Geschäftsanbahnungsreise Aus- und Weiterbildung nach Marokko
Vom 7. bis 11. November 2022 fand eine Delegationsreise zur Aus- und Weiterbildung nach Casablanca, Marokko, statt. iMOVE begleitete die Reise als Fachpartner.
Die Delegation aus Deutschland beim OFPPT, Centre de formation, in Rabat
Die Geschäftsanbahnungsreise war vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im Rahmen des Markterschließungsprogramms gefördert. Die Firma enviacon GmbH führte die Delegationsreise durch.
Ziel der Reise war es, den mitreisenden Aus- und Weiterbildungsunternehmen aktuelle Marktinformationen über den Aus- und Weiterbildungssektor in Marokko (Casablanca, Kenitra und Rabat) und erste Geschäftskontakte zu vermitteln.
Marokkanische Gastgeber zeigen großes Interesse an Berufsbildungszusammenarbeit
Nach einem Briefing durch die örtliche Deutsche Industrie- und Handelskammer in Marokko (AHK Marokko) und Germany Trade and Invest (GTAI) fand am 8. November eine ganztägige Präsentationsveranstaltung statt, an der rund 50 marokkanische Gäste teilnahmen.
Die Vorträge reichten über die Chancen und Herausforderungen für deutsche Unternehmen in Marokko, Bedarfsanalysen, Tipps für den Markteintritt bis zur Vorstellung von iMOVE, bei der besonders die Verwurzelung der deutschen Aus- und Weiterbildungsanbieter im dualen System unterstrichen wurde.
Im Anschluss präsentierten sich die deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Matthias Hansen, Wirtschaftsreferent der deutschen Botschaft in Rabat, und José Bonnetti, Direktor des Kompetenzzentrums Berufsbildung der AHK Marokko, unterstrichen in ihren Beiträgen die Theorielastigkeit der Ausbildung in Marokko und die daraus resultierende mangelnde Bindung der Azubis zu ihren Unternehmen, was zu einer hohen Fluktuation führt.
Im Anschluss an die Präsentationen nutzen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Marokko beim Networking intensiv die Gelegenheit, die deutschen Unternehmen persönlich kennenzulernen.
Die deutschen Aus- und Weiterbildungsanbieter zum Gast im Centre de Perfectionnement Technique, in Kenitra
Das Besuchsprogramm am 9. November führte am Vormittag zum Centre Perfectionnement Technique (CPT Kenitra) in Kenitra. Das Zentrum kooperiert seit vielen Jahren mit deutschen Einrichtungen (unter anderem Industrie- und Handelskammer Bochum, Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt (DVS/SLV) Halle) und Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)). Die Industrie soll durch die Ausbildung von Fachkräften unterstützt werden, insgesamt produktiver zu werden.
Hieraus und aus den schon bestehenden Kooperationen können sich auch Möglichkeiten für die geschäftliche Zusammenarbeit mit der deutschen Bildungswirtschaft ergeben.
Am Nachmittag besuchte die Gruppe OFPPT in Rabat. OFPPT versteht sich als wichtigste Berufsbildungseinrichtung in Marokko. Sie wurde 1974 von König Mohammed II. ins Leben gerufen, da schon er die Berufsbildung als wichtiges Standbein für die Entwicklung des Landes gesehen hat. Auch heute proklamiert der König (Mohammed VI) die Berufsbildung als tragende Säule für Marokko, besonders im Bereich der erneuerbaren Energien.
Berufsbildung steigt im Ansehen
Trotzdem war Berufsbildung lange Jahre die zweite Wahl für die Bevölkerung. Erst in den letzten Jahren, seit immer mehr Uni-Absolventinnen und Uni-Absolventen arbeitslos sind, wird die Berufsbildung wieder als gute Option betrachtet, die auch die Familien erneut in Betracht ziehen.
OFPPT bildet in 400 Einrichtungen jährlich 50.000 junge Menschen in diversen technischen und kaufmännischen Ausbildungsberufen aus. Mädchen werden bewusst auch in technischen Berufen ausgebildet. Die Kooperation mit der Industrie ist eng und die Abschlusszertifikate werden mit den Unternehmen abgestimmt.
Auch hier ergeben sich vielfältige Möglichkeiten für die deutsche Bildungswirtschaft, vor allem um mit der marokkanischen Industrie und deren Trainingsbedarfen ins Geschäft zu kommen.
Elektrikerausbildung beim Centre de Perfectionnement Technique
Am 10. November lud Leoni die Gruppe ein. Leoni ist ein deutsches Unternehmen, das in Marokko als Kraftfahrzeug-Zulieferer produziert und selbst ausbildet. Vor Ort erläuterte das technische Personal die Abläufe.
Am Nachmittag fand ein Round-Table bei OFPPT in Casablanca statt, bei dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch einmal Gelegenheit hatten, sich vorzustellen sowie konkrete Fragen zu stellen.
Beste Geschäftschancen für deutsche Bildungswirtschaft
Marokko bietet sehr viele Möglichkeiten für Aus- und Weiterbildungsanbieter, vor allem in den Bereichen Smart-Agriculture, Tourismus und erneuerbare Energien. Auch bei der Modernisierung von Curricula sowie Fortbildungen für Lehrkräfte ist deutsche Expertise gefragt. Hervorgehoben wurden des Weiteren Bedarfe in der Berufsorientierung und im Bereich der Soft Skills.
Alle Ausbildungsbestrebungen, die bei der Reise vorgestellt wurden, haben das Ziel, den Produktionsstandort Marokko als Hub für Europa in die afrikanischen Länder auszubauen und mit gut ausgebildeten Fachkräften auch ein guter Investitionsstandort zu werden. Dies ist jedoch nicht ohne die Unterstützung ausländischer Partner möglich, woraus sich gute Geschäftschancen für die deutsche Bildungswirtschaft ergeben.
Die deutsche Delegation mit Vertreterinnen und Vertretern der AHK Marokko bei der Präsentationsveranstaltung