Rund 20 Bildungsanbieter informierten sich am 20. März 2018 bei einem Länderseminar über den Bildungsexport nach Kenia.
Die Zahlungsbereitschaft von Unternehmen und Einzelpersonen für Bildungsmaßnahmen gilt in Kenia als besonders gut. Die vorgestellte iMOVE-Marktstudie Kenia unterstrich zahlreiche Geschäftschancen für die deutsche Bildungswirtschaft in Kenia.
Marktchancen für Bildungsanbieter in Kenia

Dr. Dagmar Pietz vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Räumen des BMBF. Pietz wies auf die steigende Bedeutung von Berufsbildungsprojekten in afrikanischen Ländern hin. Peter Pfaffe, iMOVE, hieß insbesondere Marah Köberle, AHK Kenia, die aus Nairobi angereist war, herzlich willkommen.
Chancen für den Bildungsexport nach Kenia
Marah Köberle präsentierte wichtige Länderinformationen und vermittelte einen Eindruck von der positiven wirtschaftlichen Entwicklung Kenias in den letzten Jahren.
Anhand anschaulicher Beispiele stellte Sie das System der beruflichen Aus- und Weiterbildung in Kenia dar und erläuterte die Rolle der wichtigsten Akteure in der kenianischen Bildungslandschaft. Eine zentrale Rolle bei der Reform des kenianischen Aus- und Weiterbildungssektors kommt dabei der Permanent Working Group (PWG) on Technical Vocational Education and Training
(TVET) zu, an deren Gründung die AHK im Jahr 2014 maßgeblich beteiligt war.
Die "Multi-Stakeholder-Plattform" bringt Akteure aus der Privatwirtschaft, der Verwaltung, von zivilgesellschaftlichen Organisationen und Entwicklungspartnern in Kenia an einen Tisch. Bildungsmaßnahmen nach dem Vorbild des dualen Systems interessiert die Teilnehmer der Arbeitsgruppe besonders, betont Köberle. Seit Ende 2017 sind auch zwei Skills Experts über das gleichnamige Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) bei der AHK angesiedelt.
"Die kenianische Aus- und Weiterbildungslandschaft zeichnet sich durch eine große Anzahl von privaten und öffentlichen Einrichtungen im ganzen Land aus. Die Regierung plant die Anzahl von Bildungsreinrichtungen weiter zu erhöhen, um den Bedarfen des Landes gerecht zu werden", berichtete Köberle.
In einer Umfrage für die iMOVE-Marktstudie Kenia stellte die AHK bei Unternehmen eine hohe Zahlungsbereitschaft für Weiterbildungsmaßnahmen fest. Auch Privatpersonen in Kenia sind nach Einschätzung der Autorinnen und Autoren der Studie grundsätzlich bereit, in Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen zu investieren, – auch wenn die berufliche Bildung traditionell ein niedrigeres Ansehen hat als die Hochschulbildung.

Kooperationspotenziale bestehen nach Einschätzung der Wissenschaftlerin besonders in Schlüsselberufen sowie für die Beratung und Implementierung grundständiger Ausbildung. Außerdem wird der Weiterbildung auch zukünftig eine wichtige Rolle zugewiesen. Baumann und Köberle wiesen jedoch auch darauf hin, dass im Land regional stark unterschiedliche Voraussetzungen und Entwicklungsstadien der Berufsausbildung vorherrschen.
Aus- und Weiterbildungsprojekte in Kenia: Beispiele aus der Praxis
Inga Schallau, Deutsche Welthungerhilfe e. V., berichtete von dem Projekt "Skill up!". Das Projekt wird aus privaten Mitteln gefördert. Im Rahmen des Projektes sollen in Kenia insgesamt 1.500 Jugendliche dazu befähigt werden, ein eigenes Einkommen zu erwirtschaften – durch Trainings und Workshops in Privatbetrieben. Es gibt Schulungen in Kraftfahrzeug-Mechanik, Elektrotechnik, Gastronomie, Frisörhandwerk, Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) und Landwirtschaft.
Auch Don Bosco Mondo e. V. ist in Kenia im Bereich der Berufsbildung vertreten. Dr. Susanne Franke berichtete von erfolgreich vermittelten Unternehmenskooperationen mit international agierenden Konzernen im Bereich der Ausbildung in Kenia.
Robert Malzacher, Industrie- und Handelskammer (IHK) Gießen-Friedberg, präsentierte anschaulich das Projekt "Kenyan Initiative for Vocational Education and Training". Das Projekt wurde 2014 im Rahmen einer Berufsbildungspartnerschaft zwischen der IHK Gießen-Friedberg und der Handwerkskammer (HWK) Frankfurt Rhein-Main auf deutscher sowie der Kenya Private Sector Alliance (KEPSA) und der Kenya Federation of Masterbuilders (KFMB) auf kenianischer Seite ins Leben gerufen.
Im Rahmen des Projektes wurden unter anderem praxisorientierte Pilotenausbildungen etabliert – inklusive der Entwicklung von Curricula, der Schulung des Ausbildungspersonals und der Abnahme von Prüfungen. In der kürzlich begonnen zweiten Phase des Projektes soll sichergestellt werden, dass die Maßnahmen zur Ausbildung der Piloten nach Ende des Projektes selbständig weitergeführt werden.

BMBF-Förderrichtlinie zur Internationalisierung der Berufsbildung auch für Kenia
Christian Bock, DLR Projektträger, informierte die Anwesenden über die BMBF-Förderrichtlinie zur Internationalisierung der Berufsbildung und stellte konkrete Anwendungsbezüge der Fördermaßnahme für Kenia dar.
Für den Stichtag 31. Mai 2018 können noch Förderanträge beim DLR eingereicht werden. Besonderes Augenmerk genießen dabei Anträge für Länder in Subsahara Afrika. Bock bot der Bildungswirtschaft auch Beratung zum Antragsverfahren an. Einige Bildungsanbieter nahmen das Angebot im Anschluss an die Veranstaltung auch gleich in Anspruch.
Peter Pfaffe, iMOVE, zog ein positives Fazit des Länderseminars: "Die kenianische Berufsbildungslandschaft wurde heute sehr anschaulich dargestellt. Neben zahlreichen Anknüpfungspunkten für konkrete Geschäftschancen erfuhren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Praxisbeispielen aus erster Hand. Die Möglichkeit einer Anschubfinanzierung für das Kenia-Geschäft durch die Förderrichtlinie des BMBF macht den Markteintritt besonders interessant. Für weitere Auskünfte zum Bildungsmarkt Kenia steht die AHK mit ihren Skills-Experts für die deutsche Bildungswirtschaft bereit."






