Auszubildende aus Drittstaaten gefragt wie nie

Während große Unternehmen schon länger auf internationalen Nachwuchs setzen, rücken Azubis aus dem Ausland erst jetzt verstärkt in den Blick kleiner und mittlerer Betriebe. Dies ist eines der Ergebnisse der DIHK-Ausbildungsumfrage 2024.

"Immer mehr Unternehmen haben Erfahrung mit der Ausbildung von Menschen aus dem Ausland", berichtet der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks. "Bereits jeder zweite Betrieb hat junge Menschen aus anderen Herkunftsländern ausgebildet oder versucht, diese zu gewinnen (48 Prozent). Das ist eine deutliche Steigerung gegenüber 2019, als dieser Anteil bei 41 Prozent lag."

2024 haben der Erhebung zufolge mehr als ein Drittel der Betriebe schon einmal Auszubildende aus Drittstaaten, also Nicht-EU-Staaten, ausgebildet (35 Prozent). Das bedeutet einen Anstieg gegenüber 2019 (30 Prozent). "Insbesondere in der Gastronomie und in der Transport- und Logistikbranche sind Azubis aus dem Ausland gefragt", berichtet Dercks.

Die DIHK-Ausbildungsumfrage zeigt, dass insbesondere kleinere Unternehmen mit weniger als 200 Mitarbeitenden signifikant an Erfahrung bei der Ausbildung ausländischer junger Menschen hinzugewonnen haben: Hatte 2019 noch ein Drittel der kleinen Betriebe Auszubildende aus anderen Herkunftsländern ausgebildet (33 Prozent), sind es 2024 bereits 42 Prozent. Bei Großunternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden gibt es eine leichte Steigerung auf hohem Niveau (74 Prozent).

Haupthindernis Deutschkenntnisse

"Es bestehen aber nach wie vor noch Hürden bei der Einstellung ausländischer Auszubildender", warnt Dercks. "Das betrifft vor allem die Sprache." Der aktuellen Umfrage zufolge sehen 81 Prozent der Unternehmen in unzureichenden Deutschkenntnissen die größte Herausforderung. Umständliche bürokratische Prozesse bei Visum- und Aufenthaltsverfahren erschweren die Einstellungen für 43 Prozent der Ausbildungsbetriebe. Strukturelle Probleme wie fehlender Wohnraum in Betriebsnähe (28 Prozent) und mangelnde Integrationsunterstützung (17 Prozent) unterstreichen die Notwendigkeit, die Integration ausländischer Azubis bundesweit administrativ und systematisch zu unterstützen.

Mehr als 200.000 Azubis aus dem Ausland

Im Jahr 2023 sind laut dem Statistischen Bundesamt deutlich mehr Menschen nach Deutschland eingewandert als ausgewandert (Saldo von 0,7 Millionen). Betriebe nutzen dieses zunehmende Arbeitskräftepotenzial, denn Zuwanderung kann dazu beitragen, das Fachkräfteproblem zu lindern.

Das gilt auch für den Ausbildungsmarkt: Laut der Bundesagentur für Arbeit befanden sich 2023 etwa 1,6 Millionen Menschen in einer Ausbildung. Knapp 1,4 Millionen waren Deutsche – darunter auch erst jüngst eingebürgerte Menschen mit Migrationshintergrund.

Mehr als 200.000 Auszubildende sind Ausländer. Das entspricht einem Anteil von 13,2 Prozent – Tendenz steigend. Die Anzahl an ausländischen Auszubildenden ist um 8,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen und hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt.

Jeder vierte ausländische Auszubildende (22,7 Prozent) stammt aus der EU. Die große Mehrheit (77,1 Prozent) kommt aus Nicht-EU Staaten und davon wiederum jeder vierte aus den häufigsten Asylherkunftsländern. Auszubildende aus Nicht-EU Staaten stellen 10,2 Prozent der Menschen in Beruflicher Bildung. Von den ausländischen Auszubildenden insgesamt wurde im vergangenen Jahr knapp jeder Dritte (30 Prozent) im IHK-Bereich ausgebildet.


DIHK - Deutsche Industrie- und Handelskammer, dihk.de, 08.08.2024