7. Arabisch-Deutsches Bildungsforum
Das Bildungsforum stand auch in diesem Jahr wieder unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).
Rund die Hälfte der Gäste kam aus elf arabischen Ländern. Zu den arabischen Gästen gehörten unter anderem Delegationen aus Algerien und aus dem Irak, die Staatsekretärin im tunesischen Bildungsministerium, der Minister für Höhere Bildung und Wissenschaft aus Libyen, der neue Gouverneur der Technical and Vocational Training Corporation (TVTC) aus Saudi-Arabien, der Präsident der Generalunion der arabischen Handelskammern, der Direktor der Abteilung für Wirtschaftsbeziehungen der Liga der arabischen Staaten sowie die Botschafter aus neun arabischen Ländern in Deutschland.
Feierliche Eröffnung des 7. Bildungsforums
Netzwerke ausbauen und gegenseitiges Verständnis fördern
Meinecke betonte den hohen Stellenwert der beruflichen Bildung, die am Ende auch der Schlüssel für Wohlstand und Frieden ist. Al-Mikhlafi erinnerte daran, dass mehr als 50 Prozent der Bevölkerung der arabischen Länder unter 25 Jahren ist und sich jede Mühe lohnt, mit Bildung den Grundstein für eine nachhaltige Entwicklung in der arabischen Region zu legen.
Dr. Peter Raumsauer, Präsident der Ghorfa, lobte die seit Jahren positive Dynamik in der deutsch-arabischen Zusammenarbeit im Bildungssektor. Die berufliche Bildung hat hohe Priorität in den arabischen Ländern. Ramsauer sprach auch das Imageproblem der Berufsbildung in der Region an und war der Meinung, dass sie eine höhere gesellschaftliche Wertschätzung verdient.
Bundesbildungsministerin Professor Dr. Johanna Wanka stellte in ihrer Rede die wichtige Bedeutung der beruflichen Bildung für Deutschland dar.
Deutschland hat immer unbeirrt auf die berufliche Bildung gesetzt und auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) bescheinigt Deutschland inzwischen, dass die berufliche Bildung eine wichtige Säule für die Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und gegen die Jugendarbeitslosigkeit ist.
Wanka verschwieg auch die Probleme nicht, mit denen die Berufsbildung im eigenen Land konfrontiert ist. Sie nannte beispielsweise das Spannungsfeld der beruflichen und der akademischen Bildung und den fehlenden weiblichen Nachwuchs in den klassischen MINT-Berufen, also den Berufen in den Feldern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik.
Vom Bildungsforum erhoffte sich Wanka, dass es neben der konkreten arabisch-deutschen Bildungskooperation auch das gegenseitige Verständnis füreinander stärkt.
Seine Exzellenz Abdulrahman bin Mohammed Al Khulaifi, Botschafter von Katar und Dean des Arabischen Diplomatischen Corps, stellte den signifikanten Berufsbildungs-Bedarf der arabischen Länder eindringlich dar: Bis zum Jahr 2025 wird die Anzahl junger Menschen auf 25 Millionen steigen. Diese 25 Millionen benötigen alle eine Arbeitsstelle. Daher haben die arabischen Länder die berufliche Bildung in ihre nationalen Visionen aufgenommen und ihr eine hohe Priorität eingeräumt.
Seine Exzellenz Nael Al Kabariti, Präsident der Generalunion der Kammern der arabischen Staaten und der jordanischen Handelskammer, wünschte sich den Ausbau der Berufsbildungskooperationen zwischen Deutschland und den arabischen Ländern. Er möchte die deutsche Expertise in der Berufsbildung stärker nutzen und sieht im Bildungsforum einen wichtigen Beitrag zur Intensivierung der arabisch-deutschen Beziehungen.
Auch für Professor Dr. Reinhold Weiß, Vize-Präsident des BIBB, ist das Bildungsforum eine wichtige Plattform, um Kontakte zu intensivieren und neue Brücken zwischen arabischen und deutschen Partnern zu bauen.
