Faire Anwerbung von ausländischen Fachkräften und Auszubildenden

Methoden und Erfahrungen einer fairen Anwerbung und langfristigen Perspektive von ausländischen Fachkräften und Auszubildenden standen im Mittelpunkt der Online-Veranstaltung am 25. März 2025, die iMOVE mit der Universität Bremen und dem Projekt "SKILLS4JUSTICE" durchführte.

Zange und Schraubenzieher liegen auf einem Notizblatt

Das Online-Seminar bildete den Auftakt einer vierteilig geplanten iMOVE-Veranstaltungsreihe in Kooperation mit dem Institut Technik und Bildung (ITB) der Universität Bremen und dem Projekt SKILLS4JUSTICE

Ziel der Auftakt-Veranstaltung waren der Austausch von Erfahrungen der Anwesenden mit fairer Anwerbung, nachhaltigem Onboarding von Fachkräften und Auszubildenden über verschiedene Sektoren hinweg sowie die Generierung von Ideen, wie sich beide Prozesse vor dem Hintergrund nachhaltiger Bindung produktiv miteinander verbinden lassen.

Qualifikations- und Bildungspartnerschaften

Als Ausgangspunkt für die inhaltliche Diskussion präsentierten Dr. Kristina Kühn und Frieda Klaus vom ITB an der Universität Bremen einen Einblick in den bisherigen Forschungsstand des Projekts SKILLS4JUSTICE und ausgewählte Ergebnisse.

Das HORIZON-geförderte Projekt "Skill partnerships for sustainable and just migration patterns" (SKILLS4JUSTICE) zielt darauf ab, eine evidenzbasierte Grundlage zur Gestaltung von Qualifikations- und Bildungspartnerschaften zu entwickeln und so zu einer zukunftsfähigen Fachkräftegewinnung über Grenzen hinweg beizutragen.

Das Projekt wird noch bis November 2026 gefördert.

Herausforderungen und Erfolgsfaktoren der Fachkräftegewinnung

Dr. Kühn stellte einige Zahlen zur Erwerbsmigration der Bundesagentur für Arbeit und des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge vor, um den Teilnehmenden ein Gefühl für den Erfolg von Maßnahmen zu vermitteln.

Gründe für die nicht allzu hohen Zahlen sind zum Beispiel Sprache und Verständnis, eine falsche Einschätzung der Qualifikation, falsche Vorstellungen der Bewerberinnen und Bewerber oder rechtliche und bürokratische Hürden.

Als sogenannte "Pull-Faktoren", also Punkte, die internationale Fachkräfte nachhaltig binden können, nannte Kühn den Schutz der Fachkräfte sowie langfristige Integration und Bindung. Fairness und Nachhaltigkeit sind strategische Faktoren für die internationale Fachkräftegewinnung, so Dr. Kühn.

Insgesamt führten die Forschenden 40 Interviews über verschiedene Sektoren hinweg sowie mit Arbeitgebergewerkschaften und Akteuren aus Bildung und Politik.

Besondere Herausforderungen sahen die interviewten Personen in Sprache und Qualifikation, die Übernahme von Verantwortung für internationale Fachkräfte und die personellen und finanziellen Kapazitäten. Dies bestätigten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der anschließenden Diskussion.

Weitere besondere Schwierigkeiten gibt es zum Beispiel für ländliche Standorte, die oft weniger attraktive Rahmenbedingungen haben. Andererseits ist das Leben in Großstädten für Auszubildende schwer zu finanzieren - schon die Unterkunft ist ein Problem.

Bei den Interviews stellte sich aber auch Offenheit mit Fokus auf alternative Zielgruppen heraus und die Konzentration bei Rekrutierungsmaßnahmen auf Auszubildende aus Drittstaaten.

Best Practice-Beispiele fehlen

Die Erfahrung der Teilnehmenden zeigt die Notwendigkeit, dass Unternehmen die Strukturen schaffen, die internationalen Fachkräften das Ankommen erleichtert und die Rekrutierung nachhaltig wird. Dazu gehören interkulturelle Trainings für die bestehende Belegschaft genauso wie die Etablierung einer festen Ansprechperson im Unternehmen, die auch bei bürokratischen Fragen unterstützen kann.

Bisher fehlt es an Best Practice-Beispielen, die anderen Unternehmen eine Vorstellung davon geben können, wie internationale Rekrutierung und nachhaltiges Onboarding erfolgreich gestaltet werden können.

Erfahrungen mit "windigen" Agenturen und Abzocke der Fachkräfte im Ausland sollte frühzeitig erkannt und dagegen eingewirkt werden, worüber einige Teilnehmende berichten konnten.

Fazit

Als Fazit kann festgehalten werden, dass die Rekrutierung aktuell vor allem über Projekte oder Agenturen/Anbieter erfolgt und daher Standardprozesse bisher kaum abgebildet sind. Der Integrationsauftrag ist den Unternehmen bewusst, bisher werden aber kaum Ressourcen dafür bereitgestellt.

Zahlen zu Integration und Verbleib werden aktuell kaum erfasst und viele Unternehmen sind derzeit noch in der Entscheidungsfindung, was ihre internationale Rekrutierung betrifft. Hinzu kommen Unsicherheiten und Unterstützungsbedarfe.


Link

zu SKILLS4JUSTICE (englisch)

Veranstaltungsreihe zur Fachkräftegewinnung

Die Online-Veranstaltung war der Auftakt einer iMOVE-Veranstaltungsreihe in Kooperation mit der Universität Bremen und dem Projekt SKILLS4JUSTICE. Es sind vier Veranstaltungen zu verschiedenen Aspekten der Fachkräftegewinnung geplant. 

Der nächste Termin, der sich mit den Erfahrungen von Erwerbsmigrantinnen und Erwerbsmigranten beschäftigt, findet voraussichtlich am Ende des Jahres statt.

iMOVE informiert frühzeitig über alle Termine zum Thema Fachkräftegewinnung.