Ausbildung "Made in Germany" in Ecuador

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Reutlingen übernimmt ein drittes Auslandsprojekt: Nach Myanmar und Äthiopien ist sie jetzt auch in Ecuador aktiv.

Das südamerikanische Land ist nach Angaben der Kammer ein wichtiger Handelspartner. Mehr als 50 Unternehmen aus der Region Neckar-Alb haben Handelbeziehungen nach Ecuador, rund 25 sind mit Vertretern im Land aktiv.

Heimische Unternehmen liefern dorthin vor allem Medizin- und Labortechnik, Maschinen und Anlagen, Medikamente, Fahrzeuge, elektrodiagnostische, elektronische und elektrische Geräte. Zu den Produkten, die Ecuador nach Deutschland exportiert, zählen Bananen und Thunfisch in Dosen.

Jetzt steigt die IHK Reutlingen dort in ein bestehendes Bildungsprojekt ein, das bereits seit 2013 läuft. Es zielt darauf ab, die in Ecuador stattfindende Reform der beruflichen Bildung zu unterstützen.

Die deutsche IHK-Organisation kooperiert dafür mit dem ecuadorianischen Sekretariat für höhere Bildung, Wissenschaft, Technologie und Innovation (SENESCYT) sowie den Industriekammern in Quito, Cuenca und Guayaquil und fünf Fachverbänden.

Die Berufsbildung in Ecuador soll praxisnäher gestaltet werden, um dem Mangel an technischen Fachkräften in der Privatwirtschaft entgegenzuwirken und die Beschäftigungsfähigkeit von Absolventen zu steigern. Dazu wurden neun duale Ausbildungsgänge als Piloten eingeführt.

Bis Mitte 2019 hatten 623 Auszubildende in 126 Betrieben eine Lehre nach deutschem Vorbild begonnen, 124 konnten die Lehre bereits erfolgreich abschließen. 84 Prozent der jungen Frauen und Männer haben ein Jahr nach dem Abschluss eine Anstellung in ihrem Berufsfeld gefunden. "Wir sind stolz, dass unsere Kompetenz in Auslandsprojekten anerkannt und gefordert wird", sagt Martin Fahling, Bereichsleiter International bei der IHK.

Das Ecuador-Projekt gehört künftig zum IHK-Institute for Emerging Markets. In diesem bündelt die Kammer alle Aktivitäten, die Mitgliedsunternehmen helfen, neue Märkte zu entwickeln. "Diese sind oft eine Nische, bieten aber beachtliche Wachstumsraten", so Fahling. Die IHK ist bereits mit Projekten in Myanmar (seit 2015) und Äthiopien (2019) unterwegs.

Das Projekt in Ecuador läuft noch bis Ende 2020. Zwei deutsche Projektmitarbeiterinnen koordinieren die Arbeit vor Ort in Quito. Das Projekt wird vom Bund für ein Jahr mit 279.900 Euro kostendeckend gefördert.

Ecuador hat nach Angaben der IHK derzeit 16,8 Millionen Einwohner und zählt zu den Ländern mittleren Einkommens. Das Land ist stark von Exporten abhängig.


Quelle: Schwarzwälder Bote, schwarzwaelder-bote.de, 08.01.2020