Zertifizierung und Nachhaltigkeit in der internationalen Berufsbildung

iMOVE richtete mit GOVET am 17. März 2025 einen virtuellen Fachtag für die exportorientierte deutsche Bildungswirtschaft aus. Im Fokus standen Zertifizierung, Anerkennung, Akkreditierung und Nachhaltigkeit im internationalen Kontext.

Mann trägt Kopfhörer, sitzt am Tisch und schaut auf einen Bildschirm

Nach einer Begrüßung der Bildungsanbieterinnen und Bildungsanbieter durch iMOVE-Leiter Dr. Andreas Werner führte Kristine Faenger von iMOVE durch den Fachtag.

Welche Akteure prägen die internationale Berufsbildungszusammenarbeit (iBBZ) und welche Themenschwerpunkte verfolgen sie? Diese Fragen beantwortete Peter Rechmann, stellvertretender Leiter von GOVET. Er machte deutlich, dass die deutsche Bildungswirtschaft ein wichtiger Akteur und Partner in der iBBZ ist. Denn für eine effektive Umsetzung von Berufsbildungsreformen und Berufsbildungsmaßnahmen ist ein gemeinsames und kohärentes Handeln der staatlichen und wirtschaftlichen Akteure unerlässlich.

Welche Rolle spielen Zertifizierung, Akkreditierung und Anerkennung?

Anschließend befasste sich Rechmann mit den Themen Zertifizierung, Akkreditierung und Anerkennung von beruflichen Kompetenzen. Denn auch bei internationalen Kooperationen der deutschen Berufsbildungsanbieter stellt sich die Frage, wie der Wert beruflicher Fertigkeiten, Wissen und Kompetenzen sichtbar und individuell ausweisbar gemacht werden können.

Mögliche Ansatzpunkte für eine Zertifizierung finden sich im deutschen System, in dem neben Personen auch Institutionen und Maßnahmen zertifiziert werden können. Dabei sind die Einhaltung der rechtlichen Vorgaben und Standards zu gewährleisten. Dies erfolgt im Allgemeinen durch eine Akkreditierung.

Neben staatlichen Zertifikaten tragen in Deutschland daher Zertifikate von akkreditierten Institutionen dazu bei, die Beschäftigungs- und Wettbewerbsfähigkeit sowie die Aufstiegsmöglichkeiten der Absolventinnen und Absolventen zu erhöhen. Dies gilt auf dem lokalen, regionalen und globalen Arbeitsmarkt und stärkt zudem die Qualität und Relevanz der nationalen wie internationalen Berufsbildung.

Als Herausforderungen für die Nutzung der deutschen Zertifizierung im internationalen Kontext sieht Rechmann, dass die Berufsbildungsprüfung nach deutschem Recht nicht im Ausland abgenommen und keine deutschen Zertifikate im Ausland ausgegeben werden dürfen. Ausnahmen von dieser Regel kann es bei landesrechtlichen Abschlüssen geben.

Prüfungen von Ausländern in Deutschland werden unter anderem durch die Vorgabe von Deutsch als Prüfungssprache erschwert.

Wie kann Berufsbildung zur nachhaltigen Entwicklung beitragen?

Im letzten Modul stand die Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung (BBNE) in der Erstausbildung im Mittelpunkt.

Nachhaltigkeit ist ein unverzichtbares Element beruflichen Handelns. Ihre Dimensionen reichen von der ökonomischen, ökologischen und sozialen bis zu einer kulturellen Dimension. Um mit dem Thema umzugehen und zu Veränderungen beizutragen, werden ein Nachhaltigkeitsbewusstsein und entsprechende Kompetenzen benötigt.

Hierfür kommt der Aus- und Weiterbildung national wie international eine Schlüsselstellung zu. Dies schlägt sich auch in den internationalen strategischen Rahmenbedingungen nieder (UNESCO-Programm "BNE 2030", European Green Deal) nieder sowie im Nationalen Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung (Bereich Berufsbildung).

Julia Olesen, Projektleiterin bei GOVET, erläuterte, wie Nachhaltigkeit in der Ordnungsarbeit im deutschen dualen System berücksichtigt wird und damit auf einen Großteil der Ausbildungsberufe zutrifft.

Hier ist insbesondere die Standardberufsbildposition Umweltschutz und Nachhaltigkeit zu nennen. Sie ist eine verbindliche Mindestanforderung in allen dualen Ausbildungsordnungen, hat aber auch Signalwirkung. Neben der umweltgerechten Nutzung von Produkten, Waren oder Dienstleistungen, Materialien und Energie berücksichtigt und wägt sie auch die Dimensionen von Nachhaltigkeit ab.

Um für Nachhaltigkeit in der Berufsbildung zu sensibilisieren und mögliche Ansatzpunkte eines nachhaltigen Handelns entlang der Lieferketten zu visualisieren, weist Olesen auf die sogenannte VET Chain hin. Die VET Chain ist ein interaktives Workshop-Tool, das in der internationalen Abteilung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) entwickelt wurde.

Zudem erläuterte Julia Olesen anhand von Projektbeispielen die Umsetzung von Nachhaltigkeit in der Berufsausbildung in Griechenland, Südafrika und Vietnam.

Der Fachtag an der Schnittstelle von internationaler Berufsbildungszusammenarbeit und Aktivitäten der Bildungsanbieter diente der Vertiefung gemeinsamer Themen und der Stärkung von Diskurs und Vernetzung der Akteure.


Link

GOVET hat auf der Berichtsseite Projektinformationen sowie Informationen zur Zertifizierung, Akkreditierung, Anerkennung im deutschen Berufsbildungssystem und zur "VET-Chain" verknüpft.

zum Bericht bei GOVET