Online-Seminar: Aus- und Weiterbildung in der Mongolei

Am 9. Dezember 2024 informierten sich deutsche Unternehmen und Anbieter im Bereich Aus- und Weiterbildung in einem Online-Seminar über die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Geschäftschancen in der Mongolei.

Steppenlandschaft mit schneebedeckten Bergen im Hintergrund

Nach der Begrüßung durch Anton Bondarew von Bondacon International stellte Josephine Deiniger von der Geschäftsstelle des Markterschließungsprogramms des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) das Programm und die geplanten Aktivitäten für 2025 vor.

Kristine Faenger von iMOVE informierte über die Serviceleistungen von iMOVE sowie über den -neuen Schwerpunkt der Fachkräftegewinnung für Deutschland.

Viktor Ebel, Germany Trade and Invest (GTAI), Direktor Kasachstan, Kirgistan und Mongolei gab einen umfassenden Einblick in die wirtschaftliche Lage in der Mongolei. Im Jahr 2025 wird ein leichter Anstieg des Bruttoinlandsprodukts erwartet, von 5,9 Prozent auf 6,2 Prozent. Das Land steckt jedoch in einer großen Abhängigkeit zum chinesischen Markt, da China den Großteil der Rohstoffe aufkauft.

In den Bergbau flossen im 2023 die größten Investitionen, es wurde ein Anstieg auf 50 Prozent der Gesamtinvestitionen verzeichnet. Ein Teil davon fiel auch auf Anlagen. Lohnsteigerungen haben den privaten Konsum steigen lassen, allerdings wird der Anstieg der Energiepreise zu Rückgängen des Konsums führen. Dank Chinas Rohstoffnachfrage wird im nächsten Jahr ein Wachstum um sechs bis sieben Prozent erwartet.

Der Außenhandel mit Deutschland ist noch überschaubar, Deutschland exportiert PKW, Lebensmittel und Süßigkeiten. Der Bereich der Erneuerbaren Energien kann aufgrund der Flächen und der Sonnenstunden ein interessanter Wirtschaftszweig für Deutschland werden. Auch der Bereich der Aus- und Weiterbildung kann für Deutschland relevant werden, da die Mongolei eine Diversifizierung vom Bergbau anstrebt und die Arbeitskräfte Umschulungen und Anpassungsqualifizierungen benötigen.

Dr. Magnus Müller vom Deutsch-Mongolischen Unternehmensverband (DMVU) informierte in seinem Beitrag über Landeskunde und Geschäftskultur. Die Mongolei ist das am dünnsten besiedelte Land mit 3,47 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern. Dabei ist es eines der rohstoffreichsten Länder der Welt. Der hohe Tierbestand mit circa 72 Millionen Tieren (Schafe, Ziegen und Pferde) wurde durch eine schwere Dürre im Sommer 2023, dem ein strenger Winter folgte, teils stark dezimiert. Das brachte die Lebensgrundlage vieler Familien in Gefahr.

Für Geschäftsbeziehungen rät Dr. Müller zu einem langen Atem. Persönliche Beziehungen sind sehr wichtig, daher kommt der Kontaktpflege besondere Bedeutung zu. Gastfreundschaft ist in der Mongolei sehr ausgeprägt. Beziehungsgeflechte sind entscheidend. Er betonte die Gleichberechtigung der Geschlechter. Vor allem mongolische Nomaden ermöglichen tendenziell eher ihren Töchtern eine Schul- und Universitätsausbildung, während die Söhne zu Hause das Vieh versorgen. In den Städten verhält es sich ähnlich, allerdings sind Spitzen- und Führungspositionen vor allem in Unternehmen von Männern besetzt.

Die Mongolei kämpft mit hoher Jugendarbeitslosigkeit. Berufsbildung findet kaum Anerkennung in der Bevölkerung, daher gibt es viele Hochschulabsolvent/-innen ohne Aussicht auf eine Anstellung.

Oyunaaa Dambiinyam, Projektleiterin bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), stellte das Berufsbildungssystem in der Mongolei vor sowie die Projekte, die die GIZ aktuell im Land umsetzt. Unter anderem gibt es Projekte zur Unterstützung des Reformprozesses im Bereich der Berufsbildung.

Markus Loch von der Sparkassenstiftung schilderte die erfolgreiche Einführung des Berufsbildes des Bankkaufmanns in der Mongolei. Aus seiner Sicht liegen die Herausforderungen vor allem darin, dass es keine Ausbildungsvergütung gibt, die Praxisanteile zu gering sind und die Ausbildung von den Schüler/-innen selbst finanziert werden muss. Es gibt auch keine Betriebshaftpflichtversicherungen. Das bedeutet, dass Auszubildende, die einen Schaden im Unternehmen verursachen, diesen privat bezahlen müssen. Er sieht jedoch auch sehr großes Potenzial in der Mongolei, da die Menschen überdurchschnittlich motiviert sind.

Tamir Tsolomon, Generaldirektor des Kempinski Khan Palace Hotels in Ulaanbaatar ging auf die Marktpotenziale im Hotel- und Tourismusbereich ein. Die Mongolei erfährt gerade einen Boom mit über 700.000 Besucherinnen und Besuchern im Jahr 2024. In rund 600 Hotels gibt es pro Hotel zwischen 50 bis 200 Arbeitsplätze. Im Sommer haben die Hotels eine gute Auslastung, im Winter jedoch nicht. Das macht die Branche nicht sehr attraktiv. Daher geht der Trend zur Einstellung unerfahrener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die dringende Fortbildungsbedarfe haben.

Enkhbold Erdenedelger, Executive Director des Skills and Industry Council, der 2021 gegründet wurde um das duale System einzuführen, schilderte die Meilensteine, die bisher im Bereich Bergbau und für die Berufe der Mechaniker, im Baubereich und bei Schweißern erreicht wurden.

Zusammengefasst: Herausforderungen und Chancen für Bildungsexport

Insgesamt lässt sich sagen, dass die Mongolei als Zielland einige Herausforderungen für berufliche Aus- und Weiterbildung birgt. Eine der größten Herausforderung ist, dass die Berufsbildung nicht die Anerkennung hat, die sie verdient.

Der Bedarf an qualifizierten Mitarbeitenden ist sehr hoch und die Novellierung des Berufsbildungsgesetzes wird Marktpotenziale für Aus- und Weiterbildungsanbieter und für Ausstatter, die qualitativ hochwertige Ausstattung an die Berufsschulen liefern, bieten.

Für einen erfolgreichen Bildungsexport sind ein langer Atem und eine intensive Beziehungspflege notwendig. Der hohe Stellenwert von Training – Made in Germany ist eine gute Basis für geschäftliche Beziehungen und erste Pilotprojekte zur Einführung der dualen Bildung schaffen ebenfalls gute Einstiegsmöglichkeiten.


Organisation und Rahmen der Veranstaltung

Das Online-Seminar führte Bondacon International im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz in Kooperation mit dem Deutsch-Mongolischen Unternehmensverband durch. iMOVE unterstütze das Seminar als Fachpartner.

Die Veranstaltung war eine projektbezogene Fördermaßnahme im Rahmen des Markterschließungsprogramms für kleine und mittlere deutsche Unternehmen.


Links

zur GTAI: Markterschließungsprogramm (MEP). Türöffner für neue Märkte

zur iMOVE-Seite: Fachkräftegewinnung für Deutschland