Die Berufsbildungszusammenarbeit dient der wirtschaftlichen Entwicklung und Stabilität in den arabischen Ländern und leistet einen wichtigen Beitrag, die Ursachen für Flucht und Migration zu bekämpfen. Dadurch bleibt die Berufsbildungszusammenarbeit auch für Deutschland eine extrem wichtige Aufgabe, so Weiß.
Seine Exzellenz Dr. Ahmed bin Fahd bin Ibrahim Al Fuhaid, Gouverneur der Technical and Vocational Training Corporation (TVTC) in Saudi-Arabien, stellte Saudi-Arabiens Vision 2030 aus erster Hand vor. Die Vision verfolgt Ziele wie die massive Erhöhung einheimischer Arbeitskräfte im Privatsektor und die Verdopplung des Frauenanteils im Arbeitsmarkt. Die Vision 2030 sieht vor, dass Absolventen passgenau zu den Bedarfen der Privatwirtschaft qualifiziert werden und nach spätestens sechs Monaten eine Arbeit haben. Für Al Fuhaid ist die "Saudi Vision 2030" eines der besten Programme der letzten Jahre.
Session 1: Spurring Innovation in a Sunrise Industry – VET Projects of the Energy Sector
Qualifizierung für Berufsfelder der Zukunft
Carlo Humberg von der TÜV Rheinland Akademie stellte das National Industrial Training Institute (NITI) in Saudi-Arabien vor.
Das NITI ist eine strategische Partnerschaft zwischen Saudi Aramco, der größten Erdölfördergesellschaft der Welt, und der TVTC. 2.000 Studenten werden dort in zwei Jahren Vollzeit nach dualen Prinzipien für die Öl- und Gasindustrie qualifiziert. Den erfolgreichen Betrieb des NITI hat die TÜV Rheinland Akademie auch dem Umstand zu verdanken, dass die lokalen Bedarfe und Rahmenbedingungen konsequent in alle Projektphasen eingeflossen sind.
Ernst Michael Züfle von der Kraftwerksschule skizzierte Qualifizierungsprojekte in der Öl- und Gasindustrie und dem Feld der erneuerbaren Energien. Dabei stellte er die sich im Zuge der Energiewende wandelnden Anforderungen an die Qualifikation von Kraftwerkspersonal dar. International arbeitet die Kraftwerksschule beispielsweise in Ägypten, wo sie für ein Gasturbinen-Kraftwerk, ein Vorhaben von Siemens, die Ausbildungskomponente entwickelt.
Hossam Gamil, German Academy for Renewable Energy and Environmental Technology, berichtete über die internationalen Qualifizierungsprogramme der Akademie in allen Sparten der erneuerbaren Energien. Die Akademie führt ihre Programme im In- und Ausland durch. Als Beispiel zeigte er ein umfangreiches Bildungsprojekt in Ägypten, das im Oktober 2015 mit der Planung begann und im November 2018 enden soll.
Nada Alsheaiby von Siemens Saudi-Arabien präsentierte die Berufsbildungsaktivitäten von Siemens, die vor dem Hintergrund der Saudi Vision 2030 an Fahrt aufgenommen haben. An der National Power Academy, einer Public-Private-Partnership-Akademie, werden die Führungskräfte im Energiesektor von Morgen ausgebildet.
Neben der Qualifizierung von Ingenieuren, Technikern und Projektmanagern führt Siemens auch Trainingsprogramme für Frauen, für internationale Graduierte und für Menschen mit Behinderung durch. Zudem fördert Siemens vor Ort schon bei Schulkindern das Interesse an Wissenschaft und Technik.
In der anschließenden Diskussion ging es unter anderem um die Frage, was die Diskutanten als die kritischsten Faktoren bei arabisch-deutschen Bildungsmaßnahmen sehen.
Ein negatives Image der Berufsbildung und die vermeintlich schlechten Karrierrechancen nach einer Berufsausbildung bleiben große Herausforderungen in der Region.
Für deutsche Anbieter ist es sehr schwer, Lehrkräfte zu finden, die sowohl über die technische als auch über die sprachliche und die pädagogische Kompetenz verfügen. Als wichtige Aufgabe sahen die Diskutanten daher auch die Lokalisierung des Lehrpersonals.
