iMOVE-Special: KI in der beruflichen Aus- und Weiterbildung
Das iMOVE-Special, das am 10. Oktober 2024 virtuell durchgeführt wurde, befasste sich mit Grundlagen und aktuellen Entwicklungen der KI und hatte zum Ziel, praxisnahe Anwendungen und Forschungsergebnisse vorzustellen.
Künstliche Intelligenz (KI) ist in der Berufsbildung nicht mehr wegzudenken. Vielen Mitarbeitenden in Unternehmen macht sie Angst, da sie fürchten, in naher Zukunft von der KI ersetzt zu werden. Viele Schülerinnen und Schüler gehen fälschlicherweise davon aus, dass sie nur mit einem Studium Berufe ausüben können, bei denen KI zum Einsatz kommt. Deutsche Aus- und Weiterbildungsanbieter zeigten bei diesem Webinar praktische Beispiele, die genau das Gegenteil beweisen. Auch das Bundesinstitut für Berufsbildung hat verschiedene Studien durchgeführt und Projekte umgesetzt, u.a. mit der LMU in München im Rahmen der InnoVET Initiative, die die Einsatzmöglichkeiten der KI in der Berufsbildung zeigen.
Eine "Annäherung an KI" wurde von Dr. Verónica Fernández Caruncho aus dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) vorgenommen. Sie nahm in ihrem Beitrag eine Definition von KI in Abgrenzung zur Programmierung vor. Der Vergleich mit der industriellen Revolution, bei der die Menschen ebenfalls Angst vor Verlust ihres Arbeitsplatzes hatten, zeigte auf, dass diese Ängste nicht neu sind und mit Unsicherheiten verbunden werden können. Einige Berufe werden laut Dr. Fernández stärker von den Umstellungen betroffen sein als andere. Änderungen würden auch bedeuten, dass gewisse Kompetenzen mehr an Bedeutung gewinnen werden. KI-Kompetenzen werden immer mehr zu Schlüsselkompetenzen. Dr. Fernández unterstrich auch die Wichtigkeit des verantwortungsvollen Einsatzes von KI. Sie bietet z.B. auch großes Potenzial für Lernende mit Förderbedarf. Im weiteren Verlauf ihres Vortrags ging Frau Dr. Fernández auch auf die Möglichkeiten in der Berufsorientierung ein, bei der KI als Hilfsmittel das Interesse junger Menschen steigern kann, diese jedoch trotzdem noch großen Bedarf an persönlicher Betreuung benötigen. Am Ende ihres Vortrags unterstrich sie noch, dass KI nicht über persönliche Eigenschaften des Menschen verfügt, wie z.B. Empathie.
Katharina Krall, ebenfalls aus dem BIBB, informierte über den BMBF-Innovationswettbewerb INVITE, bei dem es um die Generierung eines sicheren, digitalen, innovativen Weiterbildungsraums geht. Dieser soll die Anschlussfähigkeit an bildungstechnologische Standards, die Nachnutzbarkeit durch Dritte (Open Access) sowie die verbesserte Weiterbildungssuche und passende Weiterbildungsangebote ermöglichen. Anhand von zwei Videos zeigte sie, wie über INVITE Projekte gefördert wurden, die z.B. Fortbildungen für Angestellte im Öffentlichen Nahverkehr (NetÖV) und die Vernetzung untereinander oder auch im Arbeitsalltag über KI-Einsatz ermöglichen. Dabei erläuterte sie auch, was unter Recommendersystemen (Empfehlungssysteme) wie bei NetÖV und unter adaptiven Lernpfaden (wie bei dem Projekt DigiPlat4Train) zu verstehen ist. Die Verwendung von Chatbots und Serious Games wurde den Teilnehmenden anhand von Beispielen vorgestellt.
Dr. Karin Rott von der LMU München hat "KI B³ - Künstliche Intelligenz in die Berufliche Bildung bringen" vorgestellt. Dabei handelt es sich um ein Projekt am Lehrstuhl Allgemeine Pädagogik und Bildungsforschung, das die LMU München im Rahmen der InnoVET Initiative mit dem BIBB durchführt. Die LMU ist für die wissenschaftliche Begleitung zuständig. Dabei geht es darum, etwas über KI zu lernen, aber auch mit der KI zu lernen. Im Rahmen des Projekts wurden Zusatzqualifikationen entwickelt, die den verantwortungsvollen Umgang mit KI erleichtern sollen. Innerhalb des Projekts wurden drei Abschlüsse entwickelt:
- Zusatzqualifikation für Auszubildende,
- Geprüfte/r Berufsspezialist/in für Fachkräfte,
- Bachelor Professional für Führungskräfte.
Die im Rahmen des Projekts entwickelten Lehrmaterialien sind als "Open Educational Rescouces" frei verfügbar und über verschiedene Kanäle abrufbar.
Amelie Riedesel gehört zum Gründerteam von elephant und hat die von ihrem Unternehmen entwickelte KI-Trainingsplattform für eine innovative Weiterbildung vorgestellt. Die KI macht es möglich, Seminare schnell zu erstellen und in verschiedene Sprachen zu übersetzen. Sie stellte dies anhand einer Demonstration vor und erläuterte, wie einfach es sei, online abrufbare Kurse für Menschen zur Verfügung zu stellen, die nicht am Schreibtisch arbeiten. Diese Lösung funktioniere sowohl für technische und handwerkliche Berufe wie für soziale.
Dr. Daniel Büttner, CEO und Gründer von COLCONS® Unternehmergesellschaft, Corporate Learning Consultants hat sich in seinem Beitrag mit Einsatzmöglichkeiten, Herausforderungen und Datenschutz der Künstlichen Intelligenz in der dualen Ausbildung befasst. Sein Unternehmen bietet sowohl traditionelle berufliche Fortbildungen und Fortbildungen für Lehrpersonal im In- und Ausland an als auch KI-gestützte Formate. Dies stellte er mit einem Praxisbeispiel vor, bei dem KI zur Erstellung von Unterweisungen unterstützend eingesetzt wird. Dr. Büttner ging auch auf die Herausforderungen ein, die sich beim Einsatz von KI stellen, unter anderem im Bereich des Datenschutzes und weiteren regulatorischen Anforderungen, wie dem AI-Act der Europäischen Union und der Datenschutzgrundverordnung. Diese stufen den Einsatz von KI in der Berufsbildung als Hochrisiko ein, wodurch ein hoher Anspruch an die Transparenz und die menschliche Aufsicht sowie den Datenschutz erhoben wird. Da Lernfortschritte ständig durch KI kontrolliert und angepasst werden besteht die Gefahr falscher Analysen, die das berufliche Fortkommen von Lernenden verringern könnte.