Lohnkosten in Vietnam bleiben vergleichsweise niedrig

Niedrige Lohnkosten haben viele Unternehmen dazu bewogen, ihre Fertigung nach Vietnam zu verlagern. In Zentralvietnam sind die Lohnkosten deutlich günstiger als im Rest des Landes. Vor diesem Hintergrund gilt Da Nang als gefragte Destination unter deutschen Investoren. Als größtes Manko gilt der dort gravierende Mangel an Fachpersonal.

Tatsächlich liegt das Lohnniveau zum Beispiel im Vergleich zum großen Nachbarn VR China nur etwa bei einem Drittel, in Relation zu den boomenden chinesischen Industriezentren sogar noch deutlich darunter. Die Entwicklung der VR China weg vom Billiglohnland wird diesen Standortvorteil zusätzlich verstärken.

Nach einem vom Ministry of Labour, Invalids and Social Affairs (MoLISA) und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) herausgegebenen Bericht stieg die Arbeitsproduktivität in den letzten zehn Jahren zwar um durchschnittlich 5% per annum. Doch gemessen am Ausstoß je Beschäftigten lag Vietnam unter den ASEAN-Staaten plus Indien und China (ohne Laos und Myanmar) an vorletzter Stelle.

Nach dem Bericht schafft ein Beschäftigter nur 12% der Produktivität eines Kollegen in Singapur. Im Vergleich zur China liegt die Produktivität in Vietnam etwa halb so hoch.
Nachdem das Lohnniveau 2008 nicht zuletzt inflationsbedingt erheblich angezogen hatte, trat 2009 eine gewisse Beruhigung ein. Mit dem Anziehen der Konjunktur erhöhen sich aber auch die Gehälter wieder.

Während etwa HR Solutions Vietnam bei Neueinstellungen durchschnittlich von einem konstanten Gehaltsniveau spricht, geht die European Chamber of Commerce in Vietnam (EuroCham) von einem durchschnittlichen Zuwachs um 10% aus. Nach einer Untersuchung der Beratungsfirma Towers Watson legten die Monatsgehälter bei Unternehmen mit ausländischer Beteiligung in den ersten sechs Monaten 2010 sogar durchschnittlich um 13,5% zu, berichtete der "Vietnam Investment Review".

Dies war der höchste Anstieg in den letzten sieben Jahren mit Ausnahme des Inflationsjahres 2008. Am größten waren die Zuwächse in der Pharma- und Gesundheitsbranche (+14,9%) gefolgt von Handel (+14,3%) und Technologie (+14,1%).

Das monatliche Mindestgehalt beträgt für Unternehmen mit ausländischer Beteiligung je nach Region 1,0 Mio. bis 1,34 Mio. Dong oder 51,3 bis 68,8 US$. Dabei wurden die jüngsten Steigerungen der Mindestlöhne zum 1.5.10 um durchschnittlich 12,3% durch die fortgesetzte Abwertung des Dongs gegenüber dem Dollar größtenteils "aufgefressen".

Die nächste Steigerung ist für den 1.1.11 vorgesehen, für lokale Unternehmen auf 830.000 bis 1.270.000 Dong, für solche mit ausländischer Kapitalbeteiligung auf 1,1 Mio. bis 1,5 Mio. Dong. Kritiker halten sie angesichts der Preissteigerungen für zu niedrig und sehen in den niedrigen Mindestlöhnen einen Grund dafür, dass viele Firmen über Personalengpässe klagen.

Darüber hinaus führten niedrige Löhne und Gehälter zu niedrigen Produktkosten, die sich immer wieder in Anti-Dumping-Klagen gegen Exporteure niederschlagen.

Ein Fabrikarbeiter in der Textil- oder Schuhherstellung bringt es auf etwa 80 $ im Monat. Nach Angaben der Personalberatung HR Solutions Vietnam ist der Verdienst von Arbeitern im produzierenden Gewerbe bei westlichen Firmen, die ihre Mitarbeiter halten wollen, indessen schon bei 100 bis 150 $ (2010) angekommen. Im Durchschnitt lag der Verdienst eines Industriearbeiters 2009 bei 136 US$ im Monat, so eine Aussage der ILO.

Erfahrungsgemäß liegen die Durchschnittslöhne in den Betrieben etwa doppelt so hoch wie die Mindestlöhne. Dabei wird von westlichen Arbeitgebern in der Regel ein höheres Gehalt erwartet als von einheimischen. Speziell gilt dies im "White-Collar"-Bereich. Dabei gibt es naturgemäß Überlappungen und Ausnahmen.

Dagegen zahlen asiatische Investoren häufig Löhne/Gehälter am unteren Ende. Dies liegt in erster Linie daran, dass sie vorwiegend in klassischen Billiglohnsegmenten arbeiten (Textil, Bekleidung, Schuhe).

Darüber hinaus müssen kleine Unternehmen oberhalb der untersten Lohngruppen tendenziell tiefer in die Tasche greifen als große. Vietnamesische Angestellte haben einen sehr scharfen Blick für strategische Karriereplanung entwickelt - und ein paar Jahre bei einem "Big Player" gearbeitet zu haben, veredelt den Lebenslauf für künftige Bewerbungen.

Tatsächlich ist Job-Hopping für Arbeitgeber ein großes Problem. Arbeitsplatzwechsel alle ein bis drei Jahre bringen den Arbeitnehmern wirkliche Gehaltszuschläge.

Die höchsten Löhne und Gehälter werden in und um Ho Chi Minh City, dem wirtschaftlichen Zentrum des Landes, gezahlt. In der Landeshauptstadt Hanoi lagen sie über lange Jahre etwas niedriger, haben sich aber inzwischen angepasst. Treibende Kräfte bilden nicht zuletzt die zahlreichen Auslandsinvestoren, welche sich bevorzugt im Einzugsbereich der beiden Städte ansiedeln.

In Zentralvietnam sind die Lohnkosten deutlich günstiger. Vor diesem Hintergrund gilt Da Nang als gefragte Destination unter deutschen Investoren. Die drittgrößte Stadt verfügt über einen internationalen Flughafen, der noch ausgebaut werden soll, und über einen großen Hafen. Insgesamt ist Zentralvietnam jedoch infrastrukturell deutlich weniger erschlossen. Als größtes Manko gilt der dort gravierende Mangel an Fachpersonal.

 

  • Hinweis: Dieser Artikel wurde stark gekürzt. Der vollständige Artikel ist unter "Lohn- und Lohnnebenkosten - Vietnam" als kostenpflichtiger Download auf der Internetseite von Germany Trade & Invest erhältlich.

Quelle: Germany Trade & Invest, gtai online news, 02.03.2011