Den ersten Tag des Arabisch-Deutschen Bildungsforums beendeten die Gäste und Gastgeber mit einem gemeinsamen, feierlichen Dinner.
Session 2: Perfecting Hospitality – VET Projects of the Tourism Sector
Erfolgsbeispiele aus Algerien und Jordanien
Zunächst gab es mit der Keynote von Dr. Thamer Mahmoud Al Ani, Ägypten, von der Liga der Arabischen Staaten einen Exkurs in die Welt der Wissenschaft. Er referierte über seine Studien zur Entwicklung eines Modells für eine wissensbasierte Gesellschaft (Knowledge Based Economy, KBE) für die arabischen Länder. Die Ergebnisse zeigen, welche Faktoren wie stark eine Gesellschaft positiv oder negativ beeinflussen. Sein Fazit: Ganz wesentlich ist eine gute Berufsbildung.
Professor Aoussine Seddiki, Université d'Oran 2 - Mohamed Ben Ahmed, Algerien, berichtete über Bildungsprogramme im Tourismusbereich in Algerien.
Verschiedene Programme finden an Universitäten statt, die durch ein algerisches Ministerium akkreditiert sind. Ein Beispiel ist das College of the Management in Hotel and Catering Industry unter dem Dach des algerischen Ministeriums für Tourismus, das mit dem Tourismus-College in Lausanne, Schweiz, kooperiert. Ein weiteres Beispiel ist die Superior National School of Algiers in der Zuständigkeit des Ministeriums für Raumplanung, Tourismus und Handwerk, akkreditiert durch das Ministerium für Höhere Bildung und Wissenschaft.
Andere Programme laufen an privaten Schulen, die über das Ministerium für berufliche Bildung akkreditiert sind. Seddiki wendete sich abschließend gezielt an die deutsche Bildungswirtschaft: Seine Universität möchte mit deutschen, akademischen Institutionen zusammenarbeiten, um die Ausbildungen im Tourismussektor in Algerien unter Berücksichtigung der lokalen Rahmenbedingungen zu optimieren.
Dr. Muhsen Makhamreh vom Jordan Applied University College of Hospitality and Tourism Education erläuterte, wie sich der Tourismussektor in Jordanien aktuell verändert und welche neuen Anforderungen an die Qualifikation der Beschäftigten damit verbunden sind. 14 Prozent des jordanischen Bruttoinlandproduktes entfallen aktuell auf den Tourismussektor, in dem stetig neue Arbeitsplätze entstehen.
Allerdings sind die Trainingsprogramme insgesamt zu theoretisch und Absolventen sind nicht ausreichend beschäftigungsfähig. Die Public-Private-Partnership-Einrichtung Ammon Applied University College ist ein positives Beispiel, wie junge Frauen und Männer mit allen Kenntnissen ausgestattet werden, die die Tourismuswirtschaft fordert. Einige Merkmale des Colleges sind: Programme mit unterschiedlicher Dauer und Qualifikationsmöglichkeiten, hoher Praxisanteil, Erwerb der englischen Sprache, Unterricht in Etikette und Umgangsformen sowie Kooperationen mit internationalen Bildungseinrichtungen und Hotelketten. Vom Sprachlabor bis zum Trainings-Hotel bietet das College den Absolventen alle Voraussetzungen für eine hochwertige Ausbildung. Das College erhielt schon mehrfach Auszeichnungen für seine exzellente Arbeit.
Im Austausch mit dem Publikum standen erneut das Imageproblem der beruflichen Bildung und die Beschäftigungsfähigkeit in den arabischen Ländern im Mittelpunkt vieler Beiträge. In Algerien sieht man aktuell eine große Aufgabe darin, junge Menschen bereits vor dem Abitur für eine berufliche Ausbildung zu sensibilisieren und ihnen die vielfältigen Karrieremöglichkeiten dieses Weges aufzuzeigen. Verschiedene Universitäten bieten parallel zur universitären Ausbildung berufsbildende Programme an, durch die Absolventen ihre Chancen auf eine Arbeitsstelle erhöhen können. Nicht nur in Jordanien fördern die Staaten die Selbstständigkeit junger Unternehmer, beispielsweise durch die Vergabe günstiger Kredite.
