iMOVE Online-Seminar zu den Marktchancen in Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Oman

Für den 11. September 2024 lud iMOVE zu einer virtuellen Informationsveranstaltung ein, die in Kooperation mit den deutschen Auslandshandelskammervertretungen in Saudi-Arabien, Oman und den Vereinigten Arabischen Emiraten durchgeführt wurde. Die Veranstaltung konzentrierte sich auf aktuelle politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen für Aus- und Weiterbildungsprojekte in der Region.

Frauen und Männer auf der Veranstaltung

Die arabischen Länder erleben seit längerer Zeit eine Phase des Umbruchs. Die erforderliche Diversifizierung der Wirtschaft, diverse Megaprojekte und die aktive Beschäftigungspolitik werden nach der Formulierung der Visionen zur Weiterentwicklung der Länder (bspw. Saudi Vision 2030, Dubai Economic Agenda D33, Oman Vision 2040) in beeindruckendem Tempo umgesetzt. Die Tourismusbranche stellt einen großen wirtschaftlichen Faktor dar, der Bausektor und die Erneuerbaren Energien sind Beispielbranchen, in denen die Länder Projekte voranbringen, um sich für Investoren - aber auch für Touristen - gut aufzustellen. Saudi-Arabien plant den Bau einer der weltgrößten Wasserstoffanlagen und den Aufbau eines Automotive Clusters. Diverse  Bahnprojekte, die die Länder auch miteinander verbinden, die Errichtung von exklusiven Tourismusdestinationen u.a. auch in Saudi-Arabien, und die Planungen für Wasserstoff-Terminals in Oman, um sich als internationaler Wasserstoff-Hub zu etablieren, erzeugen auch eine große Nachfrage nach gut aus- und fortgebildeten Fachkräften.  Besonders in Oman liegt der Fokus auf fortschrittlichen Technologien und Digitalisierungsinitiativen, wie Künstlicher Intelligenz, Internet of Things (IOT) und Quantencomputing sowie auf Smart Logistik-, Transport- und Smart City Technologien. Neben Grünen Energieprojekten (entlang der gesamten Wasserstoffwertschöpfungskette), Dekarbonisierung und Kreislaufwirtschaft, spielt die Downstream-Industrie (Spezialchemikalien) ebenfalls eine große Rolle. Dies führt in der Region zu einem gesteigerten Bedarf an Aus- und Weiterbildung, insbesondere für Fachkräfte, um den Anforderungen dieser hochmodernen und zukunftsorientierten Sektoren gerecht zu werden.

So berichtete Dr. Dalia Samra-Rohte, Delegierte der Deutschen Wirtschaft für Saudi-Arabien, Bahrain und Jemen der AHK Saudi-Arabien, dass durch die Megaprojekte sehr attraktive Marktchancen für deutsche Aus- und Weiterbildungsanbieter in Saudi-Arabien gegeben sind. Die sehr junge Bevölkerung habe einen großen Trainingsbedarf, da oft nicht nach den Bedarfen der Industrie ausgebildet wurde. Durch die Entwicklungen besonders im gehobenen Tourismus ist die Nachfrage nach Anpassungsqualifizierungen sehr hoch. Lokale Projekte, wie z.,B. der King Salman Park, erfordern lokale Arbeitskräfte, die in Berufen des Gärtnerwesens oder der Landschaftsarchitektur aus- bzw. fortgebildet werden müssen. Auch der Automobilsektor bietet vielfältige Möglichkeiten für die deutsche Bildungswirtschaft, da das Land Nachhaltigkeit fordert und z.B. bis 2030 1 Mio. E-Autos produzieren möchte. Wichtig für Saudi-Arabien sei jedoch neben dem Berufseinstieg auch die Bleibeoptionen in den Unternehmen zu verbessern, damit Fachkräfte nicht mehr so häufig wechseln. Aktuell gibt es mehr Angebote als Fachkräfte, so dass die Wechsel oft leichtfallen.

