Berufliche Aus- und Weiterbildung in Marokko
Ein Auszug aus der neuen iMOVE-Marktstudie Marokko gibt Ihnen einen Einstieg in die Herausforderungen und Chancen des Bildungsmarkts Marokko.
Panorama der Stadt Casablanca, Marokko
Marokko zählt zu den leistungsstärksten Volkswirtschaften der Maghreb-Region. Die Bevölkerung konzentriert sich auf die urbanen Ballungszentren im Nordwesten und Westen des Landes und ist im Vergleich zu Deutschland jung. Das Land ist zentralistisch organisiert und wird als konstitutionelle Monarchie regiert. Als Schlüsselpartner diverser regionaler und internationaler Wirtschaftszusammenschlüsse ist Marokko als Wirtschaftspartner fest in der Maghreb-Region verankert.
Gleichzeitig ist das Land über ein Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union verknüpft und Leistungsempfänger im Bereich der internationalen Entwicklungszusammenarbeit.
Die Folgen der Corona-Pandemie oder auch die immer wiederkehrenden Dürreperioden wirkten sich zuletzt negativ auf Marokkos Wirtschaft und Beschäftigungsquoten aus. Gleichzeitig zeigt eine Studie der Weltbank, dass rund 70 Prozent der marokkanischen Bevölkerung im informellen Sektor beschäftigt ist, der einen beträchtlichen Teil der marokkanischen Wirtschaft ausmacht.
Aufgrund eines merklichen Preisanstiegs marokkanischer Konsumgüter stieg zuletzt zudem das subjektive Armutsempfinden der Bevölkerung. Gleichzeitig ging jedoch in den vergangenen Jahren der Anteil der in absoluter Armut lebenden Menschen merklich zurück.
Die geographische Transitlage, eine vergleichsweise hohe politische Stabilität und der Ausbau der Infrastruktur schaffen zudem solide Rahmenbedingungen für Investitionen in Marokko.
Trotz des im regionalen Vergleich guten Bildungsniveaus junger Marokkanerinnen und Marokkaner kritisieren ausländische Unternehmen die mitunter optimierbare Fachkräftequalifizierung im Land.
Die meisten Jugendlichen in Marokko bevorzugen eine rein schulische Ausbildung gegenüber der Lehrlingsausbildung. Lediglich zehn Prozent der Schülerinnen und Schüler entscheiden sich für eine Lehrlingsausbildung, obwohl die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt für viele Hochschulabsolventinnen und -absolventen schwierig sind.
Berufliche Aus- und Weiterbildung wird von privaten und öffentlichen Einrichtungen sowie Private-Public-Partnerships angeboten. Dabei überwiegt die Zahl der öffentlichen Einschreibungen. Viele der angebotenen Programme weisen bis heute eine hohe theoretische Ausrichtung auf und sind auf die berufliche Erstausbildung ausgerichtet. Anbieter sind häufig nicht akkreditiert. Berufliche Weiterbildung wird in der Regel über branchenübergreifende Beratungsverbände und Non-Profit-Organisationen angeboten, wobei das Schulungsangebot im öffentlichen Sektor deutlich besser etabliert ist, als im Privatsektor. In letzterem werden Weiterbildungskosten meist von den Unternehmen getragen.
Deutsche Akteure der internationalen Entwicklungskooperation treiben aktiv Projekte im Berufsbildungsbereich voran, um die nachhaltige Entwicklung der Privatwirtschaft in Marokko zu fördern. Im Fokus stehen hier vor allem der Agrar- und (traditionelle) Handwerkssektor. Auch in der Sonderinitiative Ausbildung und Beschäftigung nimmt Marokko eine Schlüsselrolle ein. Langfristig sollen über das Vorhaben Investitionshemmnisse in afrikanischen Partnerländern beseitigt und so die Attraktivität als Wirtschaftsstandort gesteigert werden.
Interessante Anknüpfungspunkte für deutsche Anbieter von Produkten und Dienstleistungen der beruflichen Aus- und Weiterbildung ergeben sich mitunter in den Branchen Landwirtschaft, Tourismus, Erneuerbare Energien sowie Infrastruktur, Transport und Logistik. Weitere Anknüpfungspunkte bestehen im Bereich der Aus- und Fortbildung des Bildungspersonals sowie für die Lieferung von moderner Lehr- und Lernausstattung.
Ergänzend lassen aktuelle Reformbestrebungen der marokkanischen Regierung Offenheit und Handlungsbereitschaft erkennen. So wurden zuletzt staatliche Ausgaben im (Berufs-)Bildungsbereich erhöht, eine verbesserte Arbeitsmarktintegration von Frauen vorangetrieben und das Image der Berufsbildung im Vergleich zur akademischen Bildung merklich optimiert.
Dennoch besteht weiterhin Potenzial über Imagekampagnen, Berufsorientierungsprogramme oder die Vermittlung von Praktika das Image der beruflichen Aus- und Weiterbildung weiter zu verbessern und attraktiver zu gestalten. Zudem bestehen Bestrebungen, mittel- bis langfristig eine verstärkt nachfrageorientierte Ausrichtung des Ausbildungsangebots zu erreichen. In Folge stiegen in den vergangenen Jahren die Zahlen der Auszubildenden. Für deutsche Anbieter ergeben sich entsprechend vielfältige Marktchancen und Kooperationsmöglichkeiten.
iMOVE-Marktstudie Marokko
Der Artikel ist ein Auszug aus der iMOVE-Marktstudie Marokko für den Export beruflicher Aus- und Weiterbildung, die kürzlich erschienen ist. In der Marktstudie finden Sie alle für den Artikel verwendeten Quellen.
Quelle: iMOVE, Auszug aus der iMOVE-Marktstudie Marokko für den Export beruflicher Aus- und Weiterbildung, 2023