Die Deutsche Brotkultur ist immaterielles Kulturerbe des Landes – und weltweit gefragt. Zuletzt von einer Gruppe Unternehmerinnen und Unternehmern aus dem Iran, die sich in der Bundesakademie des Deutschen Bäckerhandwerks weiterbildete.
Schon seit dem Jahr 2007 besuchen iranische Bäckerei-Unternehmerinnen und -Unternehmer regelmäßig die Bundesakademie des Deutschen Bäckerhandwerks, um sich das notwendige Wissen im Bäckerhandwerk anzueignen. Bislang kamen allein aus dem Iran schon 135 Personen zur Weiterbildung nach Weinheim.
Weiterbildung von Bäckerei-Unternehmern aus dem Iran
Technik und Teige begreifen
Ende Juli 2016 fand sich eine Gruppe von 23 Personen aus dem Iran in der Akademie Deutsches Bäckerhandwerks Weinheim e. V. ein, die eine Woche lang die Herstellung typisch deutscher Brotsorten erlernten.
Schwerpunkte der Fortbildung waren die Techniken der Lockerung mit Hefe und Sauerteig, das Backen mit Roggen sowie Techniken zur Verbesserung der Frischhaltung von Broten. Auch glutenfreie Brote und Vollkornbrote standen auf dem Lehrplan.
Alle Trainings sind eine Kombination von Demonstration und "hands on". Denn gerade im Bäckereibereich gilt es, die Beschaffenheit der Teige und die handwerklichen Techniken im wahrsten Sinne des Wortes zu "begreifen". Die Besichtigungen von Bäckereien ergänzten dieses Seminar für die iranischen Unternehmerinnen und Unternehmer.
Die Unterbringung der Gruppe erfolgte im eigenen, auf Hotelstandard voll ausgestatteten Gästehaus der Akademie, das über 80 eigene Betten verfügt. Weil dies bei drei bis fünf Seminargruppen parallel nicht ausreicht, um die Nachfrage zu bedienen, bestehen Abkommen mit den Hotels der Stadt Weinheim.
Die Bundesakademie des Bäckerhandwerks befindet sich im Waldschloss der badischen Stadt Weinheim an der Bergstraße, nur 66 Kilometer vom internationalen Flughafen Frankfurt entfernt.
Iraner wollen gelockerte, volumenreiche Brote
Mit über 75 Millionen Einwohnern gehört die Islamische Republik Iran zu den 20 bevölkerungsreichsten und größten Staaten der Erde.
Traditionell verzehrt die Bevölkerung sehr viel Brot. Fladenbrotsorten wie Lavash, Sangak, Barbari oder Taftoon dominieren den iranischen Markt, überwiegend gebacken in Haushalten und sehr kleinen Bäckereien. Der Marktanteil von größeren, leistungsfähigen Bäckereien steigt jedoch, auch weil der Staat angesichts der steigenden Bevölkerungszahlen in Know-how und Infrastruktur der Lebensmittelversorgung investiert.
Das Durchschnittsalter der Menschen im Iran liegt bei nur 27 Jahren und gerade die in den Städten lebenden jungen Einwohnerinnen und Einwohner verlangen zunehmend gelockerte, volumenreiche Brote, wie sie in Deutschland vorwiegend angeboten werden. Diese Brote gelten als besonderes schmackhaft und bekömmlich, sind den lokalen traditionellen Bäckern von Haus aus aber eher fremd.
Daraus entsteht ein entsprechender Qualifizierungsbedarf im iranischen Bäckerhandwerk.
3.000 Teilnehmer aus 27 Nationen im Jahr 2015
Der Erstkontakt zum Iran erfolgte auf der Internationalen Bäckereiausstellung iba. Die iba ist die führende Weltmesse für Bäckerei, Konditorei und Snacks, die das Deutsche Bäckerhandwerk alle drei Jahre in München organisiert. Auf dieser Messe wurden Vertreterinnen und Vertreter des iranischen Bäckerverbandes auf das Brotland Deutschland aufmerksam.
Alleine im Jahr 2015 haben sich in der Bundesakademie des Bäckerhandwerks 3.000 Personen aus 27 Nationen weitergebildet, entweder in Form von Seminargruppen oder durch die individuelle Anmeldung auf der Internetseite akademie-weinheim.de, wo auch englischsprachige Kurse angeboten werden.
Neben den Kurssprachen Deutsch und Englisch werden viele Seminare mit Übersetzung angeboten. Rezepte der Akademie liegen sogar in der japanischen und chinesischen Sprache vor.
Bundesakademie - Botschafter der deutschen Backkunst
Das Präsidium des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks, zugleich Vorstand der Bundesakademie, ließ es sich nicht nehmen, die iranische Gruppe persönlich zu begrüßen.
Präsident Michael Wippler vom Zentralverband und Direktor Bernd Kütscher als Leiter der Bundesakademie betonten die langjährige, freundschaftliche Verbundenheit. Sie zeigten sich stolz und dankbar, dass die Bundesakademie des Bäckerhandwerks in Weinheim als Botschafter der Deutschen Backkunst international zunehmend zur Verbesserung von Brotversorgung und Brotqualität beiträgt.
Kontakt
Akademie Deutsches Bäckerhandwerk Weinheim
Bernd Kütscher
Direktor
Im Waldschloss / Gorxheimer Talstraße 23
69469 Weinheim an der Bergstraße
Telefon: 06201 107-0