Fachkräftemangel in Taiwan

Auch in Taiwan ist der Fachkräftemangel angekommen. Immer mehr Unternehmen suchen laut Personalberatungsfirmen 2014 nach Arbeitskräften und Wegen, die Verweildauer der Arbeitnehmer in den Firmen zu erhöhen. Die Arbeitslosenquote verharrte trotz verbesserter Wirtschaftsleistung 2013 bei über 4 Prozent.

In Taiwan stagnierte die Arbeitslosenrate ebenso wie die Löhne. Nach oben weisen die Lohnkosten, jedoch in moderatem Maße. Größte Sorge der Unternehmen bleibt der Fachkräftemangel, was sowohl die Suche nach Personal als auch die Anreize anbelangt, gutes Personal zu halten. Für 2014 rechnen die Firmen mit Lohnsteigerungen.

Taiwans Arbeitslosenrate blieb 2013 trotz verbesserter Wirtschaftsleistung auf einem Niveau von über 4 Prozent. Gemäß Angaben des Directorate General of Budget, Accounting and Statistics (DGBAS) lag sie 2013 bei rund 4,2 Prozent. Vor allem Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren haben es schwer, feste Arbeitsverhältnisse zu finden, während die Zahl der zeitlich befristeten Jobs deutlich zugenommen hat.

Mehr Unternehmen suchen laut Personalberatungsfirmen 2014 nach Arbeitskräften. Dabei wird die Suche insbesondere nach qualifiziertem Personal nicht einfacher, vor allem, wenn sich die wirtschaftliche Erholung fortsetzen sollte. Für das laufende Jahr kommt der "Michael Page Salary & Employment Forecast" zum Ergebnis, dass 41 Prozent der befragten Unternehmen weiter mit einem Fachkräftemangel in vielen Branchen rechnen.

Ein Grund dafür ist der Trend, dass qualifiziertes Personal meist im chinesisch-sprachigen Ausland eine berufliche Karriere sucht, weil bei Stellen mit gleicher Qualifikation oft besser bezahlt wird. Zudem werden sowohl Top- als auch Mid-Level-Manager und Ingenieure von High-Tech-Firmen wie auch Dienstleistungsunternehmen gezielt abgeworben.

Aufgrund alternder Bevölkerung, niedriger Geburtenrate und einer hohen Akademikerquote hat Taiwan ein wachsendes Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt. Daher wird es für die Unternehmen in Taiwan umso wichtiger, die richtigen Anreize zu setzen, nicht nur Personal zu rekrutieren, sondern auch leistungsfähige Kräfte dauerhaft an sich zu binden.

Frauen spielen bei der Arbeitsmarktentwicklung eine wachsende Rolle. 2013 lag bei einer Gesamterwerbsquote von durchschnittlich 58,4 Prozent der Anteil von Frauen bei 50,5 Prozent, der Männeranteil bei 66,7 Prozent. In den vergangenen zehn Jahren stieg die Erwerbsbeteiligung von Frauen um vier Prozentpunkte; mit 83 Prozent kehrte ein hoher Prozentsatz von Frauen nach dem Mutterschutzurlaub in ihre alte Position zurück.

 

Steigende Lohn- und Lohnnebenkosten

 

Bei der Entlohnung existiert ein deutliches Gefälle zwischen dem Norden und Süden Taiwans. Außerdem ist das allgemeine Lohnniveau in der Hauptstadt Taipei höher als im Rest der Insel, weil hier Mieten und Lebenshaltungskosten hoch sind. Insgesamt werden die regionalen Lohnunterschiede geringer je höher die berufliche Position ist. Das ist insbesondere in den oftmals außerhalb der Ballungszentren liegenden Technologieparks der Fall.

In Taiwan existiert ein gesetzlich vorgeschriebener Mindestlohn. Dieser wird zum 1.7.14 um 226 Neue Taiwan- Dollar (NT$, 1 Euro = 39,5 NT$ im Jahresdurchschnitt 2013) auf 19.273 NT$ pro Monat (entspricht 488 Euro) angehoben. Bei der Festlegung der Beiträge für die einzelnen Zweige der Sozialversicherung spielt diese Festlegung eine wichtige Rolle.

