Vom E-Learning zum Mobile Learning: Neue Lernkonzepte in Tunesien auf dem Vormarsch

drei junge Tunesier blicken auf Bildschirm eines Laptop
Quelle: CDCP
Beim E-Learning Hackathon 2016, einem tunesischen Wettbewerb für die Entwicklung mobiler Applikationen
Seit der Jasminrevolution im Jahr 2010/2011 macht Tunesien bei der landesweiten Internetabdeckung und der Smartphone-Nutzung nennenswerte Fortschritte.

Politische und privatwirtschaftliche Akteure nutzen diese Entwicklung für neue Lernkonzepte in der beruflichen Aus- und Weiterbildung.
Der Prozentsatz der tunesischen Haushalte mit Internetzugang stieg vom Jahr 2012 bis 2014 von 17,1 auf 28,8 Prozent. 2016 besaßen laut Angaben der Unternehmensberatung Deloitte drei Millionen der insgesamt rund elf Millionen Tunesierinnen und Tunesier ein Smartphone. Bis Ende 2017 wird sich die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer sogar noch verdoppeln.

Sowohl politische als auch privatwirtschaftliche Akteure nutzen diese Entwicklung, um neue Lernkonzepte der beruflichen Ausbildung und weiterführenden Qualifizierung umzusetzen.

Aktuell findet in Tunesien ein Paradigmenwechsel statt, der durch eine Optimierung von Lernmethoden und Beschäftigungsfähigkeit mittels IT-Innovationen über das Potenzial verfügt, einen sozialen Wandel nach sich zu ziehen.

Die Gründung des staatlichen Instituts für Wissenstechnik und E-Learning (Institut Spécialisé en Ingénierie de la Connaissance et de la Formation à Distance, ISICFD) im Jahr 2016 ist ein Beispiel für die Relevanz, die das Land dem Thema aktuell beimisst.

Weitere Beispiele sind interdisziplinäre Konferenzen wie das jährliche "Forum E-Learning Tunisie", das jungen Entwicklerinnen und Entwicklern mit dem Wettbewerb "E-Learning Hackathon" für die Entwicklung mobiler Applikationen die Möglichkeit gibt, neue Ansätze im Bereich des mobilen Lernens auszuloten.

Zu den innovativen Lernkonzepten leistet insbesondere die dynamische Gründerszene des Landes einen beachtlichen Beitrag.
Gruppenbild
Quelle: CDCP 
Beim E-Learning Hackathon 2016

Najja7ni - Die App für Arbeitssuchende

Neben den mittlerweile recht etablierten E-Learning-Methoden, die auch von der Privatwirtschaft aktiv eingesetzt werden, rückt in Tunesien das Thema Mobile Learning - die Wissensvermittlung über das Smartphone - stärker in den Fokus. In einem Kontext, in dem rund 30 Prozent der Jugendlichen unter 30 Jahren von Arbeitslosigkeit betroffen sind, hat beispielsweise die App "Najja7ni" nennenswerte Erfolge erzielt.

Ursprünglich für die Förderung von Schülerinnen und Schüler des Primar- und Sekundärbereichs eingerichtet, erreichte die 2010 gestartete Initiative mittlerweile eine Vielzahl von Jugendlichen. Nach und nach wird die App weiterentwickelt.

So wurde in Kooperation mit der Botschaft der Vereinigten Statten von Amerika in Tunis die Erweiterung "Najja7ni m-English" entwickelt. Diese richtet sich an junge tunesische Arbeitssuchende, die durch die Verbesserung ihres englischen Wortschatzes und ihrer Konversationskenntnisse verbesserte Chancen auf dem Arbeitsmarkt anstreben.

Es wurde die erste tunesische, karrierebezogene mobile Anwendung "Najja7ni Employment" eingeführt. Die Applikation ermöglicht Zugang zu Stellenangeboten und hält die Arbeitssuchenden hinsichtlich neuester Entwicklungen in der beruflichen Weiterbildung auf dem aktuellen Stand.

Quiz, Pop-up-News und psychometrische Tests runden das Angebot der App ab. Durch Kooperationen mit dem Arbeitsministerium und Microsoft bietet Najja7ni außerdem einen Job-Matching-Service an und verbindet die Arbeitssuchenden mit lokalen Fort- und Weiterbildungsanbietern.

Bis heute verhalf die App bereits rund einer Million Nutzerinnen und Nutzern im Alter von 15 bis 35 Jahren, ihr Bildungsniveau und ihre Beschäftigungsfähigkeit zu steigern.

Ein Großteil der Anwenderinnen und Anwender benutzt Najja7ni mehrfach pro Woche. Insbesondere in ländlichen Regionen und unter Frauen ist das Interesse groß.

Das Beispiel verdeutlicht das enorme Potenzial, das innovative Konzepte im Bereich des mobilen Lernens in Tunesien haben. Deutsche Anbieter entsprechender Angebote sollten diesen Markt nicht aus dem Auge verlieren.

  • Autorinnen: Charlotte Schuchard und Catherine Mirkes, Mai 2017, Autorinnen der Marktstudie Tunesien

Verwendete Quellen

 

INS - Institut National de la Statistique (2015): Annuaire Statistique de la Tunisie 2010-2014. Status: 07.04.2017. Online: http://bit.ly/2p9f6UH
CDCP - Centre pour le Développement des Compétences Professionnelles (2016): Le E-Learning en Tunisie Baromètre 2016. Status: 04.05.2017. Online: http://bit.ly/2qzKro9
CDCP - Centre pour le Développement des Compétences Professionnelles (2017): Forum E-Learning Tunisie 2017. Status: 06.04.2017. Online: http://bit.ly/2oMuwyZ
Huffington Post Maghreb (2017): Tunisie: Création d'un Institut National de E-Learning. Status: 06.04.2017. Online: http://huff.to/2ahgfXG

 

Vorschau Tunesien

wehende tunesische Nationalflagge
In Kürze erscheint eine iMOVE-Marktstudie Tunesien für den Export beruflicher Aus- und Weiterbildung.

Parallel geht eine neue Marktseite Tunesien online.

Quelle: iMOVE