Session 3: Focus on North Africa – Cooperation Activities and Opportunities
Berufsbildung: Beschäftigungsfähigkeit versus Image
Saida Ounissi, Staatssekretärin im tunesischen Ministerium für Beschäftigung und Bildung, berichtete in ihrer Keynote über die aktuelle Bildungssituation in Tunesien. Ounissi sieht in der beruflichen Bildung die erste Antwort auf die hohe Arbeitslosigkeit in ihrem Land. Dabei gilt Deutschland als Vorbild. Allerdings kann und wird Tunesien das deutsche System nicht kopieren. Drei Ziele verfolgt das Land mit der Implementierung eines Berufsbildungssystems: das Image der Berufsbildung soll sich verbessern, Reformen sollen ländliche Gebiete und Zukunfts-Branchen einbeziehen, der Privatsektor muss integriert sein. Dabei befindet sich Tunesien auf einem sehr guten Weg.
Oana Steopan vom Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft berichtete über einige Projekte von strategischem Charakter in und für Tunesien. In bereits abgeschlossenen Projekten stand die Ausbildung von lokalen Ausbildern im Vordergrund. Aktuell läuft ein von der bayerischen Staatskanzlei finanziertes Projekt zu Einführung eines Zertifizierungssystems basierend auf der ISO 17024 (Personenzertifizierung). Ein weiteres Projekt, finanziert durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, befasst sich mit dem Aufbau und der Verwaltung von Berufsschulen mit einem bedarfsorientierten Ausbildungsangebot. Ein zentraler Punkt für den Erfolg von Projekten, so Steopan, ist die Kooperation mit lokalen Partnern aus dem öffentlichen und vor allem auch aus dem privaten Sektor.
Sebastian Neumann, Lucas Nülle Middle East, stellte mit Vocanto ein Produkt vor, das technische Qualifizierungen mittels Cloud anbietet. Diese digital basierte mobile Bildungsvariante verbessert die Zugänglichkeit zur Berufsbildung für unterschiedliche Zielgruppen wie die ländliche Bevölkerung, Flüchtlinge, Frauen und Menschen mit Behinderung. Vocanto ist eine Kombination aus Fernunterricht, temporären Lernumgebungen und zweiwöchigen praktischen Kursen im Trainingszentrum als letzte Phase der Lernabfolge. Das mobile Lernsystem wird beispielsweise in Saudi-Arabien eingesetzt.
Die braintreeacademy will Schülerinnen und Schüler aller Altersstufen zu Freude und Lust am Lernen durch Gemeinschaft, Disziplin und Lernlust befähigen. Mit "Wir holen junge Menschen dort ab, wo sie sind, und holen raus, was in ihnen steckt," beschrieb San Ra Weckert die Philosophie der Einrichtung, die mit Musik als gemeinsamer Sprache arbeitet. Musik ist international und erlaubt das gemeinsame Arbeiten von Menschen aller Nationalitäten. "Lasst uns die jungen Menschen in Nordafrika für ein Leben mit und für die Gesellschaft begeistern, indem wir sie bilden und sie in Arbeit bringen", so Weckert.
Dr. Hakim Al Nagah, Seniorberater des libyschen Bildungsministers, skizzierte die Situation der beruflichen Bildung in Libyen. Zu den wichtigsten Herausforderungen gehören die Qualifizierung von Lehrkräften und die Integration der Jugendlichen in den Arbeitsmarkt. Libyen möchte von den berufsbildenden Einrichtungen und Anbietern in Deutschland lernen und Know-how austauschen.
Im Dialog mit dem Publikum kam das Thema unter anderem auf den Aspekt Sprache. In aller Regel ist es schon schwer, deutsche Ausbilder mit entsprechender englischer Sprachkompetenz zu finden. Wie sieht es aber aus, wenn nun in Nordafrika zusätzlich die französische Sprache eine wichtige Rolle spielt?