In den Industrie- und Dienstleistungsbranchen stieg der durchschnittliche Bruttomonatslohn (Grundlohn plus zusätzliche Lohnbestandteile) nach Statistiken des DGBAS im Jahr 2013 um 0,2 Prozent auf 45.965 NT$. Der durchschnittliche monatliche Bruttogrundlohn legte um 1,0 Prozent auf 37.716 NT$ zu.

Gleichzeitig schrumpften die Zuschläge (Überstunden, Boni und so weiter) um 3,4 Prozent. Da die Inflationsrate 2013 bei 0,8 Prozent lag, sanken die Reallöhne. Nach Berechnungen des DBGAS stand der reale Bruttogrundlohn in etwa auf dem gleichen Niveau wie 1998.

Für Jugendliche mit Hochschulabschluss wiesen zudem die Anfangsgehälter in den letzten Jahren eine rückläufige Tendenz auf, weil ein Überangebot an Abgängern vorhanden ist. Nach einem Bericht des Ministry of Labor lag das Einstiegsniveau von Hochschulabgängern 2012 im Durchschnitt bei weniger als 32.000 NT$.

Während die Löhne also insgesamt mehr oder weniger stagnierten, sind die Lohn- und Lohnnebenkosten aus Sicht der Unternehmen gestiegen. In den letzten zehn Jahren sind laut DGBAS die monatlichen Kosten pro Beschäftigten um 13,4 Prozent gestiegen, hauptsächlich aufgrund von nicht-lohnbasierten Faktoren wie höheren Prämien für Kranken- und Rentenversicherung, die ja teilweise vom Arbeitgeber zu tragen sind.

Zudem ist in dieser Zeit die gesetzlich zugelassene Wochenarbeitszeit verkürzt worden und andere Maßnahmen, wie ein verlängerter Mutterschutz, wurden eingeführt.

Aufgrund einer verbesserten makroökonomischen Entwicklung sollten 2014 die Löhne und vor allem die Zuschläge in Form von Boni und anderen Zulagen steigen.

Zudem spricht der bestehende Fachkräftemangel dafür, dass der Druck auf die Unternehmen wächst, hier tätig zu werden. Etwa 80 Prozent der Firmen, die an einer Umfrage von Michael Page International teilgenommen haben, rechnen mit einem Lohnzuwachs von zwischen 1 und 5 Prozent.

Die Kunstfaserherstellung, die Holzindustrie und die Produktion chemischer Erzeugnisse verzeichneten 2013 die höchsten Lohnzuwächse. Hingegen schrumpften die Entgelte in der Getränke- und Tabakindustrie, während sie in der Papierbranche und im Maschinenbau stagnierten. Die geringsten Löhne wurden in der Holz- und Papierindustrie bezahlt.

Grundsätzlich gewähren ausländische und/oder große Unternehmen höhere Löhne und Zusatzleistungen. Die wirtschaftliche Struktur Taiwans basiert hauptsächlich auf kleinen und mittelständischen Firmen und ist häufig durch familiäre Beziehungsgeflechte geprägt. Daher ist hier für Familienfremde auch bei überdurchschnittlicher Leistung kein hierarchischer Aufstieg, sondern lediglich ein höherer Verdienst zu erwarten.

Für Arbeiter und Angestellte steht, einer Umfrage des Personalberaters "Tower Watson" zufolge, bei ihrem Job in erster Linie die Sicherheit der Stelle im Fokus, danach die Höhe des Gehalts und an dritter Stelle die Lage des Arbeitsplatzes. Je nach Altersgruppe ist die Bewertung dabei unterschiedlich. Während die unter 40-jährigen eher das Lohnniveau im Auge haben, achten die über 40-jährigen stärker auf die Arbeitsplatzsicherheit.

 

Hinweis

 

Dieser Artikel wurde stark gekürzt. Die Vollversion der "Lohn- und Lohnnebenkosten - Taiwan" mit vielen weiteren Informationen zu Löhnen und Gehältern, zur Sozialversicherung sowie zum Arbeitsrecht ist nach einer kurzen, kostenlosen Registrierung auf der Internetseite von Germany Trade and Invest (GTAI) abrufbar.


Quelle: Germany Trade and Invest GTAI, Die GTAI Online-News 26.05.2014