Um die C-Lizenz des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zu erlangen, reiste eine Gruppe von Trainern aus den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) nach Hessen.
Deutsche Lizenzen für US-Fußballtrainer
Zunächst Stabilisations- und Aktivierungsübungen, um die müden Knochen der Spieler auf Temperatur zu bringen. Dann ein paar Pass-Stafetten. Schließlich Arbeit in Kleingruppen zur Chancenentwicklung im Abschlussdrittel und zur Spielverlagerung vor dem Torabschluss.
Einer solchen typischen Trainingseinheit von Kickers Offenbach wohnten im März nicht nur die üblichen interessierten Fans bei, sondern auch eine Gruppe von 22 amerikanischen Fußballtrainern.
In einem zweiwöchigen Lehrgang erwarben sie nicht nur Wissen zu Technik, Taktik, Kondition und Mannschaftsführung, sondern auch die C-Lizenz des Deutschen Fußball-Bundes. Sie bescheinigt den Absolventen grundlegende taktische und organisatorische Kenntnisse zum Training von Kindern und Erwachsenen im mittleren und unteren Amateurbereich.
Deutsche Weiterbildung steht für hochklassiges Training
Die Mannschaftssportart Fußball erfreut sich in den USA seit Jahren steigender Beliebtheit, und zwar bei Jungen und bei Mädchen gleichermaßen. Deshalb gibt es nicht nur an den High Schools und Colleges zahlreiche Mannschaften, sondern auch viele private Fußballvereine.
Je nach Spielklasse zahlen die Eltern für die Mitgliedschaft ihrer Kinder dort allerdings ein Vielfaches von dem in Deutschland Üblichen. Die Jahresbeiträge bewegen sich zwischen 2.500 und 5.000 US-Dollar. Dafür erwarten die Eltern natürlich auch ein hochklassiges Training und das sehen sie vor allen Dingen dann gewährleistet, wenn die Trainer in Deutschland weitergebildet wurden und über eine deutsche Lizenz verfügen.
Einen entsprechenden Lehrgang speziell für amerikanische Trainer führte jetzt bundesweit zum ersten Mal der Hessische Fußball-Verband in Kooperation mit der deutschen Agentur ProSoc durch. ProSoc vermittelt Fußball-Stipendien für deutsche Jugendliche an Colleges in den USA und verfügt auch über gute Kontakte zu den zahlreichen Fußballmannschaften für den Nachwuchs der Militärangehörigen und zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Stützpunkten der USA in Europa.
"Sowohl aus den drei Vereinen auf deutschem Boden als auch direkt aus den USA erreichten uns Anfragen zum Erwerb der C-Lizenz in englischer Sprache", so Frank Illing, Vorsitzender des Ausschusses für Qualifizierung und Vereinsentwicklung beim Hessischen Fußball-Verband. "Weil unsere Lizenzen "made in Germany" weltweit ein sehr hohes Ansehen genießen, haben wir uns letztlich zur Durchführung dieses ersten Lehrgangs seiner Art entschlossen – und sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis."
Abschlussprüfung mit Lehrprobe
Die Teilnehmer aus Vereinen, High Schools, Colleges und Major League Soccer Clubs absolvierten die vorgeschriebenen 120 Lerneinheiten, die zu jeweils 50 Prozent aus theoretischen und praktischen Anteilen bestehen. Mit Besuchen bei Kickers Offenbach und Eintracht Frankfurt sowie einer Demogruppe der TSG Wieseck wurden die vermittelten Inhalte auf verschiedenen Leistungsstufen in der Praxis gezeigt.
Bei ihrer Abschlussprüfung unterzogen sich die Trainer nicht nur einer mündlichen Prüfung und der Ausarbeitung einer Hausarbeit, sondern auch einer Lehrprobe. In deren Verlauf mussten sie eine Trainingseinheit entwickeln und einen Teil davon auch demonstrieren.
Nach der ausgezeichneten Resonanz der ersten Teilnehmer soll ein ähnliches Training zukünftig regelmäßig einmal pro Jahr stattfinden. Trainer können gemäß deutscher Ausbildungsordnung allerdings nur teilnehmen, wenn sie zeitgleich Mitglied in einem deutschen Fußballverein sind.
Problemlos kann das für Amerikaner über die Vereine an den amerikanischen Militärstützpunkten gewährleistet werden. Daher will sich der Verband zunächst auf die Weiterbildung von Trainern aus den USA beschränken. Von dort gibt es auch schon Anfragen nach dem Erwerb von B-Lizenzen und nach Fortbildungen in den USA, um die Gültigkeit der erworbenen Lizenzen, die spätestens alle drei Jahre erneuert werden muss, langfristig sicherzustellen.
Kontakt
Hessischer Fußballverband e. V.
Frank Illing
Vorsitzender des Ausschusses für Qualifizierung und Vereinsentwicklung
Fotos: Hessischer Fußballverband e. V.