Deutsch-russische Bildungsprogramme als Chance für westliche Unternehmen

Arbeitskräfte sind in Russland so heiß begehrt wie nie. Wer gut ausgebildetes Personal mit Deutschkenntnissen oder Affinitäten zu Deutschland sucht, buhlt um einen erlesenen Personenkreis. Dabei bieten deutsch-russische Studien- und Weiterbildungseinrichtungen eine hervorragende Chance, geeignete Mitarbeiter zu finden.


Arbeitskräfte sind in Russland so heiß begehrt wie nie. Seit Jahren steigen die Nominallöhne im zweistelligen Bereich. Im Jahr 2007 waren es weit über 20 Prozent. Ob Buchhalter, Ingenieure, Vertriebsmanager oder Controller - wer gut ausgebildetes Personal mit Deutschkenntnissen oder Affinitäten zu Deutschland sucht, buhlt um einen erlesenen Personenkreis. Dabei bieten deutsch-russische Studien- und Weiterbildungseinrichtungen eine hervorragende Chance, geeignete Mitarbeiter zu finden.

Gut ausgebildetes Personal mit Bezug zur deutschen Geschäftsmentalität und deutschen Sprachkenntnissen ist teuer. Die übliche Möglichkeit, Personal zu finden, sind Personalagenturen. Über die Assoziazija konsultantow po podboru personala, die Vereinigung der Personalvermittler, gibt es Kontaktdaten zu einzelnen Büros. Das Informationszentrum der Deutschen Wirtschaft bei der deutsch-russischen Außenlandshandelskammer in Moskau ist auf die Suche nach russischem Personal für deutsche Firmen spezialisiert und hat 2007 über 30 Stellen vermittelt.

Eine Reihe von Internetportalen bietet umfangreiche Recherchemöglichkeiten für die Suche nach geeignetem Personal in Russland. Wer allerdings auf Akademiker mit Praxiserfahrung in Deutschland setzt, kann über deutsch-russische Hochschul-, MBA- oder Austauschprogramme hochqualifizierte Mitarbeiter finden - ohne einen Cent Vermittlerprovision zu bezahlen. So erstellen die meisten Hochschulen Absolventenlisten und organisieren Ehemaligentreffen, bei denen Kontaktdaten angegeben werden. Viele Universitäten führen außerdem regelrechte Absolventenbörsen.

Manche Programme geben russischen Studenten die Chance, in Deutschland zu studieren, ein Praktikum zu absolvieren oder im Heimatland von deutschen Dozenten unterrichtet zu werden. Ähnliche Strukturen gibt es auch im Rahmen von MBA-Programmen, also für Akademier, die mit beiden Beinen im Berufsleben stehen und die neben der Arbeit eine zusätzliche Ausbildung anstreben. Genau über solche Kooperationen können deutsche Unternehmen hoch qualifiziertes Personal finden.

Das Präsidentenprogramm gehört zu den renommiertesten Weiterbildungsinstitutionen Russlands. Seit 1998 haben mehr als 40.000 russische Führungskräfte des mittleren oder höheren Managements aus verschiedenen Branchen diese Eliteausbildung durchlaufen. Davon waren über 3.300 Teilnehmer zum Praktikum in deutschen Firmen. Aber auch deutsche Arbeitgeber können Mitarbeiter zum Lehrbetrieb an russische Unternehmen entsenden.

Dozenten aus Deutschland und Russland bilden seit 1994 über das Deutsche MBA-Programm Moskau 20 bis 25 Studenten pro Jahr zum Master of Business Administration aus. Voraussetzung für dieses Abendstudium in deutscher Sprache ist ein abgeschlossener Hochschulabschluss. Die Studenten sollen auf den Einsatz im gehobenen Management russischer und international agierender Unternehmen vorbereitet werden. Informationen gibt es bei Professor Wolfgang Billmann, der Stellenangebote an die MBA-Studenten weiterleitet.

Über die Homepage http://www.hochschulkompass.de/ lassen sich alle deutsch-russischen Hochschulpartnerschaften recherchieren. Dabei gibt es die Möglichkeit, die Suche auf eine deutsche oder eine russische Stadt bzw. Universität zu beschränken. Dazu gibt es jeweils Infos zu Studienschwerpunkten und Ansprechpartnern. Dadurch lassen sich mitunter Kontakte zu einzelnen Absolventen bzw. der gesamten Alumni-Gemeinde knüpfen. Aktuell bietet die Homepage Links zu knapp 570 deutsch-russischen Hochschulpartnerschaften und ist somit eine ideale Recherchemöglichkeit auf der Suche nach jungen und gut ausgebildeten Mitarbeitern mit Russlanderfahrung. Insbesondere solche Universtitäten mit langjährigen Russland-Programmen haben meist beste Kontakte.

Die neuesten Aktivitäten und Entwicklungen im Bereich der deutsch-russischen Hochschulkooperationen fasst die Wissenschaftsabteilung der Deutschen Botschaft in Moskau zusammen. Diese Informationen gibt es sogar gegliedert nach verschiedenen Ausbildungssektoren: Betriebs- und Volkswirtschaftslehre, MBA-Programme, Elektrotechnik, Maschinenbau und Ingenieurwissenschaften. Die Liste ist bei Frau Dr. Elena Jeremenko im Wissenschaftsreferat der Deutschen Botschaft in Moskau erhältlich.

Als künftige Eliteschmiede für deutsche Banken, Finanzdienstleister und Versicherungen könnte sich das russisch-deutsche MBA-Programm für Finanzen an der Finanzakademie bei der Regierung der Russischen Föderation etablieren. Dort werden seit einem Jahr Bank-Manager in englischer Sprache ausgebildet. Kooperationspartner ist die Frankfurt School of Finance and Management.

Eine der jüngsten deutsch-russischen Bildungskooperationen wurde Ende Februar mit Unterstützung des DAAD aus der Taufe gehoben: das MBA-Programm für Logistik und Supply Chain Management der European Business School in Wiesbaden,in Zusammenarbeit mit der Graduate School of Business Administration der Lomonossov Universität. Weil viele Teilnehmer direkt von deutschen und russischen Unternehmen in dieses Programm entsandt werden, sind die Kontaktdaten nicht frei zugänglich. Allerdings können sich interessierte deutsche Firmen über Gastvorträge an dem Programm beteiligen bzw. Stellenausschreibungen senden. Koordinator Alexander Belousow (belousow@supplyinstitute.org) leitet Anfragen an jene Teilnehmer weiter, die die Kosten für die Ausbildung selbst tragen.

Den vollständigen Artikel mit dem Titel "Personalsuche in Russland: Hochschulen als Kontaktbörsen" sowie diverse Kontaktdaten und Internetverweise zum Thema finden Sie in der bfai-Datenbank "Länder und Märkte" www.bfai.de

Quelle: Auszug aus Artikel der bfai vom 20.03.2008