Geschäftsanbahnung in Chile
iMOVE beteiligte sich als Fachpartner an einer Geschäftsanbahnungsreise vom 13. bis 17. Mai 2024 nach Santiago de Chile, die im Rahmen des BMWK-Markterschließungsprogramms mit sechs deutschen Bildungsanbietern stattfand. Deren Angebote bezogen sich hauptsächlich auf Umwelttechnik, erneuerbare Energien mit dem Schwerpunkt grüner Wasserstoff sowie Landwirtschaft.
Besuch bei Bildungsanbieter INSALCO
Auf dem Programm standen neben der Durchführung eines Symposiums zur Berufsbildung Besuche bei öffentlichen und privaten Bildungseinrichtungen sowie der Behörde zur Wirtschaftsförderung CORFO.
Ziel des Besuchsprogramms war es, den Teilnehmenden anhand von ausgewählten Beispielen die chilenische Bildungsstruktur zu veranschaulichen und Geschäftskontakte mit potenziellen örtlichen Partnern zu ermöglichen.
Deutsch-chilenische Energiepartnerschaft
Die Geschäftsanbahnungsreise in Santiago de Chile startete mit einem Briefing der Teilnehmenden durch die örtliche Deutsch-Chilenische Industrie- und Handelskammer (AHK Chile) und Germany Trade and Invest (GTAI). Mit knapp 20 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern und einer sehr gut ausgebauten Infrastruktur gilt Chile als interessanter Markt in Südamerika, nicht länger nur im Hinblick auf Rohstoffe wie Kupfer, sondern auch im Hinblick auf erneuerbare Energien aus Wind- und Wasserkraft.
Seit 2019 besteht eine dynamische Energiepartnerschaft mit Deutschland. Als Vorteile gelten auch die institutionelle Stabilität und das verlässliche makroökonomische Umfeld sowie ein sicheres Investitionsklima und beständiges wirtschaftliches Wachstum.
Allerdings leidet das Land, nicht zuletzt auch aufgrund weitgehend fehlender dualer Ausbildungsstrukturen, unter einem Fachkräftemangel.
Danach folgte ein Symposium mit rund 50 chilenischen Interessentinnen und Interessenten, die den Präsentationen der deutschen Bildungsanbieter folgten und nachfolgend im Plenum, aber auch in Einzelgesprächen mit ihnen diskutierten. Neben den Bildungsanbietern stellte sich auch iMOVE mit den eigenen Angeboten zur Förderung der privatwirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen deutschen und chilenischen Bildungspartnern vor (im Bild links dargestellt, © AHK Chile).
Im Rahmen der Veranstaltung wurden zahlreiche, aktuell bereits erfolgreich laufende Projekte zu erneuerbaren Energien in Chile vorgestellt. Der Mangel an Fachkräften stellt ein wachsendes Problem dar, dem die chilenischen Bildungseinrichtungen mit angepassten Curricula und praxisorientierten Trainings begegnen wollen.
Die Standardisierung von Berufsbildern, die Ausbildung der Ausbildenden und die Attraktivitätssteigerung der Berufsbildung bei Jugendlichen und ihren Eltern waren Schwerpunkte der nachfolgenden Diskussion.
Ausbildung bei Duoc UC
Chilenische Berufsbildungseinrichtungen
An den folgenden Tagen besuchten die deutschen Delegationsteilnehmerinnen und Delegationsteilnehmer private und staatliche Hochschulen und Akademien, die für die berufliche Ausbildung in Chile zuständig sind, um sich gemeinsam über Projektideen auszutauschen. Solche vorrangig akademisch organisierten Einrichtungen stellen für Jugendliche in Chile den üblichen Einstieg in eine berufliche Laufbahn dar.
Hier ein paar Beispiele für Schwerpunkte der Gespräche:
Seit 40 Jahren engagiert sich beispielsweise die private deutsche Berufsschule INSALCO mit drei kaufmännischen Ausbildungsgängen nach deutschem Vorbild. Dank intensiver Werbemaßnahmen, einer Unternehmensmesse und Kooperationen mit Verbänden konnten in der Vergangenheit zahlreiche Ausbildungsplätze in der Wirtschaft gewonnen werden.