Ein Ausbilder aus Deutschland mit nordafrikanischen Wurzeln wäre eine glückliche Lösung, die deutsche Bildungsanbieter aber eher selten haben. Die tunesische Staatssekretärin erläuterte in diesem Kontext, dass sich das französisch orientierte Tunesien aktuell wandelt und veranschaulichte das an zwei Beispielen: in Tunesien entstehen immer mehr Einrichtungen mit britischer Unterstützung und Tunesien kooperiert eng mit dem Goethe-Institut.
Session 4: Higher Education in Cooperation with Vocational Education
Mit dualem Studium gegen die Jugendarbeitslosigkeit
Dr. Achmed Hussein von der Simson Private Academy (SPA) berichtete über die praxisorientierte Fortbildung von Studierenden aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Seit acht Jahren kommen Studenten aus den VAE für neun Monate nach Suhl zur Qualifizierung in metallverarbeitenden Berufen. Bis heute sind es 150. Die SPA kooperiert dabei mit der "United Arab Emirates University". Basierend auf dem Erfolg der neunmonatigen Programme kommen inzwischen auch Teilnehmer für eine dreieinhalbjährige Ausbildung nach Suhl. Die ersten sechs Absolventen erhielten jüngst ihr Zertifikat der Industrie- und Handelskammer (IHK) für den erfolgreichen Abschluss der Ausbildung.
Professor Dr. Dr. h.c. Şefik Alp Bahadir vom Zentrum für Irak-Studien an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) zeigte ein Modell, das die berufliche und die akademische Ausbildung kombiniert. Das Konzept der FAU umfasst vier Jahre, in denen sich Trainingsphasen mit Theoriephasen an der Universität abwechseln. Im dritten Jahr erwerben die Absolventen ihren berufsbildenden Abschluss durch eine IHK-Prüfung. Im vierten Jahr arbeiten sie in Unternehmen und schreiben ihre Bachelorarbeit. Bahadir räumt ein, dass es für die Absolventen ein hartes Programm ohne Ferien ist. Dafür finden sie anschließend aber direkt eine Arbeit. Das größte Hindernis bei der Implementierung dieses Konzepts in arabischen Ländern sah Bahadir in fehlenden Nationalen Qualifikationsrahmen.
Dr. Colin Krüger von Vivantes – Netzwerk für Gesundheit stellte ein Bildungsprogramm aus der minimal-invasiven Chirurgie vor. Gegenstand des Programms ist die roboterassistierte DaVinci-Operationstechnik. Internationale Teilnehmer des Programms werden in verschiedenen Schwerpunkten der roboterassistierten Operationstechnik praktisch geschult. Dabei kommen zum Beispiel Simulatortrainings sowie Beobachtung und Unterstützung bei der praktischen Arbeit an einer sogenannten Doppel-Konsole zum Einsatz. Krüger wusste zu berichten, dass in den arabischen Ländern ein Reihe von Robotic-Anlagen stehen, die bisher nicht adäquat bedient werden können. Hier sah Vivantes Bedarf. Außerdem arbeiten zurzeit am Berliner Humbold Klinikum 18 Ärzte aus arabischen Ländern, die am Ende ihrer Facharztausbildung die DaVinci-Technik beherrschen sollten.
Kirsten Freimann von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) präsentierte ein Projekt, das die Beschäftigungsfähigkeit palästinensischer Jugendlicher durch eine arbeitsmarktorientierte Ausbildung verbessert. Denn auch in Palästina herrscht eine Arbeitslosenquote bei Jugendlichen von 46 Prozent. Im Rahmen des Projektes in Palästina absolvieren 130 Studierende, davon 57 Frauen, ein duales Studium in Elektrotechnik, Betriebswirtschaft oder Informationstechnik. Die GIZ arbeitet eng mit Partnern aus der privaten Wirtschaft zusammen. Einer der Partner ist das lokale Telekommunikations-Unternehmen "Coolnet". Rani Nabil Alami stellte den Nutzen des dualen Studiums für das Unternehmen dar und betonte, dass die Studierenden ab dem ersten Tag in die praktische Arbeit eingebunden werden.
