Sechs Chinesen auf dem Weg zum Gesellenbrief

Ihre Heimatstadt Changzhou kennt in Deutschland kaum jemand. Sechs junge Männer von dort sind bis nach Südthüringen gereist, um im Berufsbildungs- und Technologiezentrum (BTZ) Rohr-Kloster ihren Abschluss zu machen.

In Changzhou, einer Stadt mit fünf Millionen Einwohnern, gibt es eine Schule mit etwa 10.000 Schülern. Sechs von ihnen leben und lernen aktuell in Südthüringen. Nach fünf Jahren Theorie- und Deutsch-Unterricht in ihrer chinesischen Heimat absolvieren die jungen Männer nun ein Jahr in Deutschland, mit dem Ziel, hier den Gesellenbrief als Kraftfahrzeug (Kfz)-Mechatroniker zu erwerben. Genannt wird das Projekt "5 plus 1", also fünf Jahre in China und ein Jahr hier in Deutschland. Es orientiert sich an der dualen Ausbildung im Kraftfahrzeugtechnikerhandwerk.

Die sechs Chinesen sind die ersten einer Dreier-Staffel, was nichts anderes heißt, als dass weitere junge Männer im September hier eintreffen werden, während Xinhan, Hanzheng, Zhongmou, Jinyang, Zhe und Yu dann bereits ihren erfolgreichen Abschluss werden feiern können.

Sehr gut sieht es bis jetzt aus für die jungen Männer, die alle nicht älter als 22 Jahre sind. Das erste Mal im nun sechsten Jahr ihrer Ausbildung haben sie im Januar eine Autowerkstatt betreten, und zwar in jenen Südthüringer Autohäusern, in welchen sie bis zu ihrem Abschluss den praktischen Teil ihrer Ausbildung absolvieren werden.

Drei Monate Praxis im Autohaus

Eines dieser Ausbildungsunternehmen ist die CarUnion GmbH in Meiningen. Geschäftsführer Giso Hess erklärte sich spontan bereit, bei dem Projekt mitzumachen, nicht zuletzt in der Hoffnung, dass die beiden Auszubildenden nach dem Abschluss im Unternehmen einsteigen.

"Die Jungs sind schlau, sehr freundlich, engagiert und vor allem immer pünktlich", lobt Giso Hess. Ihren mutigen Schritt bis nach Deutschland, schätzt er sehr. "Natürlich gab es Sprachbarrieren, aber die praktische Ausbildung bei uns in Südthüringen ist für die jungen Männer sehr wichtig", weshalb Hess das Projekt als absolut sinnvoll betrachtet. "Für ein Unternehmen ist das mitunter nicht immer einfach, aber wir haben natürlich die Hoffnung, dass es zu einer langfristigen Integration kommt und wir dadurch zwei gute Fachkräfte mehr haben", so Hess' Überlegungen.

Der Ausbildungszeitraum im Unternehmen umfasst drei Monate. In der verbleibenden Zeit sind Jan Rachholz und Rico Ziller berufliche Ansprechpartner vor Ort. Beide werden im September nach China fliegen. Dann nämlich heißt es: "Staffel Nummer zwei". Doch jetzt sind sie gut mit Staffel eins beschäftigt. Unterstützend haben sie Projektkoordinatorin Jiaming Ma-Voigt und Astrid Friedrich, Referatsleiterin Internationales, an ihrer Seite.

Gute Chancen

Und dass es Ansprechpartner vor Ort gibt, ist mitunter wichtig. "Da kommt schon das eine oder andere Mal Heimweh auf oder die Sehnsucht nach guter chinesischer Küche", erzählt Astrid Friedrich. Und Jiaming Ma-Voigt übersetzt es den Jungs, die beim Thema Essen schon ein wenig schmunzeln müssen.

"Wir können mit Stolz sagen: Trotz erster Anlaufschwierigkeiten und mit vielen Verzögerungen durch Corona, haben es die Jungs bis hierher geschafft", zieht Jan Rachholz, Fachbereichsleiter Kfz-Technik, eine erste Bilanz. "Aktuell haben sie gute Chancen, ihre Ausbildung im Sommer zu einem tollen Abschluss zu bringen", ergänzt Kfz-Ausbilder Rico Ziller.

Dann war es auf jeden Fall die Mühe wert und das ein oder andere Autohaus darf sich vielleicht schon bald über neue, gut ausgebildete Fachkräfte freuen.


Quelle: Handwerkskammer Südthüringen, hwk-suedthueringen.de, 30.03.2024