Die chilenische berufliche Hochschule Duoc UC verfügt in Chile für zahlreiche Niederlassungen mit insgesamt 110.000 Studierenden und erhöht bereits mit Ausstattungen deutscher Hersteller die praktischen Kompetenzen angehender Fachkräfte, auch im Bemühen um einheitliche Ausbildungsgänge, von denen auch Fachkräfte im Rahmen einer Weiterbildung profitieren können. Gemeinsam mit Unternehmen werden die Studiengänge alle vier Jahre überarbeitet.
Großes Interesse der deutschen Teilnehmenden fand ein Besuch bei CORFO, der chilenischen Wirtschaftsförderungsbehörde. Hier wurde besprochen, welche Schritte zur Förderung des grünen Wasserstoffs staatlicherseits unternommen und welche Projekte bereits durchgeführt werden. Besonders spannend für die deutschen Besucherinnen und Besucher war ein Überblick über die aktuell geltenden Fördermöglichkeiten.
Paneldiskussion deutscher Anbieter beim Symposium mit rund 50 chilenischen Interessierten
Chancen deutscher Bildungsanbieter
Chile möchte die eigene Stellung als wichtiger Rohstoffexporteur (vor allem von Kupfer) auf den Bereich erneuerbarer Energien (besonders von grünem Wasserstoff) ausdehnen und benötigt dafür dringend Fachkräfte. Entsprechende nationale Förderprogramme können häufig nur dann genutzt werden, wenn einschlägige Trainingsprogramme in Projektvorhaben integriert sind. Hier können deutsche Anbieter beruflicher Aus- und Weiterbildung in Zusammenarbeit mit chilenischen Stakeholdern einen wichtigen Beitrag leisten und in Geschäftspartnerschaften einsteigen.
Deutsche Ausstatter sind bereits seit Jahren gefragte Partner in Chile und können ihre Geschäftsperspektiven ausbauen, da immer mehr chilenische Bildungseinrichtungen, die wichtigsten Kunden deutscher Ausstatter, ihre Trainings zu erneuerbaren Energien und Umwelttechnologien mit Hilfe deutschen Equipments modernisieren möchten.
Das duale System genießt in Chile ein hohes Ansehen. Informationen zum deutschen System der Berufsbildung nahmen die chilenischen Partnern dankend auf. Bildungseinrichtungen und Unternehmen, die damit bereits Erfahrung gemacht haben, setzen ihr Engagement gern fort.
Aber es ist in Chile schwierig, neue Interessierte und Umsetzende für duale Ausbildungsstrukturen zu gewinnen. Staatliche und private berufsbildende Schulen, die eher dem akademischen Bereich zuzuordnen sind, haben in Chile eine beherrschende Stellung für die Berufsbildung insgesamt. Viele Unternehmen erlangen über Praktika von Schülerinnen und Schülern aus diesen Einrichtungen Kontakte zu neuen Mitarbeitenden.
Die Bildungsinstitutionen selbst wünschen sich Austauschprogramme für ihr Ausbildungspersonal.
Rückmeldungen der Bildungsanbieter
Alle mitgereisten Teilnehmenden konnten sich über das rege Interesse zahlreicher einheimischer Gesprächspartner freuen. Die vielfältigen Gelegenheiten zu vor allem Einzelgesprächen und die zahlreichen Möglichkeiten zum Netzwerken lobten allen Beteiligten und die teilnehmenden Bildungsanbieter nutzten diese ausgiebig.
Eine erste Information von iMOVE für die Teilnehmenden über eine bevorstehende Geschäftsanbahnungsreise nach Kanada im November 2024 mit ähnlichem Themenschwerpunkt stieß auf großes Interesse.
Werkstätte beim Bildungsanbieter Duoc UC