Israelis informieren sich über duale Berufsausbildung

Jüngst informierten sich Vertreter aus dem israelischen Bildungsministerium an mehreren deutschen Einrichtungen in Baden-Württemberg über die Grundzüge der dualen Ausbildung.

Israelis bestaunen duales System der Berufsausbildung
Delegation des Bildungsministeriums besucht Hahn-Schule und Firma Heller


Jüngst informierten sich Vertreter aus dem israelischen Bildungsministerium an mehreren deutschen Einrichtungen über die Grundzüge der dualen Ausbildung. Hartmut Mattes, der für die Auslandsbeziehungen zuständige Referent am Kultusministerium Baden-Württemberg, hatte dabei zwei Anlaufpunkte in Nürtingen gewählt: die berufliche Philipp-Matthäus-Hahn-Schule und die Firma Heller.

Die Philipp-Matthäus-Hahn-Schule hat als schulischer Partner in der Berufsausbildung eine langjährige Erfahrung. Als einzige Schule in Deutschland pflegt sie zudem seit 20 Jahren mit einer jüdischen Schule in Givatayim und seit zehn Jahren mit einer arabischen Schule in Rama einen trilateralen Austausch mit israelischen Schulen.

Die Firma Heller Maschinenbau wurde als Vertreter von vielen Firmen gewählt, die eine qualitativ hohe betriebliche Ausbildung durchführen.

Laut Gershon Cohen, Leiter der beruflichen Bildung im israelischen Bildungsministerium, besteht die Ausbildung in Israel aus zwei miteinander nicht verbundenen Teilen. In vom Ministerium verantworteten Kursen werde das Wissen geliefert, die Anwendung an den Maschinen fehle jedoch. Die praktische Unterweisung finde dann in den Firmen als "In-Company-Training" statt, als Anlernen für einen speziellen Job. Beim Anblick der vielen Prüfinstrumente und Fahrzeuge in der Kfz-Abteilung fragte sich Cohen, wofür man eine solche Ausstattung brauche, die viel Geld koste. Harald Fano, der Leiter der Hahn-Schule, wies darauf hin, dass nur eine gute Ausstattung zu einer Top-Qualifikation führen könne, er gestand jedoch zu, dass aus Kostengründen "eine vertiefte Ausbildung nur an Fahrzeugen von zwei Marken geleistet werden kann".

Facharbeiter in Israel wenig angesehen

Peter Keck, der Pressesprecher des Landratsamtes, machte deutlich, dass in Deutschland eine gute Facharbeiterausbildung eine wichtige Basis für die Industrie sei und die Investition sich deshalb lohne. "Israel hat durch seine Spitzenuniversitäten gute Ingenieure, aber die Facharbeiter fehlen, da sie ein negatives Image haben und für junge Menschen allenfalls die zweite Wahl darstellen", sagte Keck.

Der israelischen Delegation, der mit Efraim Porat und Tal Lotan auch Vertreter von Industrie und der Industrie- und Handelskammer angehörten, leuchtete nicht ein, wie ein System "mit so vielen Berufen und Spezialisierungen" überhaupt funktionieren könne. Vollends schwierig wurde es dann, als noch der dritte Partner in der Berufsausbildung, die übertriebliche Ausbildungsstätte Garp, erwähnt wurde, die Inhalte abdeckt, die von einzelnen Betrieben nicht geleistet werden können.

Beim Rundgang durch die Ausbildungsabteilung der Firma Heller zeigten sich die Gäste aus Israel von den hohen Standards der Ausstattung beeindruckt. Allerdings waren sie verwundert über den Einsatz von Schraubstock und konventionellen Drehmaschinen, was Gershon Cohen unnötig erschien, für Ausbildungsleiter Gerhard Mack aber zur unverzichtbaren Grundlage für einen guten Arbeiter gehören.

Quelle: Eßlinger Zeitung, Artikel der Online-Ausgabe, 28.02.2011