Dr. Michael Klees, Senior Expert Higher Education and Technical Vocational Training von der Royal Commission of Riyadh, berichtete über die Bildungsstrategie für die Stadt Riad unter der Vision 2030. Diese sieht u.a. vor, dass in Riad vier ausländische Universitäten aus den Top Rankings angesiedelt werden sollen. Die Universitäten sollen mehr arbeitsmarktrelevant ausbilden, die King Saud University soll zu einer der besten Universitäten der Welt ausgebaut werden. Saudi-Arabien investiert sehr viel in die Bildung.

Dr. Klees berichtete auch von den Entwicklungen bei den Colleges of Excellence. Diese werden heute über Strategic Partnerships betrieben, was sehr gut funktioniere. An erster Stelle stehen dabei die Arbeitgeber, die die Bedarfe für die Qualifizierung vorgeben. Großer Bedarf besteht noch bei Ausbilder/innen in den Firmen. Die Berufsbildung hat nach wie vor einen schwierigen Stand in Saudi-Arabien, was den Markteintritt nach Aussage von Dr. Klees nicht vereinfacht. Im Schulsektor wird jedoch weiterhin nach Experten aus anderen Ländern gesucht, um die Qualität der Bildung zu steigern. Schulbetreiber würden ebenfalls gesucht.

Oliver Oehms, CEO der AHK Golfregion, berichtete über die aktuelle Situation in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Dubai befindet sich in stetigem Wachstum. Die Stadt strebt an, von derzeit 3,7 Mio. Einwohnenden auf 7 Mio. zu wachsen. Überwiegend besteht der Markt aus dem Dienstleistungssektor, wie Vertrieb, Marketing und Aftersales Services, aber zunehmend auch im Bereich der Produktion und Fertigung. Die sog. Emiratisierung und das Wachstum verändern den Arbeitsmarkt jedoch merklich. Alle Firmen müssen Emiratis einstellen, das gelte jetzt auch für die Freihandelszonen. Auf emiratischer Seite gebe es eine große Bereitschaft, neue und kreative Modelle zu entwickeln, z.B. auch im Universitätsbereich. Die National Strategy for Higher Education 2030 und die National Employment Strategy 2031 sehen verschiedene Projekte und hohe Investitionen vor, um die Bildung und damit die Arbeitsmarktfähigkeit der Bevölkerung zu verbessern. Das stark wachsende Bruttoinlandsprodukt und die Bedeutung als überregionaler Hub generieren laut Oehms eine starke Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften, was die Marktchancen für Anbieter von beruflicher Aus- und Weiterbildung erheblich verbessert.

Aus dem Oman berichtete Sousann El-Faksch, Repräsentantin und Leiterin der AHK Oman. In dem Sultanat macht der Öl- und Gassektor noch 72 Prozent des Staatshaushalts aus. Die Vision 2040 sieht die Diversifizierung des Marktes vor, was auch die Möglichkeiten für Aus- und Weiterbildungsangebote erhöht. Der Oman präsentiert sich als vorteilhaft für Investitionen, einerseits durch die günstige Lage, andererseits dadurch, dass ausländisches Eigentum erlaubt sei, es keine Einkommensteuer gibt, die Gesetze investorenfreundlich sind und die politische Situation seit langem stabil ist. Der Oman treibt ebenfalls die sog. Omanisierung an, was bedeutet, dass in die Ausbildung der eigenen Bevölkerung investiert wird und Berufsbildungsprogramme für junge Absolventen von Universitäten angeboten werden, um diese besser auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten. Auch die Vision 2040 sieht Berufsbildung als wichtigen Pfad vor, um das Land auf die Diversifizierung vorzubereiten.

Insgesamt lässt sich aus den vier Berichten zusammenfassen, dass die Golfregion kein einfacher Markt ist, sich jedoch mit guter Vorbereitung, verlässlichen lokalen Partnern und langem Atem bei Markteinstieg und Akquise langfristige Marktmöglichkeiten erarbeiten lassen. Wichtig sei, sich auf die einzelnen Märkte einzulassen und ein Verständnis für die lokalen Bedürfnisse und Erwartungen zu entwickeln. Besonders die Veränderung der Märkte von Öl- und Gasproduzenten zu nachhaltigen Produzenten auch in anderen Wirtschaftszweigen besteht großer Bedarf an der Fachkräftequalifizierung.