Um den Wissenstransfer zwischen Wirtschaft und Wissenschaft in der Internationalisierung der beruflichen Bildung speziell für Afrika und Lateinamerika zu verbessern, lud das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) am 6. November 2018 zu einem Regionalen Fachtag nach Berlin. Der DLR-Projektträger und iMOVE organisierten die Netzwerkveranstaltung für das BMBF.
Auf der Suche nach einer gemeinsamen Sprache
Regionaler Fachtag zur beruflichen Bildung für Afrika und Lateinamerika
An den Anfang des Treffens stellte Dr. Henk van Liempt, Referatsleiter im BMBF, zwei Leitfragen: Wie wollen wir zukünftig in Deutschland zusammenarbeiten, um deutsche Berufsbildung nachhaltig zu internationalisieren, auch angesichts starker ausländischer Wettbewerber? Und wie können sich Forschung und Unternehmen dabei gegenseitig befruchten?
Als wichtiges Unterstützungsinstrument, um berufliche Bildung aus Deutschland international in Wert zu setzen, erwähnte er die schon seit zehn Jahren bestehenden Fördermöglichkeiten des BMBF.
Hohe Nachfrage, aber schwierige Zugangswege
Für ein stärkeres Engagement in Afrika sprechen aus Sicht von van Liempt die großen Marktchancen, während es mit Lateinamerika bereits langjährige Partnerschaften auf bildungspolitischer Ebene gibt und aktuell verstärkt Anfragen nach Kooperationen mit Deutschland eingehen.
Als zentrale Herausforderungen auf beiden Kontinenten nannte van Liempt den ausgeprägten informellen Sektor, geringe Erfahrung mit Berufsbildung und die häufig mangelnde Passfähigkeit von Ausbildung und Arbeitsmarkt.
Kooperationsvereinbarungen in den Regionen hat das BMBF mit Südafrika, Mexiko und Costa Rica geschlossen.
Dr. Ralf Hermann von GOVET, der Zentralstelle der Bundesregierung für internationale Berufsbildungskooperation, und Peter Pfaffe (iMOVE) verglichen nachfolgend die Rahmenbedingungen für deutsche Angebote in Lateinamerika und Afrika. Danach sind Kooperationen mit Ländern auf beiden Kontinenten für mehrere deutsche Ressorts (Bildung, Entwicklungszusammenarbeit, Wirtschaft) von Interesse, ebenso wie für die deutsche Industrie.
Beim Thema Berufsbildung spielen sowohl die Einführung und Einhaltung von Standards eine wichtige Rolle als auch die Aufgabenverteilung von Staat und Wirtschaft bei der Steuerung beruflicher Qualifizierung. Während allerdings das Engagement der deutschen Bildungsunternehmen in Lateinamerika in den vergangenen Jahren stetig zugenommen hat, sind die entsprechenden Zugangswege in Afrika oft noch schwierig.
Unterschiedliche Zeithorizonte und Handlungsmotivationen
In einer Diskussionsrunde über den Berufsbildungstransfer zwischen Forschungsergebnissen und Implementierungserfahrungen wurde deutlich, dass die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie den vor Ort tätigen deutschen Bildungsanbietern bislang eher zufällig denn geplant verläuft.
Dafür gibt es mehrere Ursachen, zu denen unterschiedliche Zeithorizonte und Handlungsmotivationen zählen. Es mangelt an einer Strategiebildung und entsprechenden Verabredungen von Aktivitäten im Vorfeld. Die Interessen der Forschung richten sich zwar auf Erkenntnisgewinn, aber nicht in erster Linie auf die Lösung konkreter Handlungsprobleme, die die Unternehmen umtreiben und für die sie sich Lösungen wünschen.
Für Forschende aus Deutschland spielt das Auffinden von Forschungspartnern im Ausland im Hinblick auf "Ownership" eine wichtige Rolle und gestaltet sich oft schwierig. Das gilt auch für die Umsetzung, die notwendig wäre, um zu kontrollieren, ob der Erkenntnisgewinn auch in der Praxis wirksam und nutzbar wird. Vor diesem Hintergrund halten es die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für umso wichtiger, dass die deutschen Wirtschafts- und Wissenschaftspartner Hand in Hand arbeiten und dafür eine gemeinsame Sprache finden.
Anschließend wurden zwei vom BMBF geförderte Projekte vorgestellt.
"OpporTUNIty" ist auf den Aufbau eines Berufsbildungszentrums in Tunesien für technische Ausbildungsberufe ausgerichtet. Das Blended-Learning-Konzept im Projekt "E-Mas" soll zum Kompetenzaufbau in der zunehmend digitalisierten Automobilindustrie Mexikos beitragen.
Die Veranstaltung endete mit der Vernetzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch die Erstellung von SWOT-Analysen für verschiedene Länder in Gruppenarbeit [SWOT: Strengths - Stärken, Weaknesses - Schwächen, Opportunities - Chancen und Threats - Risiken].