Fachkräftemigration aus Indien: Geschäftschancen für Bildungsanbieter
Anlässlich des Besuchs einer Delegation der National Skill Development Corporation (NSDC) International aus Indien veranstaltete iMOVE am 24. März 2025 zwei Round Tables. Der erste wendete sich an Anbieter von Deutschkursen in Indien. Der andere richtete sich an Anbieter von Qualifizierungs- und Vermittlungsmaßnahmen, die indische Fachkräfte für den deutschen Arbeitsmarkt gewinnen wollen.

Birgit Thomann, Leiterin der Abteilung Berufsbildung International im Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), und Alexander Hochradel vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) begrüßten die Teilnehmenden.
Silvia Niediek von iMOVE eröffnete die Veranstaltung und betonte, dass Deutschland Fachkräfte und Auszubildende willkommen heißt, die ihre beruflichen Fähigkeiten, Lernerfahrungen und Deutschkenntnisse erweitern möchten. Dieses nachhaltige Engagement Deutschlands für eine gerechte Arbeitskräftemobilität zeigt sich nach ihren Worten in einer Reihe von wichtigen gesetzlichen Initiativen der vergangenen fünf Jahre. Dabei kommt der deutschen Bildungswirtschaft eine entscheidende Rolle zu, wenn es darum geht, Menschen zu qualifizieren, die eine Karriere in Deutschland anstreben.
NSDC International: Fachkräftevermittlung in alle Welt
Zum Auftakt des Austauschs stellte sich zunächst die indische Delegation unter Leitung von Alok Kumar, CEO von NSDC International, vor. Die Public-Private-Partnership NSDC unter der Ägide des indischen Berufsbildungsministeriums Ministry for Skill Development & Entrepreneurship (MSDE) trägt vor allem über die Einbeziehung des privatwirtschaftlichen Bildungssektors und finanzielle Unterstützungsleistungen dazu bei, in Indien die Qualität beruflicher Aus- und Weiterbildung in Anlehnung an internationale Standards zu steigern. Dazu erläuterte Nitin Kapoor die Angebote der NSDC Academy.
Mit der Gründung des Bereichs NSDC International hat die Organisation ihr Netzwerk auf mehr als 25 Länder erweitert. NSDC International konzentriert sich auf die Fachkräftevermittlung aus Indien in alle Welt.
Auch in Deutschland sucht NSDC International Bildungs- und Kooperationspartner mit dem Ziel, indische Fachkräfte in Beschäftigungsverhältnisse zu vermitteln. Der Schwerpunkt der Aktivitäten liegt aktuell im Gesundheitssektor, soll aber auch auf andere Branchen ausgedehnt werden.
Entwicklung von Sprachkompetenz
Anschließend präsentierten sich im ersten Round Table drei Anbieter aus dem iMOVE-Netzwerk.
Magnus Hansen vom Institut für internationale Kommunikation Deutschland e.V. (IIK Deutschland) stellte verschiedene Kursoptionen vor, mit deren Hilfe die Lernenden eine ganzheitliche Sprachkompetenz entwickeln können.
Dr. Holger Korte und Karthik Jose Prakash von der Vidacta-Bildungsgruppe GmbH informierten über ihre Sprachkurse, die unterschiedliche Sprachniveaus abdecken, und über ihre staatlich geprüften Ausbildungen im Gesundheitswesen, etwa in den Bereichen Physiotherapie und Krankenpflege.
Das Portfolio von Brian Bjoerndal-Pedersen der Tudias GmbH – Die Sprachschule in Dresden umfasst neben Sprachkursen auch ein Vorbereitungskolleg (Studienkolleg) sowie Frühjahrs- und Sommerkurse.
Mangel an Prüfungsplätzen
In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die für die Migration notwendige Sprachzertifizierung häufig komplexe Probleme aufwirft.
Die Zahl an jungen Menschen in Indien, die Deutsch lernen wollen, ist weit höher als die Menge der angebotenen Kurse. Das liegt nicht zuletzt an einem Mangel qualifizierter Sprachlehrkräfte. Und wenn ein Kurs erfolgreich absolviert wurde, fehlt allzu oft die Möglichkeit, zeitnah die entsprechende Prüfung in einer zertifizierten Einrichtung abzulegen. Das führt dazu, dass Inderinnen und Inder sogar ins Ausland fahren, um sich ihre sprachliche Qualifizierung bescheinigen zu lassen.
Mehrere Bildungsanbieter schlugen digitale Lösungen wie Online-Plattformen und virtuelle Klassenräume vor, um Angebote des Spracherwerbs zu erweitern und die Reichweite qualifizierter Lehrkräfte über ihr unmittelbares Umfeld hinaus auszudehnen.
Zusätzlich wurden auch digitale Teaching Assistants als ergänzende Maßnahme vorgeschlagen. Diese könnten die Lehrkräfte unterstützen, indem sie administrative Aufgaben übernehmen, Lernmaterialien bereitstellen und individuell auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler eingehen.