In der abschließenden Diskussion bestätigte das Publikum das Potenzial eines dualen Studiums im Hinblick auf die Bekämpfung der hohen Arbeitslosenquoten in den arabischen Ländern. Ein großer Vorteil ist, dass ein duales Studium nicht mit den gleichen Imageproblemen zu kämpfen hat wie die rein berufliche Ausbildung. Allerdings sind die Studierendenzahlen wegen geringer Kapazitäten bislang niedrig.
Closing Remarks: Perspectives of Arab-German Cooperation in VET
iMOVE unterstützt bei konkreten Bedarfen in der Berufsbildung
Vor dem Hintergrund von Saudi-Arabiens Vision 2030 fragte Meinecke, wie deutsche Bildungsunternehmen konkret einen Beitrag leisten können. Darüber hinaus stellte er fest, dass die Ausbildung junger Menschen in Deutschland in den Wertschöpfungsprozess integriert ist und eine Investition darstellt. Insofern ist Deutschland prädestiniert, Lieferungen und Investitionen immer auch mit Aus- und Weiterbildung zu verbinden. Könnte dies nicht bei Infrastruktur-Ausschreibungen der arabischen Länder Teil der Ausschreibungen werden?
Dr. Jürgen Holz, Terra Sola Group, berichtete vom Terra Sola-Konsortium, das ein großes Photovoltaik-Projekt in Ägypten durchführt. Es zielt ab auf die Produktion von Photovoltaik-Anlagen, die Errichtung von Photovoltaik-Kraftwerken und die Qualifizierung des notwendigen Personals mit der Renewables Academy RENAC als Bildungspartner. An dem Projekt beteiligen sich mehrere ägyptische Unternehmen. Das Vorhaben könnte dem Land 20.000 Arbeitsplätze bringen. Terra Sola steht in abschließenden Verhandlungen mit der ägyptischen Regierung.
Berthold Breid, Renewables Academy (RENAC), ist mit RENAC der Bildungspartner des Terra Sola-Konsortiums in Ägypten. In dem Photovoltaik-Projekt werden Ausbildungen im Sinne der Wertschöpfungskette in allen betroffenen Berufen durchgeführt - vom Ingenieur bis zu den Bereichen Administration und Finanzen. Ägypten will bis zum Jahr 2020 zwanzig Prozent seines Bedarfs aus erneuerbaren Energien decken. Das kann funktionieren, sofern in allen benötigten Berufen ausgebildet wird.
Nada Alsheaiby, Siemens Saudi-Arabien, hält die Ausbildung von lokalen Ausbildern für einen wesentlichen Schritt zur Akzeptanz der beruflichen Bildung in der arabischen Region. Alsheaiby berichtete auch, dass Siemens Aufträge aus der Region gewinnt, weil sie Trainingsmaßnahmen bereits in Angeboten berücksichtigen. So auch in Ägypten, wo Siemens die Ausschreibung für drei Gasturbinen-Kraftwerke gewonnen hat, weil Bildungskomponenten Teil des Gebots waren. Im Verlauf der Diskussion gab sie zu bedenken, dass in Saudi-Arabien gut ausgebildete Menschen häufig ihre Arbeitsstelle wechseln. Das heißt, die Unternehmen selbst müssen sich attraktiver machen, um gute Leute zu behalten.
Dr. Abdulrahman H. Alhumedhi, Bildungsberater des Bildungsministeriums Saudi-Arabien, stellte klar, dass Saudi-Arabien nicht die traditionelle deutsche duale Berufsbildung auf Saudi-Arabien übertragen möchte. Stattdessen wünscht das Königreich die Zusammenarbeit zum Beispiel in Bereichen wie Hightech und medizinischen Berufen. Er unterstrich, dass sich deutsche Ausbilder bei Bildungsmaßnahmen in Saudi-Arabien vollständig auf die im Land herrschenden Rahmenbedingungen einlassen müssen.
