregierungen sollten endlich ihre Wanderarbeiter als vollwertige Stadtbewohner akzeptieren und ihnen die gleichen Rechte und den selben Respekt wie anderen geben. Arbeitgeber sollten ihnen vernünftige Löhne bezahlen, damit die Wanderarbeiter in Würde leben können. Darüber hinaus brauchen alle sie wie alle Arbeitnehmer eine gerechte Behandlung bei der sozialen Sicherheit, der Gesundheitsvorsoge, der Wohnsituation und im Bildungswesen. Nur wenn dies gelingt, werden Wanderarbeiter die Städte einmal als ihre Heimat ansehen. Nur dann haben sie die Zutaten, die es braucht, um Familien zu gründen. Ein florierendes Sozialleben wird ihnen helfen, die Sorgen und Spannungen der Arbeit zu mildern. "Nur wenn Gesetze erlassen werden, die einen solchen sozialen Wandel ermöglichen, können wir es in Zukunft vermeiden, dass Arbeiter zu solchen extrem Mitteln greifen", meinte Professor Lu

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Quelle: Internetportal German.CHINA.ORG.CN, Artikel vom Juni 2010 -