Viele Anwesende stimmten darin überein, dass die potenziellen Fachkräfte und Auszubildenden so früh wie möglich nach Deutschland geholt werden sollten, da der Lernerfolg deutlich besser ist, wenn sie direkt in die Sprache und Kultur eintauchen. Die Notwendigkeit, die eigenen Sprachkenntnisse alltäglich zu nutzen, trägt maßgeblich dazu bei, dass sie schneller und effektiver ausgebaut werden.
Faire Rekrutierung
Beim zweiten Round Table kamen fünf Anbieter aus dem iMOVE-Netzwerk zu Wort. Außerdem beteiligten sich auf Wunsch von NSDC International sechs deutsche Unternehmen, die das RAL-Gütezeichen "Faire Anwerbung Pflege Deutschland" führen und Pflegekräfte aus Indien rekrutieren.
Den Anfang der Vorstellung machte Tim Miller, Geschäftsführer von Certif-ID International GmbH mit TalentSure. Dabei handelt es sich um eine globale Mobilitätsplattform, die spezialisierte Talentpools in verschiedenen Branchen bietet und ein innovatives Geschäftsmodell integriert, bei dem künstliche Intelligenz zum Einsatz kommt, um alle Beteiligten während des gesamten Personalbeschaffungsprozesses optimal zu unterstützen.
Brigitte Hanemann erläuterte das Angebot der TÜV Süd Akademie GmbH. Sie betreibt eine eigene Niederlassung in Indien und bietet dort eine Vielzahl von Weiterbildungen in Bereichen wie Qualität, Sicherheit, Umweltmanagement, IT und Gesundheitswesen an. Die Schulungen und Zertifizierungen sind international anerkannt.
Imran Mehr von Abnoy Enterprises bietet umfassende Dienstleistungen wie Consulting und Onboarding sowie Unterstützung bei Visa-Angelegenheiten, der Anerkennung von Abschlüssen und der beruflichen Integration an. Zusätzlich eröffnet das Unternehmen Networking-Möglichkeiten durch die enge Zusammenarbeit mit Unternehmen, Bildungseinrichtungen und staatlichen Stellen.
Die bereits beim ersten Round Table vertretenen Bildungsanbieter IIK e.V. und die Tudias GmbH
erläuterten weitere Angebote aus ihrem Portfolio. IIK präsentierte das Career Pathway Program, das internationale Fachkräfte beim Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt unterstützt. Es umfasst einen Intensiv-Deutschkurs, der auf die Abschlussprüfungen vorbereitet, und Unterstützung beim Visumsprozess. Tudias bietet ab April 2025 einen Karriereservice für ausländische Fachkräfte an und unterstützt diese bei der beruflichen Integration, zum Beispiel durch Karriereberatung, die Vermittlung von Kontakten zu Unternehmen und durch Hilfestellung bei der Anerkennung von Abschlüssen und Qualifikationen.
Kultureller Vielfalt mit Respekt und Flexibilität begegnen
In der nachfolgenden Diskussion hoben die Teilnehmenden die große Bedeutung von Transparenz im gesamten Rekrutierungsprozess hervor, um eine für alle Seiten faire Erwerbsmigration zu ermöglichen.
Auch interkulturelle Aspekte der Fachkräftegewinnung besprach die Gruppe ausführlich. Eine Teilnehmerin hob als Herausforderung für Recruiter hervor, dass Bewerberinnen und Bewerber aus Indien, die in Deutschland beispielsweise im Pflegesektor arbeiten, häufig den Arbeitgeber wechseln. Der Mangel an einer langfristigen Arbeitsplatzbindung stellt für viele Arbeitgeber ein großes Investitionshemmnis bei der Rekrutierung ausländischer Fachkräfte dar.
Um diese Herausforderungen erfolgreich zu meistern, ist es laut Kapil Verma von NSDC besonders wichtig, nicht nur bei der beruflichen Integration zu unterstützen, sondern auch transkulturell zu fördern. Eine gezielte Vorbereitung auf den deutschen Arbeitsmarkt – die sowohl fachliche als auch zwischenmenschliche Anforderungen umfasst – kann dazu beitragen, dass sich Auszubildende und Fachkräfte schneller in die neuen Gegebenheiten einfinden und langfristig im deutschen Pflegesystem bleiben.
In Bezug auf das Thema Integration ergänzte der NSDC, dass oft von internationalen Fachkräften erwartet wird, sich schnell an die deutschen Gegebenheiten anzupassen. Dabei sollte auch die deutsche Seite mehr Verständnis und Flexibilität zeigen. Hierzu gehört ein grundlegendes Verständnis für kulturelle Unterschiede.
Die Teilnehmenden stimmten darin überein, dass eine nachhaltige und erfolgreiche Zusammenarbeit nur dann möglich ist, wenn beide Seiten bereit sind, aufeinander zuzugehen.