Zum Abschluss des 7. Arabisch-Deutschen Bildungsforums ermunterte Meinecke die arabischen Diskutanten und Gäste, ihre vorhandenen Bedarfe möglichst konkret an iMOVE heranzutragen. Denn mit konkreten Anforderungen kann iMOVE geeignete Geschäftspartner aus der deutschen Bildungswirtschaft identifizieren.
Eröffnung
Ulrich Meinecke
Abdulaziz Al-Mikhlafi
Dr. Peter Ramsauer
Präsident, Ghorfa Arab-German Chamber of Commerce and Industry, Bundesminister im Ruhestand, Deutschland
Ihre Exzellenz Professor Dr. Johanna Wanka
Bundesministerin, Ministerium für Bildung und Forschung, Deutschland
Seine Exzellenz Abdulrahman bin Mohammed Al Khulaifi
Seine Exzellenz Nael Al Kabariti
Professor Dr. Reinhold Weiß
Vizepräsident, Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), Deutschland
Seine Exzellenz Dr. Ahmed bin Fahd bin Ibrahim Al Fuhaid
Spurring Innovation in a Sunrise Industry – VET Projects of the Energy Sector
Session 1
Uta Zähringer
Direktorin Masterstudien, Renewables Academy (RENAC) AG, Deutschland
- Moderation
Carlo Humberg
Geschäftsentwicklung international, TÜV Rheinland Akademie, Deutschland
Ernst Michael Züfle
Generaldirektor, Kraftwerksschule e. V., Deutschland
Hossam Gamil
Direktor Bildungsprogramme erneuerbare Energien und Umwelt, German Academy for Renewable Energy and Environmental Technology, Deutschland
Nada Alsheaiby
Perfecting Hospitality – VET Projects of the Tourism Sector
Session 2
Markus Milwa
Internationale Beziehungen, Dr.-Ing. Paul Christiani GmbH & Co KG, Deutschland
- Moderation
Dr. Thamer Mahmoud Al Ani
Direktor, Abteilung Wirtschaft bei der Liga der Arabischen Staaten, Ägypten
- Keynote
Professor Aoussine Seddiki
Berater des Rektors, Université d'Oran 2 - Mohamed Ben Ahmed, Algerien
Dr. Muhsen Makhamreh
Focus on North Africa – Cooperation Activities and Opportunities
Session 3
Kristine Schinkmann
Exportberaterin Lateinamerika und arabische Länder, iMOVE: Training - Made in Germany im Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), Deutschland
- Moderation
Saida Ounissi
Staatssekretärin, Ministerium für Beschäftigung und Bildung, Tunesien
- Keynote
Oana Steopan
Projektmanagerin, Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft (bbw) gGmbH, Deutschland
Sebastian Neumann
Regionalmanager, Lucas Nülle Middle East, Vereinigte Arabische Emirate
San Ra Weckert
Geschäftsführerin, braintreeacademy GmbH, Deutschland
Dr. Hakim Al Nagah
Higher Education in Cooperation with Vocational Education
Session 4
Kristina Stoewe
Wissenschaftlerin, Institut der deutschen Wirtschaft e. V., Deutschland
- Moderation
Dr. Achmed Hussein
Professor Dr. Dr. h.c. Şefik Alp Bahadir
Zentrum für Irak-Studien, Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, Deutschland
Dr. Colin Krüger
Kirsten Freimann
Rani Nabil Alami
Coolnet Broadband Services Ltd., Palästina
Perspectives of Arab-German Cooperation in VET
Abschlussdiskussion
Ulrich Meinecke
Leiter iMOVE: Training - Made in Germany im Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), Deutschland
- Moderation
Dr. Jürgen Holz
Berthold Breid
Geschäftsführer, Renewables Academy AG (RENAC), Deutschland
Nada Alsheaiby
Dr. Abdulrahman H. Alhumedhi
Arabische Gäste besuchten Berliner Wasserbetriebe
Eröffnung
Session 1 und Session 2
Session 3
Session 4 und Closing Remarks
Impressionen
Impressionen
Fotograf: Peter Himsel